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Joel 2 - Die Schatten wachsen in der Daemmerung

Joel 2 - Die Schatten wachsen in der Daemmerung

Titel: Joel 2 - Die Schatten wachsen in der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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machen, daß seine Stimme zittert.
    Direktor Engman starrt ihn an.
    »Bist du Kringströms Sohn?« fragt er.
    »Ja«, antwortet Joel, »das ist mein Papa.«
    »Na ja«, sagt Engman. »Dann darfst du bleiben.« Er verschwindet hinter den Kulissen. Was wohl passiert, wenn er mit Kringström redet, denkt Joel. Aber er beruhigt sich damit, daß die beiden wahrscheinlich nicht mehr als nötig miteinander reden. Gute Freunde sind sie nicht. Jetzt ist der Käsemann weg. Vor der Tribüne ist es ganz leer. Joel beugt sich vor und späht hinaus in den Saal. Er sieht Gedränge an der Tür, die zum Cafe führt. Nirgends kann er den Käsemann entdecken. Auch Samuel und Sara sind nicht zu sehen. Rasch beschließt er, sein Guckloch in der Birke zurückzuerobern. Wenn er den Hocker bei den Schlagzeugen etwas beiseite schiebt, sitzt ihm der fetteste Schlagzeuger der Welt nicht mehr im Weg. Wieder guckt er in den Saal. Da unten sind Leute. Aber niemand schaut zur Tribüne. Er macht einen Satz auf den Hocker zu. Natürlich stolpert er über einen Notenständer. Als er einen Arm hebt, um sich abzufangen, trifft er eins der Becken. Es kracht und hallt wider im Saal. Als er zwischen den Schlagzeugen hinfällt, verliert er Hut und Brille. Den Hut setzt er sich sofort wieder auf. Aber die Brille muß er unter der Baßtrommel hervorangeln. Dann stürzt er wieder hinter die Kulissen. Auf der anderen Seite der Bühne entdeckt er den fettesten Schlagzeuger der Welt, der mißtrauisch seine Instrumente beäugt. Joel zieht sich in den Schatten zurück. Der große Mann auf der anderen Seite zuckt mit den Schultern und verschwindet wieder. Joel kann aufatmen. Er geht wieder zu seinem Platz hinter dem Vorhang zurück. Unten auf dem Tanzboden steht Sara und guckt ihn an. Geradewegs in die Augen.
    Also ist er entdeckt! Joel weiß, daß es sinnlos ist, wieder in den Schatten zu tauchen. Sara muß irgendwo da unten im Saal gewesen sein, den Krach der Instrumente gehört haben, und da hat sie ihn erkannt.
    Aber wo ist Samuel? Hat er ihn auch schon bemerkt? Er sieht Sara an. Sie starrt zurück, als ob sie ihren Augen nicht traute. Dann lächelt sie plötzlich. Lächelt und schüttelt den Kopf. Gleichzeitig entdeckt Joel Samuel. Er kommt aus dem Café.
    Joel legt einen Zeigefinger auf die Lippen. Versteht Sara ihn?
    Doch, sie versteht. Sie nickt und legt auch einen Zeigefinger auf die Lippen.
    Joel zieht sich zurück. Jetzt ist er nicht mehr zu sehen. Aber er kann Samuels Stimme hören.
    »Warum stehst du hier herum und guckst ?« fragt er. »Da war eine Katze in den Kulissen«, antwortet Sara. »Eine Katze?« fragt Samuel erstaunt.
    »Vielleicht hab ich mich auch getäuscht«, sagt Sara. »Es war wohl doch nichts.«
    Joel steht bewegungslos im Schatten. Es ist eine große Sache, wenn man beginnt, einen Menschen zu lieben. Jetzt liebt er Sara. Sie hat nichts verraten. Sie hat ihn in eine Katze verwandelt. Sie hat verstanden, daß sie ein Geheimnis bewahren muß.
    Sie muß sich ja wundern, denkt Joel und beschließt, ihr zu erzählen, warum er hier ist. Irgendwann mal wird er es ihr erzählen. Später.
    Das Orchester kommt zurück, und das Stimmengewirr im Saal wird wieder lauter. Sara und Samuel verschwinden im Gewimmel. Joel späht zu der Wand, wo die Mädchen stehen. Keine Gertrud. Aber der Käsemann ist wieder da. Er steht mitten im Kreis von anderen jungen Männern vor der Bühne. Sie stecken die Köpfe zusammen. Anscheinend sehen sie sich irgendwas an. Aber wie er auch den Hals reckt, Joel kann nicht erkennen, was es ist. Kringström beginnt zu stampfen. Er stampft und stampft, die rotgelben Lämpchen gehen an, und er setzt das Saxophon an den Mund. Aber die Gruppe vor der Bühne dreht dem Orchester den Rücken zu. Sie lachen über etwas, was sie da sehen. Das Saxophon spielt, aber die Männer lachen. Der Käsemann lacht lauter als die anderen. Da erkennt Joel, worüber sie lachen.
    Der Käsemann hat ein Stück Papier in der Hand. Ein Papier, das Joel wiedererkennt.
    Der Brief von Gertrud. Der Brief, den er selbst geschrieben hat. Auf Papa Samuels Briefpapier.
    Joel erstarrt. Der Käsemann zeigt den Brief von Gertrud herum. Er zeigt seinen Freunden den geheimen Brief. Und sie lachen. Sie lachen so laut, daß das Saxophon fast nicht mehr zu hören ist.
    Eben hat er angefangen, einen Menschen zu lieben. Sara. Jetzt fängt er an zu hassen. Den Käsemann. Und als er merkt, daß sie aufhören zu lachen und der Käsemann den Brief zerreißt und die

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