JFK -Staatsstreich in Amerika
also mit
ebenso authentischen wie falschen Secret-Service-Ausweisen ausgestattet, die
ihnen die Flucht und die Spurenbeseitigung am Tatort ermöglichten. Und eine
Nachverfolgung unterblieb, weil eine Ermittlung dieser falschen Agenten
unweigerlich zum Urheber der Ausweise hätte führen müssen – und damit in das
Herz der Finsternis dieses Staatsstreichs: zur CIA.
Jack
Ruby
Die Warren-Kommission hat durch
ihre interessierten Unterlassungen einiges dafür getan, nicht etwa aus Versehen
in Richtung einer Verschwörung ermitteln zu müssen. Hätte sie zum Beispiel den
Mord an dem Verdächtigen Lee Harvey Oswald nicht als Geschenk des Himmels
akzeptiert und seinen Mörder Jacob »Sparky« Rubenstein – Jack Ruby – nur etwas
genauer unter die Lupe genommen, wäre der Zusammenhang des Kennedy-Mords mit
den Geheimdiensten und der Mafia umgehend ans Licht gekommen. So aber dauerte
es bis 1978, als das HSCA endlich offiziell herausbekam, dass Jack Ruby ein
Verbindungsmann der Mafia, ein Informant des FBI und des FBN sowie ein
inoffizieller Mitarbeiter der Geheimdienste war. Letzteres wurde allerdings
auch vom HSCA eher ignoriert als an die große Glocke gehängt. Doch als erwiesen
darf gelten, dass Ruby nicht nur Nachtklubbesitzer, Zuhälter, Schläger und
Drogenschmuggler war. Ende der 50er Jahre war er auch in den Waffenschmuggel
nach Kuba involviert und stand mit Mafiagrößen in seiner Geburtsstadt Chicago
sowie in Miami (Santos Trafficante jr.), New Orleans (Carlos Marcello) und
Dallas (Joe Civello) in Verbindung. 41 In der Polizeizentrale von Dallas ging Ruby ein und aus, versorgte die Beamten
nächtens mit Sandwiches, gewährte ihnen Rabatt in seinen Clubs und bei seinen
käuflichen Damen und fungierte, wie auch der lokale Mafiaboss Joe Civello, als
Informant in Sachen Glücksspiel und illegale Drogen. Schon 1956 wusste die
Polizei vor Ort durch einen Report des FBI in Los Angeles, dass ein Ring von
Drogenschmuggel von Mexiko via Texas an die Ostküste über einen »Jack Ruby aus
Dallas« lief, und unter den nicht veröffentlichten Dokumenten der
Warren-Kommission befanden sich Aussagen, dass illegale Operationen in Dallas
»grünes Licht von Jack Ruby« benötigten, dem »Kontaktmann zu den lokalen
Behörden« und »Zahlmeister des Dallas-Departments«. 42
Dass die Warren-Kommission in ihrem
Report trotz dieser Belege behauptete, »keine Beweise für verdächtige
Verbindungen zwischen Ruby und einem Polizeioffizier« gefunden zu haben – sowie
keinerlei Verbindungen zum organisierten Verbrechen –, ist eine ihrer
haarsträubendsten Auslassungen überhaupt. Doch sie war notwendig, um neben dem
verrückten Einzelgänger Oswald auch seinen Mörder Ruby als isolierten
Einzeltäter erscheinen zu lassen. Und dies nicht nur, um die korrumpierte
Polizei in Dallas zu schützen, sondern auch ein bundesweites und verborgenes
Netz korrupter und illegaler Aktivitäten von FBI, FBN und CIA, die bei einer
Durchleuchtung der kriminelle Karriere Jack Rubys ans Licht gekommen wäre.
Diese organisierte Kumpanei reichte zurück bis in die 40er Jahre und die
eingangs geschilderte Operation Underworld zur Invasion in Sizilien, in der
sich staatliche Instanzen mit Meyer Lansky, Lucky Luciano und der Mafia
verbündeten.
Nach einer Karriere als Laufbursche
des Chicagoer Mobs war Ruby 1946/47 nach Dallas gekommen, als seine Bosse am
Michigansee das dortige Glücksspiel und den »Wire Service« – das telefonische
Buchmachergeschäft – unter ihre Kontrolle bringen wollten. Schon damals waren
Rubys Verbindungen zu diesen Geschäften aktenkundig geworden, und auch seine
Aktivitäten in dem neben dem Spiel- und Wettgeschäft wichtigsten
Geschäftsbereich der Mafia – dem Drogenhandel – waren den Behörden durchaus
bekannt, doch das Netzwerk, in dem er operierte, genoss Protektion.
Meyer Lansky, der Boss aller Bosse,
hatte sich die Sympathien des FBI und J. Edgar Hoovers gesichert, nachdem er
1939 seinen einstigen Kosher-Nostra-Kumpan, den Drogengroßhändler und Boss der
»Murder Inc.« Louis »Lepke« Buchalter, ans Messer geliefert hatte. Zudem soll
Meyer schon seit den 30er Jahren Fotos besessen und als Druckmittel benutzt
haben, die Hoover bei homosexuellen Aktivitäten mit seinem Assistenten Clyde
Tolson zeigten. Auch wenn diese Bilder nie aufgetaucht sind, gibt es einige
Zeugen, die ihre Existenz behaupteten – einige hat zuletzt Anthony Summers für
seine 2012 erschienene Hoover-Biographie aufgetan –, und die
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