Joe - Liebe Top Secret
sie in eisigem Tonfall, ohne zumindest ein Hallo voranzuschicken. „Wenn Sie Zeit haben, natürlich.“
„Haben Sie gut geschlafen?“, fragte Joe.
„Brauchen Sie hier noch lange?“, entgegnete Veronica und starrte irgendetwas zu seiner Linken an.
Okay, sie hatte offenbar hervorragend geschlafen. Irgendetwas ging ihr auf die Nerven, und Joe hätte wetten können, dass er es war. Er hatte sie weiterschlafen lassen. Korrektur: Er hatte sie nicht wach bekommen. Das war nicht seine Schuld, trotzdem würde er jetzt dafür bezahlen.
„Können Sie mir noch fünf Minuten geben?“, erwiderte er. „Ich möchte gern fünfzehn Kilometer ohne Unterbrechung laufen.“
Joe war nicht einmal außer Atem. Veronica sah die leuchtenden Ziffern auf der Armatur. Er hatte bereits zwölf Kilometer zurückgelegt. Trotzdem klang er nicht angestrengt.
Dennoch schwitzte er. Seine Hose war schweißnass. Er trug kein Oberteil, und seine glatte, gebräunte Haut glänzte, während seine Muskeln arbeiteten. Und, lieber Gott, er hatte so viele Muskeln! Wohl definierte, perfekte Muskeln. Er sah umwerfend aus.
Er beobachtete sie über eine der Spiegelwände, die den Fitnessraum ausfüllten. Veronica lehnte sich an die Wand bei der Tür und versuchte, Joe nicht anzusehen. Aber wohin sie auch blickte, sah sie sein Spiegelbild. Sie ertappte sich dabei, wie sie seine beeindruckende Rücken- und Armmuskulatur fasziniert betrachtete. Unwillkürlich dachte sie an den Kuss. An den fantastischen, spannenden, romantischen Kuss, voll so viel Zärtlichkeit und so viel Gefühl. Es ließ sich mit keinem anderen Kuss vergleichen, den Veronica je erlebt hatte.
Veronica war nicht entgangen, dass Joe sich zurückgenommen hatte, als er sie so geküsst hatte. Sie hatte seine Zurückhaltung und seine starke Selbstbeherrschung gespürt. Sie hatte das Ausmaß seines Verlangens in seinem Blick gelesen und gewusst, dass er mehr als einen einfachen sanften Kuss gewollt hatte.
Veronica konnte nicht vergessen, wie er ihren Blick gesucht und sich zu ihr gebeugt hatte …
Na wunderbar. Hier stand sie, erlebte Joes Kuss in Gedanken noch einmal und blickte wie gebannt auf seinen perfekten Po. Veronica sah auf und in seine amüsiert funkelnden dunklen Augen. Er wusste, was sie gerade betrachtet hatte. Und offensichtlich erriet er ihre Gedanken.
Sie könnte es genauso gut zugeben, gestand Veronica sich ein. Sie könnte genauso gut mit diesem Mann schlafen und so darüber hinwegkommen. Er war ja sowieso felsenfest davon überzeugt, dass es geschehen würde. Und nach diesem Kuss und trotz all ihrer guten Vorsätze beschäftigte Veronica nur eine Frage: Wann würde er sie wieder küssen? Nur dass er sie nicht geweckt hatte, was bedeutete, dass er sie wahrscheinlich nicht einmal mochte . Und jetzt war sie verdammt wütend auf ihn. Ja, ihn zu küssen war ein Fehler gewesen. Obwohl sie in dem Moment, als sie das gesagt hatte, eine ganz andere Art Fehler gemeint hatte. Sie hatte gemeint, dass der Zeitpunkt schlecht war. Sie hatte sagen wollen, dass es ein Fehler war, sich neben all den anderen Dingen, die sie bereits fast um den Verstand brachten, von einem romantischen Abenteuer ablenken zu lassen.
Dann hatte er natürlich gesagt, was er gesagt hatte, und …
Die Tatsache, dass Joe in ihrer wachsenden Freundschaft nur eine rein körperliche Grundlage sah, bereitete Veronica noch mehr Schwierigkeiten. Sie wusste, dass ein Mann wie Joe Catalanotto, der an ein Leben voller Abenteuer und Risiko gewöhnt war, kein Interesse an einer festen Beziehung mit einer Frau wie ihr haben konnte. Einer Frau, die hart daran arbeitete, zuverlässig, verantwortungsbewusst, und tja, ganz ehrlich, langweilig zu sein. Und selbst wenn das nicht der Fall war – selbst wenn Joe sich auf wundersame Weise bis über beide Ohren in sie verliebte … Wie um alles in der Welt sollte sie damit zurechtkommen, dass er sie für gefährliche, streng geheime Einsätze verließ? Wie sollte sie ihm zum Abschied zuwinken, wenn sie wusste, dass sie ihn vielleicht nie wiedersah?
Nein, vielen Dank.
Vielleicht war diese reine Sex-Sache also doch nicht so problematisch. Womöglich machte es ihr das leichter. Eventuell brachte es alles auf eine schlichte, einfache Ebene.
Denn sie fühlte sich weiß Gott stark zu ihm hingezogen. Was war also dabei, wenn sie ihn beobachtete?
Veronica erwiderte seinen Blick fast trotzig und hob das Kinn. Man konnte nicht so einen Körper haben und davon ausgehen, dass die Leute
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