Joe - Liebe Top Secret
aus. Ihre Haut wirkte so glatt und zart, dass er sich zusammenreißen musste, um nicht die Hand auszustrecken und ihre Wange zu berühren.
Veronica St. John.
Wer hätte gedacht, dass er etwas für ein anständiges Society-Mädchen namens Veronica St. John übrig hatte? ‚Sinjin‘, um Gottes willen.
Aber sie war an ihm nicht interessiert. Dieser wahnsinnige, perfekte Kuss war ein Fehler gewesen.
Von wegen.
Joe hatte sich zwingen müssen, um einzuschlafen. Nur sein umfassendes Training hatte ihn davon abgehalten, auf dem Bett zu liegen, an die Decke zu starren und seine Energie damit zu verschwenden, den Kuss immer wieder und wieder Revue passieren zu lassen. Damit hatte er genug Zeit verbracht, als er nach dem Aufstehen geduscht hatte. Jedes Mal, wenn er sich an diesen Kuss erinnerte, versuchte er, herauszufinden, was er falsch gemacht hatte. Und jedes Mal blieb er ratlos. Schließlich hatte er es sich eingestehen müssen: Er hatte nichts falsch gemacht. Dieser Kuss war fantastisch gewesen. Kein Fehler.
Jetzt musste er nur noch Veronica davon überzeugen.
Ja, genau. Sie war verflixt dickköpfig. Vermutlich war es leichter, den Mississippi dazu zu bringen, nach Norden zu fließen.
Das Schlimmste an der ganzen Geschichte war: Joe ertappte sich dabei, dass er diese Frau tatsächlich gernhatte, dass er sie zum Lächeln bringen wollte. Er wollte noch einmal einen Blick hinter ihre so piekfeine britische Fassade werfen. Nur dass er nicht genau einschätzen konnte, wo die Fassade aufhörte und die echte Frau anfing. Bis jetzt hatte er zwei extrem gegensätzliche Eindrücke: Veronica in ihren perfekten, feinen Kostümen, und Veronica in ihrem Tanzoutfit. Er neigte zu der Ansicht, dass die echte Veronica irgendwo in der Mitte steckte. Und er hätte gewettet, dass sie ihr wahres Ich niemals freiwillig zeigen würde. Erst recht nicht ihm.
Joe war der Sohn eines Dienstboten, sie gehörte der Führungsschicht an. Sollte sie sich mit ihm einlassen, wäre das nur ein Spaß, reiner Nervenkitzel. Einmal in die Unterschicht abtauchen.
Unter ihrem Niveau.
Gott, was für ein hässlicher Ausdruck. Andererseits … Sollte sie doch. Aber was würde er tun, wenn sie auf ihn zukam? Würde er ihr eine Abfuhr erteilen? Den Teufel würde er tun!
Im Geiste sah er die Szene bereits vor sich, wie Veronica mitten in der Nacht an seine Tür klopfte und er sagte: „Tut mir leid, Babe. Ich bin nicht scharf darauf, von neugierigen Debütantinnen benutzt zu werden, die wissen wollen, wie die andere Hälfte der Gesellschaft lebt und liebt.“
Na klar!
Sollte sie an seine Tür klopfen, würde er sie natürlich weit aufreißen. Er würde sie ihren Ausflug machen lassen. Solange er derjenige war, der sie dabei begleitete.
Veronica bewegte sich, ihr Notizblock fiel ihr aus der Hand. Joe fing ihn auf, bevor er auf den Boden fallen konnte.
Ihre Haare wirkten fast zerzaust, und die weichen roten Strähnen wellten sich um ihr Gesicht. Ihr Mund war leicht geöffnet. Ihre Lippen waren so weich und zart und köstlich. Das wusste er inzwischen aus eigener Erfahrung.
Es brauchte nicht viel, um sich auszumalen, wie sie diese vorzüglichen Lippen auf seine presste, um ihn wieder zu küssen – tief, fordernd und gefühlvoll. Es wäre ein Kuss, aus dem rasant mehr würde. Viel mehr.
Und was dann?
Dann wären sie so lange ein Paar, bis sie seiner überdrüssig wurde oder er keine Lust mehr auf sie hatte. Es wäre genau wie bei den anderen Beziehungen, die er eingegangen war.
Bis jetzt war mit Veronica St. John allerdings alles anders. Sie war keine Frau, die er in einer Bar getroffen hatte. Sie war nicht auf ihn zugegangen, hatte ihm nicht ihre Wagenschlüssel oder den Schlüssel von ihrem Motelzimmer gegeben und nicht gefragt, ob er in den nächsten zwanzig Stunden etwas vorhatte. Sie hatte ihn überhaupt nicht angesprochen.
Sie gehörte nicht zu diesem Typ Frau. Sie war zu nervös, zu schüchtern.
Aber etwas, das er in ihren Augen gesehen hatte, versprach ihm das Paradies, wie er es nie erfahren hatte. Verdammt, es war ein Paradies, das er wahrscheinlich besser gar nicht erst kennenlernen sollte.
Was wäre, wenn er ihrer niemals überdrüssig wurde?
Da war sie. Da stand sie im Raum. Die große, hässliche Frage, die er sich zu stellen vermieden hatte. Was, wenn diese Schlinge, die sich um seine Brust gelegt hatte, nie verschwinden würde?
Aber das würde nicht passieren. Nicht wahr?
Er durfte nicht zulassen, dass Veronicas vornehme und
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