JFK -Staatsstreich in Amerika
Verstandes zu
bedienen und die selbstverschuldete Unmündigkeit hinter sich zu lassen. Doch er
blieb nicht bei einem sonntagsrednerischen Appell an die Kraft des Geistes,
sondern wandte sich sogleich der Praxis, der Realpolitik zu:
»Ich spreche jetzt nicht von der
absoluten, nicht mehr fassbaren Idee des Weltfriedens und des guten Willens,
von der einige Phantasten und Fanatiker immer noch träumen. Ich leugne nicht
den Wert von Hoffnungen und Träumen, aber wir würden lediglich der Entmutigung
und Ungläubigkeit Tür und Tor öffnen, wenn wir das zu unserem einzigen und
unmittelbaren Ziel machen würden. Wir sollten uns statt dessen auf einen
praktischeren, erreichbareren Frieden konzentrieren, der nicht auf einer
plötzlichen Revolution der menschlichen Natur, sondern auf einer allmählichen
Evolution der menschlichen Institutionen basiert – auf einer Reihe von
konkreten Maßnahmen und wirksamen Übereinkünften, die im Interesse aller
Betroffenen liegen.
Für diesen Frieden gibt es
keinen einfachen Schlüssel, keine großartige oder magische Formel, die sich
eine oder zwei Mächte aneignen könnten. Der echte Friede muss das Produkt
vieler Nationen sein, die Summe vieler Maßnahmen. Er muss dynamisch, darf nicht
statisch sein, er muss flexibel sein, um den großen Aufgaben einer jeden
Generation zu entsprechen. Denn der Friede ist ein Prozess – ein Weg, Probleme zu
lösen.«
Hier sprach kein Phantast von
einer unerreichbaren Vision, sondern ein Realist von der Möglichkeit, einen
neuen Weg zu gehen, eine neue Entwicklung einzuleiten, einen dynamischen und
kooperativen Prozess zu beginnen – und sich von den alten, eingetretenen Pfaden
zu verabschieden. Dies wird besonders im Folgenden deutlich, als Kennedy
gegenüber dem in den 50er Jahren in Amerika stilisierten Horrorgespenst des
Kommunismus und seiner imaginären Inkarnation, der Sowjetunion, geradezu
unerhörte Töne anschlug:
»Lassen Sie uns zweitens unsere
Haltung gegenüber der Sowjetunion überprüfen. … Keine Regierung und kein
Gesellschaftssystem sind so schlecht, dass man das unter ihm lebende Volk als
bar jeder Tugend ansehen kann. Wir Amerikaner empfinden den Kommunismus als
Verneinung der persönlichen Freiheit und Würde im tiefsten abstoßend. Dennoch
können wir das russische Volk wegen vieler seiner Leistungen – sei es in der
Wissenschaft und Raumfahrt, in der wirtschaftlichen und industriellen
Entwicklung, in der Kultur und in seiner mutigen Haltung – rühmen. Unter den
vielen Zügen, die den Völkern unserer beiden Länder gemeinsam sind, ist keiner
ausgeprägter als unsere beiderseitige Abscheu vor dem Krieg. Unter den großen
Weltmächten haben wir – und dies ist beinahe einzigartig – niemals
gegeneinander im Krieg gestanden. Wohl kein anderes Volk in der Geschichte hat
mehr gelitten als das russische Volk im Verlauf des Zweiten Weltkrieges.
Mindestens zwanzig Millionen gaben ihr Leben.«
Kennedy würdigte nicht nur den Blutzoll,
den die UdSSR und die Rote Armee für den Sieg im Weltkrieg erbracht hatten,
sondern schilderte darüber hinaus diesen Erzfeind nicht als ein
menschfressendes Monster, sondern als eine Kulturnation. Er kritisierte zwar
das kommunistische System, doch betonte vor allem die Gemeinsamkeiten. Und kam
dann auf die große Gefahr, die beiden Ländern durch eine Fortsetzung des Kalten
Kriegs und des Wettrüstens drohte:
»Sollte heute – wie auch immer – ein
totaler Krieg ausbrechen, dann würden unsere beiden Länder die Hauptziele
darstellen. Es ist eine Ironie, aber auch eine harte Tatsache, dass die beiden
stärksten Mächte zugleich auch die beiden Länder sind, die in der größten
Gefahr einer Zerstörung schweben. Alles, was wir aufgebaut haben, alles, wofür
wir gearbeitet haben, würde vernichtet werden. Und selbst im Kalten Kriege –
der für so viele Länder, unter ihnen die engsten Verbündeten der Vereinigten
Staaten, Lasten und Gefahren bringt – tragen unsere beiden Länder die
schwersten Lasten. Denn wir werfen beide für gigantische Waffen riesige Beträge
aus – Beträge, die besser für den Kampf gegen Unwissenheit, Armut und Krankheit
aufgewandt werden sollten. Wir sind beide in einem unheilvollen und
gefährlichen Kreislauf gefangen, in dem Argwohn auf der einen Seite Argwohn auf
der anderen auslöst und in dem neue Waffen zu wieder neuen Abwehrwaffen führen.
Kurz gesagt: Beide, die
Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten sowie die Sowjetunion und ihre
Verbündeten,
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