Joel 1 - Der Hund der unterwegs zu einem Stern war
Blick. Der Himmel ist wolkenlos. Hoch oben kann Joel die Sterne flimmern sehen.
Wenn ich auf einen der Bogen klettern würde, käme ich ihnen noch näher, denkt er und beschließt, eine Heldenregel für seinen Geheimbund aufzustellen. Niemand kann vollwertiges Mitglied werden, auch er selber nicht, der nicht einmal über einen dieser Brückenbogen geklettert ist.
Ihn beginnt zu frieren, und er ist müde. Er hat nicht mehr daran gedacht, nach dem Hund zu suchen. Aber er hat ja noch viele Nächte vor sich. Bald ist es Frühling, und die Nächte werden wärmer und heller.
Heute Nacht ist er nur mit einem einfachen Spähauftrag unterwegs gewesen. Morgen fängt er an, nach dem Hund, nach dem großen Abenteuer zu suchen. Er geht nach Hause. Auf Zehenspitzen schleicht er die Treppe hinauf, zieht die Skistiefel vor der Wohnungstür aus und öffnet leise die Tür. Er lauscht. Drinnen bleibt alles still. Papa Samuel schläft.
Schnell zieht Joel sich aus und kriecht in sein Bett. Er überlegt, was er morgen in das Logbuch schreiben wird.
»In der ersten Nacht führte Joel Gustafson einen Spähauftrag zu aller Zufriedenheit aus. Das Abenteuer hat begonnen. Vom einsamen Hund bis jetzt noch keine Spur.«
In der zweiten Nacht, in der Joel draußen ist, geht alles schief. Er stolpert in der dunklen Küche über seine eigenen Stiefel, und im Fallen reißt er einen Topf vom Herd. Der Topf poltert mit einem Getöse auf den Fußboden, als ob das Dach zusammengebrochen wäre. So kommt es Joel jedenfalls vor. Er stürzt zurück in sein Zimmer, wirft sich ins Bett und zieht die Decke bis zum Kinn hoch. Das muß Papa Samuel doch geweckt haben, denkt er. So tief kann ja niemand schlafen. Am allerwenigsten ein Seemann. Aber aus dem Zimmer nebenan kommt kein Laut. Papa Samuel schläft.
Joel steht wieder auf. Er stellt den Topf an seinen Platz zurück und tappt hinaus. Draußen auf der Straße kommt ihm plötzlich der Gedanke, daß sein Geheimbund einen Fehler hat. In einem Bund müssen mehrere sein, nicht nur einer. Joel allein kann keinen Bund bilden. Aber wen soll er fragen? Wen könnte er in sein Geheimnis einweihen? Joel kennt viele, aber keiner steht ihm so nah, daß er sich vorstellen könnte, sein Geheimnis mit ihm zu teilen.
Wenn ich wenigstens einen Bruder hätte, denkt er. Wenn meine Mutter denn schon unbedingt abhauen mußte, hätte sie wenigstens dafür sorgen können, daß sie mir einen Bruder hinterläßt. Plötzlich ist er traurig.
»Warum soll ich nachts allein rumlaufen und nach einem Hund suchen, den es vielleicht gar nicht gibt«, sagt er laut zu sich selbst.
Und genau in dem Augenblick beginnt es zu schneien. Vereinzelte Schneeflocken tanzen um die Straßenlaterne herum. Schnell werden es immer mehr, und Joel denkt mürrisch, daß der Frühling in diesem Jahr wohl spät kommen wird. Das einzig Gute daran ist, daß er es vielleicht doch noch schafft, ein Fahrrad zu kriegen, ehe alle anderen anfangen radzufahren.
Er beschließt, sich die neuen Fahrräder anzuschauen, die beim Fahrradhändler ausgestellt sind. Den Hund suchen kann er hinterher immer noch. Da gibt es ein besonderes Fahrrad, das er sich angucken möchte. Es hat einen roten Rahmen, und oberhalb der Befestigung für die Luftpumpe ist ein Abzeichen mit einem fliegenden Pferd. Plötzlich hört er ein Auto. In einiger Entfernung tauchen Autoscheinwerfer auf. Er drückt sich in den Schatten des hohen Torpfostens bei der Apotheke. Als das Auto vorbeifährt, erkennt er den rostigen Laster vom alten Maurer. Er hat einen merkwürdigen Namen, Simon Urväder. Aber er wird nie anders als der alte Maurer genannt. Alle fürchten sich ein wenig vor ihm. Er ist einmal in so einem Krankenhaus eingesperrt gewesen, in dem Verrückte sitzen. Joel weiß, daß er fast zehn Jahre dort drin gewesen ist. Niemand hat geglaubt, daß er wieder herauskommen würde, aber eines Tages stieg er aus dem Zug und sagte, daß man ihn entlassen habe, weil er wieder gesund geworden war.
Aber warum fährt er mitten in der Nacht in seinem alten Laster herum?
Im Weitergehen denkt Joel, daß er den alten Maurer in seinem Logbuch aufschreiben muß. Die Begegnung ist ein besonderes Ereignis, das festgehalten werden muß. Anton Wibergs Fahrradgeschäft liegt an einer Ecke, an der es viele Straßenlaternen und erleuchtete Schaufenster gibt. Wenn er vor dem Schaufenster vom Fahrradgeschäft steht, kann ihn jeder sehen. Er mustert die Häuser rundum, aber alle Fenster sind dunkel. Dann läuft er
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