Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer
schön sauber sind, und Drachen schmieren sich morgens und abends voll, damit sie immer hübsch schmutzig sind. Das gehört sich nun mal bei Drachen so.
Lukas hatte sich inzwischen an dem großen Herd zu schaffen gemacht. Nach ein paar Minuten hatte er den Fehler schon gefunden.
»Aha!« sagte er. »Der Rost ist rausgefallen, und der Durchzug ist verstopft.«
»Wird es lange dauern, das in Ordnung zu bringen?« fragte Nepomuk und sah aus, als wollte er gleich wieder losweinen. Lukas war eben dabei, zu versichern, daß es gar nicht schwierig sei, als ihm etwas anderes einfiel. Er sagte: »Ich will sehen, was ich tun kann. Eigentlich ist die Geschichte überhaupt nicht mehr zu reparieren. Du müßtest dir einen neuen Herd anschaffen. Aber vielleicht kann ich’s noch mal richten. Du hast Glück, daß gerade zwei Lokomotivführer hergekommen sind.«
Er hatte nämlich so seinen Plan, und da mußte er schon ein bißchen übertreiben.
»Jim«, fuhr er mit tiefernster Miene fort, »klettere doch schnell mal hinaus und lauf zu unserer Lokomotive! Bring den Kasten mit den Spezialinstrumenten, du weißt schon, und vergiß nicht die Operationslampe!«
»In Ordnung«, antwortete Jim ebenso ernsthaft, kletterte hinauf und war im Nu mit dem Werkzeugkasten und der Taschenlampe wieder zurück.
»So, mein lieber Nepomuk!« sagte Lukas mit gerunzelter Stirn. »Jetzt mußt du uns ein bißchen allein lassen, bitte. Ich und mein Assistent, wir können nämlich nicht arbeiten, wenn uns jemand dabei zuschaut.«
Nepomuk warf einen ehrfürchtigen Blick auf den Kasten, in dem die Werkzeuge geheimnisvoll blinkten. Dann kletterte er aus dem Vulkan und setzte sich erwartungsvoll neben das Loch. Bald hörte er, wie unten gehämmert und gefeilt wurde. Die beiden Lokomotivführer schienen ja wirklich mächtig tüchtige Leute zu sein!
In Wirklichkeit hatte Lukas den Rost mit einem einzige n Handgriff eingesetzt und danach den Durchzug sauber gemacht. Alles war wieder in Ordnung. Die beiden Freunde saßen jetzt ganz gemütlich nebeneinander, zwinkerten sich schmunzelnd zu und klopften mit Hämmern und Feilen gegen den Herd und den Kessel, daß es sich anhörte wie in einer Schmiedewerkstatt.
Nach einer Weile fragte Nepomuk durch das Loch herunter: »Kommt ihr gut vorwärts?«
»Es ist schwerer, als ich dachte!« rief Lukas hinauf. »Aber ich hoffe, wir schaffen’s!«
Und sie klopften und hämmerten weiter. Jim mußte sich das Lachen verbeißen. Nepomuk saß oben neben dem Krater, hörte der Arbeit zu und war überaus dankbar, daß gerade im richtigen Augenblick zwei Lokomotivführer vorbeigekommen waren.
Nach einer Weile meinte Lukas leise zu Jim:
»So, ich denke, jetzt ist es genug.«
Sie hörten zu hämmern auf, und Lukas zündete das Feuer im Herd an. Die Flammen züngelten auf, und der Qualm zog oben zum Loch hinaus. Alles funktionierte ausgezeichnet. Als Nepomuk den Rauch aufsteigen sah, geriet er ganz außer sich vor Freude. Er hatte zuletzt doch ein wenig daran gezweifelt, ob die beiden Lokomotivführer einen so entsetzlich schwierigen Schaden beheben könnten. Jetzt tanzte er oben um das Loch herum und quiekte mit seiner Ferkelstimme: »Es geht! Es geht! Mein Vulkan brennt wieder! Hurra! Es funktioniert!«
Jim und Lukas kletterten zu ihm hinauf.
»Vielen Dank!« sagte Nepomuk, als beide vor ihm standen.
»Bitte, gern geschehen!« erwiderte Lukas bedächtig. »Ich habe nun allerdings auch eine kleine Bitte.«
»Ja? Was denn?« fragte Nepomuk, der Halbdrache.
»Weißt du«, sagte Lukas, »mir sind nämlich gerade die Kohlen ausgegangen. Du hast doch einen ganz schönen Berg davon. Hättest du etwas dagegen, wenn wir unseren Tender aus deinem Vorrat neu auffüllen würden?«
»Aber gar nicht!« rief Nepomuk und lächelte freundlich, soweit das bei seinem Riesenmaul möglich war. »Ich werde das gleich selbst besorgen.«
Jim und Lukas wollten helfen, aber Nepomuk bestand darauf, es allein zu tun.
»Ihr beide habt schwer für mich gearbeitet, ihr sollt euch jetzt ausruhen«, erklärte er.
Dann kletterte er in seinen Vulkan hinunter, tauchte gleich darauf mit einem großen Eimer voll Kohlen wieder auf, lief damit zu Emma hin und leerte ihn in den Tender. Dann kehrte er in seine Höhle zurück und füllte den Eimer aufs neue, und das wiederholte er so oft, bis der Tender gehäuft voll war. Die beiden Freunde schauten ihm zu und hatten ein etwas schlechtes Gewissen.
Endlich war der Halbdrache fertig.
»Uff!« keuchte er und
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