JFK -Staatsstreich in Amerika
mit
Sanktionen oder gar mit Krieg zu drohen. Die schon virulente Judenverfolgung in
Deutschland hielt er für »harmlos«. Nach seiner Abberufung als Botschafter im
November 1940 war Joseph Kennedy für eine politische Karriere verbrannt. Sein
Ziel, Roosevelt zu beerben und selbst Präsident zu werden, war nicht mehr zu erreichen.
Die Söhne mussten ran – und der Vater investierte nicht nur Millionen von
Dollar in dieses Unterfangen, sondern bediente sich dafür diskret auch seiner
alten Kontakte mit dem Mob. Dieser Einsatz großer Geldmittel und Verbindungen
in die Unterwelt wurde vor allem deshalb nötig, weil der vom Vater
prädestinierte älteste Sohn, Joseph Kennedy junior, als Pilot der Air Force
kurz vor Kriegsende ums Leben gekommen war. Anders als sein jüngerer Bruder
John Fitzgerald, der seit der Kindheit von zahlreichen schweren Krankheiten
geplagt war und häufig ins Hospital eingeliefert werden musste, entsprach der
athletische Joseph junior ganz dem Ideal seines ehrgeizigen Vaters. Doch dem
Schicksalsschlag seines frühen Todes kam ein unglücklicher Zufall zuvor, der aus
dem eher schwächlichen zweiten Sohn einen Kriegshelden macht. Aufgrund seiner
Krankenakte wäre John F. Kennedy für den Kriegsdienst normalerweise untauglich
gewesen, doch weil der Dienst in der Armee einen kaum verzichtbaren
Karrierebaustein darstellte, gelang es seinem Vater aufgrund seiner Kontakte
ins Pentagon, John F. in der US Navy unterzubringen. Als Kommandant eines
Schnellboots vom Typ PT-109 im Pazifischen Ozean erlitt er nach der Kollision
mit einem japanischen Kreuzer Schiffbruch und rettete trotz einer Verletzung am
Rücken einen schwer verletzen Kameraden schwimmend auf eine nahegelegene Insel.
Diese Tat brachte ihm nicht nur mehrere militärische Auszeichnungen ein,
sondern lieferte nach Kriegsende auch das Material, dem Sprössling Joe Kennedys
Publizität für eine politische Karriere zu verschaffen. Eine mit dem Geld des
Vaters im Reader’s Digest lancierte dramatische Geschichte über den
Kriegshelden John F. Kennedy wurde 1946 als Sonderheft in hoher Auflage
nachgedruckt und spielte bei seinem ersten Wahlkampf um einen Sitz im
Repräsentantenhaus eine wichtige Rolle. Noch wichtiger jedoch für den ersten
Wahlsieg des weithin unbekannten und erst 29-jährigen Jungpolitikers war die
Tatsache, dass der Sitz des angesehenen Vertreters von Massachusetts, James
Curley, überhaupt frei geworden war, nachdem ihn Joe Kennedy überredet hatte,
Bürgermeister von Boston zu werden und ihm dafür großzügige Geldmittel in
Aussicht stellte. Ähnlich trickreich und mit deutlich höherem Finanzeinsatz
gelang es Vater Joe dann 1952, seinem Sohn bei der Wahl zum Senator von
Massachusetts eine Mehrheit zu verschaffen – ein Darlehen über eine halbe
Million Dollar (heutiger Wert ca. 2,8 Mio.), das er der kriselnden Boston
Post gewährte, sicherte dem Junior eine positive Presse. Wie dieses
»normale« Kreditgeschäft wurden auch die anderen Zuwendungen zur
Wahlkampfunterstützung, die Joe Kennedy mit Geschick und Charme verteilte, nie
offiziell geahndet, obwohl nach dem Gesetz jeder Bewerber nur 20 000 Dollar
eigenes Geld für den Wahlkampf einsetzen durfte. Dass Vater Joe auch bei Johns
Wiederwahl in den Senat 1956 und in der Präsidentschaftskampagne gegen Richard
Nixon 1960 nicht nur sämtliche Strippen zog, sondern zudem sein auf 400
Millionen Dollar geschätztes Vermögen einsetzte, ist ebenso bekannt, wie es nie
gerichtlich aktenkundig wurde. Ebenso wenig wurden es die Geldkoffer, die er an
seine alten Mafiakontakte aus der Prohibitionszeit verteilt haben soll, um die
Wahlergebnisse in ihren Revieren – Nevada und Illinois – zu manipulieren. Sie
tauchen zwar in jeder zweiten Kennedy-Biographie auf, brachten es aber nie über
den Status eines wohlbegründeten, aber nicht beweisbaren Gerüchts hinaus. Doch
ohne Frage ist der Nimbus des Jungpolitikers John F. Kennedy zuerst einmal der
eines »rich kids«, das von einem ehrgeizigen und gut vernetzten Vater ins Amt
gehievt wird, der sich seiner Rolle sehr wohl bewusst ist. Als ihm ein
Bekannter zur ersten Wahl des Sohns in den US-Senat gratuliert, soll er
geantwortet haben: »Mit dem Geld hätte auch mein Chauffeur die Wahl
gewonnen.« Nachdem Sohn Jack zum zweiten Mal in den Senat gewählt worden war,
setzte Vater Joe zum Endspurt auf die Zielgerade ins Weiße Haus an. Bei einem
Essen mit seinem Vertrauten, dem New Yorker Kardinal Francis Spellman, berichtete
er dem
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