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Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer

Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer

Titel: Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ende
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den ehrenwerten Fremdlingen nun zu essen bringen?«
    »Ja«, meinte Lukas ein wenig ratlos, »was gibt’s denn?« Der kleine Gastgeber begann eifrig aufzuzählen: »Vielleicht hundertjährige Eier auf einem zarten Salat aus Eichhörnchenohren? Oder möchtet ihr lieber gezuckerte Regenwürmer in saurer Sahne? Sehr gut ist auch Baumrindenpüree mit geraspelten Pferdehufen überstreut. Oder hättet ihr gern gesottene Wespennester mit Schlangenhaut in Essig und Öl? Wie wäre es mit Ameisenklößchen auf köstlichem Schneckenschleim? Sehr empfehlenswert sind auch geröstete Libelleneier in Honig oder zarte Seidenraupen mit weichgekochten Igelstacheln. Vielleicht zieht ihr aber knusprige Heuschreckenbeine mit einem Salat aus pikanten Maikäferfühlern vor?«
    »Lieber Fing Pong«, sagte Lukas, der mit Jim einen bestürzten Blick gewechselt hatte, »das sind sicher alles große Leckereien. Aber wir sind erst ganz kurz in Mandala und müssen uns zunächst einmal an eure Kost gewöhnen. Gibt es denn nicht vielleicht etwas ganz Einfaches?«
    »Oh, doch!« rief Ping Pong eifrig. »Zum Beispiel panierte Pferdeäpfel in Elefanten-Sahne.«
    »Ach nein«, sagte Jim, »so was meinen wir nicht. Gibt’s denn nicht irgendwas Vernünftiges?«
    »Irgendwas Vernünftiges?« fragte Ping Pong ratlos. Doch dann hellte sich sein Gesicht auf. »Ich verstehe!« rief er. »Zu m Beispiel Mäuseschwänze und Froschlaichpudding. Das ist das Vernünftigste, was ich kenne.« Jim schüttelte sich.
    Nein«, sagte er, »das meine ich auch nicht! Ich meine zum Beispiel einfach ein großes Butterbrot.«
    »Ein was?« fragte Fing Pong.
    »Ein Butterbrot«, wiederholte Jim.
    »Nein, das kenne ich gar nicht«, sagte Fing Pong verwirrt.
    »Oder Bratkartoffeln mit Spiegelei«, schlug Lukas vor.
    »Nein«, antwortete Fing Pong, »davon habe ich nie etwas gehört.«
    »Oder ein Stück Schweizerkäse«, fuhr Lukas fort, und dabei lief ihm das Wasser im Mund zusammen. Aber jetzt schüttelte sich der kleine Fing Pong und schaute die beiden Freunde ganz entsetzt an.
    »Verzeiht, ehrenwerte Fremdlinge, daß ich mich schüttle«, piepste er, »Käse ist doch verschimmelte Milch! Würdet ihr so etwas wirklich essen mögen?«
    »Ach ja«, riefen die beiden Freunde wie aus einem Munde, »das würden wir!«
    Eine Weile überlegten sie noch hin und her. Plötzlich schnippte Lukas der Lokomotivführer mit dem Finger und sagte: »Leute, ich hab’s! Wir sind doch hier in Mandala, und in Mandala gibt’s doch Reis.«
    »Reis?« fragte Fing Pong. »Ganz gewöhnlichen Reis?«
    »Ja«, erwiderte Lukas.
    »Oh, jetzt weiß ich etwas!« rief Fing Pong glücklich. »Ihr bekommt eine kaiserliche Reisplatte. Sofort, sogleich, ich eile!« Er wollte schon davonrennen, aber Lukas hielt ihn am Armelchen zurück.
    »Aber bitte, Fing Pong«, sagte er, »keine Käfer oder gebratene Schuhbänder dazwischen, wenn’s geht.«
    Fing Pong versprach es und verschwand in der Dunkelheit. Als er zurückkam, trug er ein paar Schälchen, kaum größer als Fingerhüte, und stellte sie auf den Tisch.
    Die beiden Freunde wechselten einen Blick und dachten bei sich, ob das nicht vielleicht ein bißchen wenig wäre für zwei hungrige Lokomotivführer. Aber sie sagten natürlich nichts, denn sie waren ja zu Gast.
    Doch Fing Pong rannte sofort wieder davon, brachte weitere Schüsselchen und verschwand aufs neue. Schließlich stand das ganze Tischchen voll, aus allen Näpfchen duftete es ganz unbeschreiblich appetitlich. Vor jedem der beiden Freunde lagen zwei Stäbchen, die aussahen wie dünne Bleistifte. »Ich möcht’ wissen«, flüsterte Jim Lukas zu, »wozu diese Stäbchen da sind.«
    Fing Pong, der die Worte gehört hatte, erklärte:
    »Diese Stäbchen, ehrenwerter Knopfträger, sind das Besteck. Man ißt mit ihnen.«
    »Aha!« murmelte Jim besorgt.
    »Na schön«, meinte Lukas. »Versuchen wir’s mal. Guten Appetit!«
    Sie versuchten es also. Aber jedesmal, wenn sie mühsam ein Reiskorn auf einem Stäbchen balancierten, fiel es herunter, ehe sie es in den Mund bekommen konnten. Das war wirklich recht unangenehm, denn sie wurden beide immer hungriger, und das Essen duftete so unbeschreiblich verführerisch. Fing Pong war natürlich viel zu höflich, um über die Ungeschicklichkeit der beiden Fremden auch nur zu lächeln. Aber schließlich mußten Jim und Lukas selber lachen, und da stimmte auch Fing Pong ein.
    »Entschuldige, Fing Pong«, sagte Lukas, »aber wir essen doch lieber ohne diese

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