JFK -Staatsstreich in Amerika
Freund von seinen jüngsten Aktivitäten: »Ich habe gerade ein Pferd für
75 000 Dollar gekauft, und für noch einmal 75 000 Dollar bringe ich Jack auf
die Titelseite der Time .« 12 Das erste Cover des Time Magazine mit dem strahlenden jungen Senator
erschien am 2. Dezember 1957 und war der Start einer massiven Medienkampagne,
die Joe Kennedy in den folgenden Jahren arrangierte und finanzierte. Er selbst
hielt sich mit Äußerungen in der Öffentlichkeit zunehmend zurück. Auch auf
seine Eskapaden mit zahlreichen Geliebten, darunter dem Hollywoodstar Gloria
Swanson, die in den 20er und 30er Jahren oft die Klatschspalten gefüllt hatten,
verzichtete er nun oder hielt sie doch besser geheim. Alles ordnete Old Joe fortan
seinem großen Ziel unter, das er für seine drei Söhne ins Auge gefasst hatte
und dem Evening Standard in einem ungewöhnlich offenen Interview im
September 1957 eingestand: Er wollte, dass Jack Präsident werden würde, Bobby
Generalstaatsanwalt und Ted Senator. Wie das Ziel der Präsidentschaft am 9.
November 1960 erreicht wurde – in dem mit einem Zehntel Prozent Vorsprung
knappsten Wahlausgang aller Zeiten –, gestand Joe im Rückblick seinem Freund
Ben Bradlee: »Ich habe dafür 13 Millionen Dollar ausgegeben.« Und 4 Millionen
davon, so erzählte Harry Truman seiner Tochter Margaret, »um die Nominierung zu
kaufen«. 13
Doch es lag nicht allein am Geld, es
lag auch nicht an den Netzwerken Joe Kennedys und seiner vorausschauenden
Strategie, dass diese Wahl erstmals vom Fernsehen entschieden und sein gut
aussehender, charismatischer Sohn in den TV-Debatten gegen den verschwitzten
Richard Nixon schließlich die entscheidenden Stimmen holte – es lag vor allem
an der Tatsache, dass sich dieser Sohn, seit er wegen seines gefallenen älteren
Bruders vom Vater zum Abgeordneten und ins Senatorenamt gedrängt worden war, zu
einem eigenständigen politischen Kopf entwickelt hatte. Dass er die Welt
bereist, sich ein Bild gemacht und politische Ansichten entwickelt hatte, die
sich deutlich von denen seines Vaters unterschieden, und dass er in der Lage
war, diese Ansichten nicht nur eloquent und charmant vorzutragen, sondern auch
willens, sie durchzusetzen – als Präsident.
John
F. Kennedy
The Dark Side of Camelot ist mit Sicherheit das schlechteste Buch des Pulitzerpreisträgers und
Investigativreporters Seymour Hersh, aber ebenso sicher auch dasjenige, das ihm
am meisten Geld einbrachte. Eine Million Dollar Vorschuss sollen Hershs Agenten
vom Verlag Little Brown dafür herausgeholt haben, und noch einmal weitere 250
000 Dollar und einen Vertrag mit dem TV-Sender ABC, nachdem Hersh bei seinen
Recherchen ein höchst brisantes Dokument zugespielt worden war. Es handelte
sich um einen von John F. und Robert F. Kennedy, Marilyn Monroe, Janet Des
Rosiers (der Assistentin Joe Kennedys) und Aaron Frosch (Monroes Anwalt) am 3.
März 1960 im Carlyle Hotel in New York unterzeichneten Vertrag, der die
Kennedys zur Zahlung von 600 000 Dollar an die Mutter von Marilyn Monroe,
Gladys Baker, verpflichtete – und die Schauspielerin zum Stillschweigen über
ihre sexuellen Beziehungen zu JFK und dessen Kontakte mit Unterweltfiguren wie
dem Mob-Boss Sam Giancana in ihrer Gegenwart. Man kann sich Seymour Hershs
Begeisterung vorstellen, als ihn ein Informant namens Lex Cusack mit diesem
Dokument bekannt machte, das er angeblich in den Unterlagen seines Vaters,
eines Anwalts, gefunden hatte, denn wie in einer Nussschale waren hier die
Zutaten versammelt, die Hersh für sein Buch schon zusammengetragen hatte: die
rastlose sexuelle Manie Jack Kennedys, der jedes weibliche Wesen flachlegte,
das nicht bis drei auf dem Baum war; die in der Klatschpresse weithin
kolportierten Geschichten, dass auch sein Bruder Bobby, der scheinbar treue
Familienvater, dieser Neigung frönte und ebenfalls eine Affäre mit Marilyn
Monroe hatte; das Gerücht, dass Bobby Kennedy in den Selbstmord des Filmstars
verwickelt war und dessen ungeklärte Umstände vertuschte; die klandestine
Kooperation des Kennedy-Clans mit der Mafia bei der Manipulation von Wahlen
sowie dessen Methode, mit viel Geld nicht nur politische Ämter zu kaufen,
sondern auch Skandale aus der Welt zu schaffen.
Für Hersh, der diesen Geschichten
seit einigen Jahren auf der Spur war, kam in diesem Dokument alles zusammen,
was er bisher anhand von Interviews und Zeugenaussagen an Fakten und Gerüchten
skizziert hatte. »Die Kennedys … waren die übelsten Menschen«, rief er
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