JörgIsring-UnterMörd
beseelten
Menschen gerecht zu werden. Wie es wirklich in seinem Herzen ausgesehen hat,
was ihn angetrieben hat, gegen alle Vernunft sein aussichtsloses Unterfangen
nie aufzugeben, werden nur die wissen, die ihm nahestanden.
Dahlerus' Rolle
wird von Historikern sehr unterschiedlich bewertet. Einige wenige halten ihn
für einen Wichtigtuer, dessen Wunsch, im Konzert der Mächtigen mitspielen zu
dürfen, ihm den Blick für die Realität verstellt habe. Verbreiteter ist die
Meinung, dass der schwedische Industrielle - nicht nur aus uneigennützigen
Motiven, denn er hatte ja ein großes Unternehmen zu führen - sich in den Kopf
gesetzt hatte, den Krieg zu verhindern. Er besaß die Kontakte, und er war mit
einem unermüdlichen Willen ausgestattet. Selbst nach Kriegsausbruch erlahmten
seine Versuche nicht, Verhandlungen zwischen der englischen und der deutschen
Regierung herbeizuführen. Vielleicht kann man Dahlerus eine gehörige Portion
Naivität vorwerfen, durchschaute er doch weder die Hinhaltetaktik Görings noch
den Kriegswillen Hitlers. Allerdings fällt es leichter, aus heutiger Sicht zu
urteilen; aus Dahlerus' Perspektive im Jahre 1939, nicht der eines Politikers,
sondern eines politisch interessierten Privatmannes, war das Ausmaß der heraufziehenden
Katastrophe unmöglich abzusehen.
Wohl erst bei den Nürnberger Prozessen ging dem Schweden auf, wie stark er
von Göring und Hitler instrumentalisiert worden war, um England zum Stillhalten
in der Polen-Frage zu überzeugen. Dahlerus stellte sich im Zeugenstand dem
Kreuzverhör, und er verließ den Gerichtssaal als ein Gescheiterter, aber mit
erhobenem Haupt. Seine Rolle in den Tagen vor dem Kriegsausbruch wurde von der
britischen Regierung lange verschwiegen, zu sehr haderte man damit, einen
Privatmann als Unterhändler eingeschaltet zu haben. In Schweden warf man
Dahlerus die Nähe zu Göring und damit zum Nationalsozialismus vor. Bis heute
interessiert man sich in Schweden wenig für diesen Landsmann, der nicht in
politischen Schattierungen dachte, den Fragen von Nationalität, Volk oder Rasse
kalt ließen. Dahlerus glaubte an das Gemeinwohl, an ein friedliches Miteinander
über Ländergrenzen hinweg. Er war ein weltgewandter Pazifist mit humanistischer
Seele. Birger Dahlerus starb 1957 mit 66 Jahren, unbeachtet vom Weltenlauf.
Mit Hermann
Göring an der Spitze des Deutschen Reichs hätte es den Zweiten Weltkrieg wohl
nicht gegeben - diese Einschätzung teilen die meisten Historiker. Göring
liebte zwar die Macht, aber er schätzte auch ein luxuriöses Leben. Der Roman
versucht, Görings innere Zerrissenheit zu beschreiben, ohne ihn zu
entdämonisieren. Dabei bedarf es keiner großen Übertreibung, um sich diesem
machiavellischen Monster zu nähern. In Carinhall liefen wirklich junge Löwen
frei herum, das Potemkinsche Dorf Schein-Carinhall sollte tatsächlich
feindliche Bomber täuschen (allerdings gab es dort keine unterirdischen
Katakomben) und Görings Liebe zu ausgefallener Kleidung ist hinlänglich
dokumentiert.
Die »Söhne Odins« sind dagegen frei erfunden. Tatsächlich aber gab es schon
in den 20er Jahren paramilitärische Organisationen, oft Ableger von politischen
Parteien. Am bekanntesten waren wohl der
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