JFK -Staatsstreich in Amerika
Stationen
seiner Wahlkampfreise umfassten: Chicago und Miami.
Secret
Service außer Dienst
Zwischen dem Chicago-Plot vom 2.
November und den Todesschüssen am 22. November gab es offenbar noch einen
dritten Plan zur Ermordung Kennedys. Dieser Anschlag war für den 18. November
beim Besuch des Präsidenten in Miami und Tampa geplant. Frappierenderweise
wurden die für die Sicherheit Kennedys zuständigen Mitarbeiter in Dallas über
keinen der beiden verhinderten Attentatsversuche in Kenntnis gesetzt.
Ein Informant des FBI, William
Somerset, dessen Job darin bestand, die rassistische, rechtsextremistische
National States Rights Party zu beobachten, führte am 9. November in Miami ein
Gespräch mit Joseph Milteer, einem der Führer dieser Partei, das über ein
verstecktes Mikrofon mitgeschnitten wurde. In diesem Gespräch sagte Milteer,
dass ein Plan zur Ermordung Kennedys »in Arbeit sei«, dass geplant sei, ihn mit
»einem Präzisionsgewehr von einem hohen Gebäude aus« zu erschießen, und dass
die Behörden »wenige Stunden später jemanden aufgreifen« würden, somit also
keine Gefahr bestehe, dass seine eigene Partei in Verdacht geraten könne. Vor
der Warren-Kommission wurde später das Protokoll dieses Gesprächs vom FBI
ebenso verborgen gehalten wie die Identität dieses »Jemand«, der als Sündenbock
vorgesehen war. Bei dem auserkorenen Prügelknaben handelte es sich um einen
Kubaner namens Gilberto Lopez – ein Mitglied des Fair Play for Cuba Committee
in Tampa.
Für die in verschiedenen Büchern
aufgestellte Behauptung, dass der Autokorso in Miami aufgrund dieser Vorfälle
abgesagt worden sei, fand das HSCA 1976 keine Beweise. Offenbar war von Beginn
an geplant, den Präsidenten per Hubschrauber vom Flughafen zum
Veranstaltungsort zu bringen. Weil Milteer seine Enthüllungen in Miami
kundgetan hatte, ging das HSCA davon aus, dass der Anschlag dort hätte
stattfinden sollen, und untersuchte die Planungen des Autokorsos in Tampa nicht
weiter. Als das ARRB Mitte der 90er Jahre vom Secret Service die Dokumente
darüber anforderte, bekam es die Auskunft, dass diese leider »vernichtet«
worden seien.
Ob der Secret Service nicht alle für
mögliche Scharfschützen in Frage kommenden Gebäude und Fenster an der Strecke
unter die Lupe nehmen und absichern würde, hatte der Informant Somerset Joseph
Milteer gefragt. Dessen Antwort: »Ja, wenn sie irgendeinen Verdacht haben, tun
sie das natürlich. Aber wenn sie keinen haben, ist es gut möglich, dass sie es
nicht tun.« 33 Spätestens am 10.
November, als das Protokoll dieses abgehörten Gesprächs den Behörden bekannt
wurde, hätten bei den für die Sicherheit der Präsidentenreise zuständigen
Secret-Service-Agenten sämtliche Alarmglocken läuten müssen, spätestens jetzt
hätte das Vorauskommando der Protective Research Section des Sicherheitsdiensts
Maßnahmen ergreifen müssen. »Doch Tatsache war«, stellte das HSCA in seinem
Abschlussbericht später fest, »dass zwei Drohungen, Präsident Kennedy mit
Hochleistungsgewehren zu ermorden, die Anfang November 1963 bekannt wurden,
nicht nach Dallas weitergegeben wurden.« 34
Und so rief der leitende Sheriff der
Polizei in Dallas zwei Stunden vor dem Attentat, das direkt gegenüber seinem
Fenster an der Dealey Plaza stattfinden sollte, alle etwa hundert
diensthabenden Beamten zusammen und erklärte ihnen: »Wir nehmen in keiner Weise
an den Sicherheitsvorkehrungen des Autokorsos teil.« Er befahl seinen Leuten,
»einfach nur vor dem Gebäude in der Main Street 505 zu stehen und das Büro des
Sheriffs zu repräsentieren«.
Wie es dazu kommen konnte, dass die
gesamte Polizeitruppe von den Sicherheitsvorkehrungen abgezogen wurde,
beschrieb später der Polizeichef von Dallas, Jesse Curry, in seinem Bericht:
»Das Dallas Police Department führte sorgfältig die Sicherheitspläne aus, die
ihm von Mr. Lawson, dem Verantwortlichen des Secret Service in Washington D.C.,
dargelegt worden waren.« 35 Zu diesen Plänen gehörte auch, dass keine bewaffnete Motorradeskorte links und
rechts neben der Präsidentenlimousine herfuhr, sondern bloß zwei Motorräder,
die sich hinter dem Wagen hielten. Einer der beiden Fahrer, Bobby W. Hargis, wurde
von einem Assistenten der Warren-Kommission nur einige Minuten lang befragt und
bezeugte, dass bei dem tödlichen Schuss »der Kopf des Präsidenten zu
explodieren schien und ich mit Blut und Gehirn bespritzt wurde«. 36 Der Name dieses unmittelbaren Augenzeugen
wurde im
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