JFK -Staatsstreich in Amerika
Smith bezeugte, dass nach den Schüssen eine
Frau sehr aufgeregt auf ihn zugerannt kam und ihm zurief: »Sie schießen aus dem
Gebüsch auf den Präsidenten!« Sie deutete auf den grasbewachsenen Hügel und den
Zaun. Als Smith dorthin lief und den Parkplatz hinter dem Zaun überblicken
konnte, sah er dort einen Mann, den er für den Schützen hielt. Er zog seine
Pistole aus dem Halfter und ging auf ihn zu. Der zückte in diesem Moment einen
Dienstausweis des Secret Service. »Ich hatte schon solche Ausweise gesehen, der
überzeugte mich«, sagte Smith aus. Der Warren-Kommission und auch dem Smith
befragenden Wesley Liebeler war die wenige Tage nach dem Attentat vom Secret
Service abgegebene Erklärung, dass keiner ihrer Beamten zu Fuß am Dealey Plaza
unterwegs gewesen war, sehr wohl bekannt. Doch weder fragte Liebeler angesichts
dieser erstaunlichen Aussage weiter nach, noch sah sich die Kommission
genötigt, der Anwesenheit von offensichtlich falschen Secret-Service-Agenten am
Tatort in irgendeiner Weise weiter zu nachzugehen.
Das erscheint als umso skandalöser,
als ein anderer Polizist, Sergeant D.V. Harkness, bezeugte, dass etwa zur
selben Zeit, als Smith mit gezogener Waffe einen vermeintlichen Täter auf dem
Hügel der Dealey Plaza stellen wollte, zwei ihm unbekannte Männer hinter dem
Texas School Book Depository standen. Auf seine Frage, wer sie seien, hätten
auch sie sich als Secret-Service-Angehörige ausgegeben. Eine weitere Zeugin,
die Lehrerin Jean Hill, die den Präsidentencorso mit ihrer Polaroidkamera
geknipst hatte, lief – ihrer Aussage zufolge – nach den Schüssen hinter den
Zaun auf den Hügel, wurde dort von zwei Männern aufgehalten, die von sich
behaupteten, für den Secret Service zu arbeiten, und die Fotos, die sie in
ihrer Manteltasche hatte, konfiszierten.
Und dann hat sich 15 Jahre später
noch Gordon Arnold zu Wort gemeldet. Gordon war damals Soldat, steckte in
Uniform und wollte seinen letzten freien Tag nutzen, um den Präsidenten mit
seiner Schmalfilmkamera aufzunehmen. Als er sich vor dem Eintreffen der Wagenkolonne
hinter dem Zaun auf dem Grashügel postierte, wurde er von einem Mann in
Zivilkleidung weggeschickt: »Ich bin vom Secret Service. Ich will hier oben
niemanden haben.« Er ging ein paar Schritte bis vor den Zaun zurück. Als er
gerade zu filmen begonnen hatte, hörte er direkt hinter sich einen Schuss und
warf sich zu Boden. Nachdem ein zweiter Schuss gefallen war und er immer noch
am Boden lag, spürte er einen Tritt. Ein Mann in Uniform stand vor ihm, schrie:
»Stehen Sie auf!«, und forderte den Film aus seiner Kamera. Ein zweiter Mann in
Uniform trat hinzu, öffnete die Kamera, riss den Film heraus und warf Gordon
die leere Kamera zurück. Danach verschwanden die beiden Männer eilig und ließen
den jungen Infanteriesoldaten verunsichert zurück. Gordon flog am nächsten
Morgen zum Dienstantritt auf seinem neuen Posten in Alaska und schwieg in der
Folge über dieses Ereignis – bis er seine Geschichte 1978 einem Reporter in
seiner Heimatstadt Dallas erzählte.
Man mag es bedauern, dass Arnold
sich nicht schon 1964 als Zeuge gemeldet hat, aber am feststehenden Ergebnis
des Warren-Reports hätte seine Aussage mit Sicherheit nichts geändert. Denn
wohin hätte es geführt, wenn seinem Bericht und den Aussagen von Jean Hill
sowie den Polizeibeamten Harkness und Smith, in denen stets von Ausweisen –
also offenbar von falschen Ausweisen – die Rede war, nachgegangen worden wäre?
Wer hatte diese Ausweise ausgestellt? Stammten sie aus dem Bureau of Engraving
und Printing, das – wie auch der Secret Service – formell dem Finanzministerium
unterstellt war? Nein. Nach einer 15 Jahre schmorenden FOIA-Anfrage wurden im
Juni 2007 zahlreiche CIA-Dokumente, die sogenannten »Familien-Juwelen«,
veröffentlicht – und auf diesen 702 Seiten findet sich ein geheimes Memorandum
von Sidney Gottlieb, dem Leiter der Technical Service Division, aus dem Mai
1973. Darin bekundete Gottlieb – der notorische Giftmischer des Geheimdienstes,
der unter anderem die Drogen für das Programm MK ULTRA, den vergifteten
Taucheranzug für Fidel Castro und weitere Attentatsutensilien entwickelt hatte
–, dass seine Abteilung »über die Jahre hinweg« den Secret Service mit
»Passierscheinen, Sicherheitsausweisen, Pässen für die Präsidentenkampagnen,
Kennzeichen für die Präsidentenfahrzeuge und einem sicheren System für Ausweisfotos«
versorgt hatte. 40
Die Kennedy-Mörder waren
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