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Joel 2 - Die Schatten wachsen in der Daemmerung

Joel 2 - Die Schatten wachsen in der Daemmerung

Titel: Joel 2 - Die Schatten wachsen in der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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verfolgt von einer schrecklichen Mörderbande. Er spürte ihr Keuchen in seinem Nacken. Schneller mußte er treten, schneller, schneller…
    Vor der Post kriegte er einen Platten. Es zischte, und aus dem Vorderreifen war die Luft raus. Als er sich vorbeugte, sah er, daß sich ein Nagel in den Reifen gebohrt hatte. Ein großer, rostiger Nagel.
    Ich schmeiß das Fahrrad weg, dachte er wütend. Ich schieb es zur Brücke und schmeiß es in den Fluß.
    Da hörte er jemanden rufen. Er sah sich um. Niemand war zu sehen. Kein Mensch. Wieder rief jemand. Jemand winkte ihm aus dem Obergeschoß der Post, wo das Telegrafenamt war. Joel erkannte Asta. Asta Bagge, die Leiterin des Telegrafenamtes. Rief sie nach ihm? Er schob sein Fahrrad über die Straße. Asta hatte feuerrote Haare. Sie war so dünn, daß man glauben konnte, sie drehte sich jeden Morgen nach dem Aufstehen durch die Mangel. Joel kannte niemanden, der so platt wie Asta Bagge war. »Kannst du mir einen Gefallen tun?« rief sie ihm zu. »Ja«, antwortete Joel.
    »Komm mal nach hinten«, rief Asta. »Komm die Treppe rauf. Die Tür ist offen.«
    Joel lehnte das Fahrrad gegen die Wand und ging um die Ecke. Im Telegrafenamt war er noch nie gewesen. Als er die Tür öffnete und eintrat, saß Asta vor der großen Telefonanlage und vermittelte ein Ferngespräch.
    »Ihr Gespräch nach Karlskrona«, sagte sie in das Mikrophon, das vor ihrem Gesicht hing. Dann drückte sie auf einen kleinen schwarzen Schalter und stand auf. »Wie gut, daß ich dich gesehen hab«, sagte sie. »Wie heißt du?« »Joel Gustafson«, sagte Joel.
    »Du mußt mir einen Gefallen tun«, sagte Asta. »Und du sollst es auch nicht umsonst tun. Weißt du, wo ich wohne?«
    »Nein«, antwortete Joel.
    »In dem Haus hinter der Bäckerei«, sagte Asta, »das rote Haus.«
    Joel wußte, welches sie meinte.
    »Ich glaub, ich hab vergessen, die Herdplatte auszustellen, als ich wegging«, sagte Asta. »Nimm die Schlüssel und lauf hin. Vergiß nicht, hinter dir abzuschließen, wenn du gehst.«
    Joel stürzte los. Jetzt war es allein er, der den mächtigen Präriebrand daran hindern konnte, auf die Lager der Neusiedler überzugreifen. Alles wäre verloren, wenn er nicht rechtzeitig ankam.
    Er schloß die Tür auf und betrat Astas Wohnung. Es riecht nach Parfüm, dachte er. Parfüm und Honig. Er trat sich ordentlich die Stiefel ab und sah sich nach der Küche um. Durch eine angelehnte Tür sah er die Ecke einer Spüle. Er schob die Tür auf. Die Herdplatte war eingeschaltet. Eine der Platten glühte rot. Er stellte den Schalter aus. Dann ging er in der kleinen Wohnung herum. Überall roch es nach Parfüm. Joel stellte sich vor, er sei ein Einbrecher.
    Jetzt suchte er nach dem Geld, das irgendwo versteckt sein mußte. Und den Juwelen. Er vermied es, irgendwas in die Hand zu nehmen, um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen. Auf einer Kommode standen Fotos in braunen Rahmen. Kinder mit aufgerissenen Augen starrten ihn an. An einer Hauswand saß eine alte Frau auf einer Bank. Ein Pudel wedelte mit dem Schwanz. Joel öffnete die Tür zu Astas Schlafzimmer. Das Bett war nicht gemacht. Im Schlafzimmer duftete es noch stärker nach Parfüm.
    Irgend etwas war merkwürdig an der Wohnung, aber Joel kam nicht darauf, was es war. Er sah sich um. Jetzt war er der Detektiv, der nach Spuren des Einbrechers suchte. Sein Verdacht richtete sich gegen den unbekannten Joel Gustafson. Der Dieb, der sich nie schnappen ließ.
    Da wußte er, was so merkwürdig war. In der Wohnung gab es kein Telefon. Asta, die Leiterin des Telegrafenamtes, hatte kein Telefon! Das war ein Rätsel. Er ging noch einmal durch die Zimmer. Die Herdplatte war nicht mehr rot. Nirgends gab es ein Telefon.
    Noch einmal betrachtete er das Foto mit dem Pudel. Dann ging er und schloß hinter sich ab. Dreimal überzeugte er sich, daß er wirklich abgeschlossen hatte.
    Als er zum Telegrafenamt zurückkam, saß Asta vor der Anlage und strickte. Die Kopfhörer hingen ihr um den Hals.
    »Der Herd war an«, sagte Joel.
    »Wie schrecklich«, sagte Asta. »Das ist mir noch nie passiert. Es hätte anfangen können zu brennen.« Sie holte zwei Ein-Kronen-Münzen aus ihrem Portemonnaie. Zwei Kronen dafür, nur weil er den Herd abgeschaltet hatte? Joel machte einen Diener und bekam das Geld.
    Vielleicht war das eine Arbeit für ihn, wenn er groß war. Herdabschalter. Kriegte er jedesmal zwei Kronen dafür, würde er so reich werden, daß er sich den Pontiac kaufen konnte, der bei

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