John Corey 04 - Operation Wildfire
sich an Harry. »Und Sie? Haben Sie an diesem Tag auch jemanden verloren?«
»Meinen Boss«, erwiderte Harry. »Captain Stein und ein paar andere Leute, die ich kannte, sind im Nordturm umgekommen ...«
»Mein Beileid«, sagte Madox, der danach seine Aufzählung der Gräueltaten, Grausamkeiten und Gewaltausbrüche gegen Amerika und den Westen beendete. »Das war etwas völlig Neues, und weder die Welt noch die Vereinigten Staaten wussten, wie sie darauf reagieren sollten. Viele Menschen dachten, es würde einfach wieder aufhören. Natürlich tat es das nicht. Es wurde nur noch schlimmer. Denn der Westen war nicht dafür gerüstet, diesen Terroranschlägen zu begegnen, uns schien der Wille zu fehlen, diesen Leuten entgegenzutreten, die uns ermordeten. Selbst als die Vereinigten Staaten im eigenen Land angegriffen wurden - der Bombenanschlag auf das World Trade Center im Jahr 1993 -, unternahmen wir nichts.« Er schaute Harry an. »Richtig?«
»Ja ... aber dadurch hat sich einiges verändert -«
»Das ist mir nicht aufgefallen.«
»Tja, der 11. September hat alles verändert«, sagte Harry. »Wir sind besser auf Zack als -«
»Wissen Sie, Harry, Sie und Ihre Freunde von der ATTF, dazu das ganze FBI, die CIA, der militärische Geheimdienst, das britische MI5 und MI6, Interpol und alle anderen nichtsnutzigen europäischen Nachrichtendienste könnten ihr ganzes Leben lang Jagd auf islamische Terroristen machen, ohne dass sich dadurch viel ändern würde.«
»Ich weiß nicht -«
»Ich weiß es. Letztes Jahr waren es das World Trade Center und das Pentagon. Nächstes Jahr werden es das Weiße Haus und das Kapitol sein.« Madox hielt inne und blies Rauchringe, dann sagte er: »Und eines Tages wird es eine ganze amerikanische Stadt sein. Eine Atombombe. Zweifeln Sie daran?«
Harry erwiderte nichts.
»Harry?«
»Nein. Ich zweifle nicht daran.«
»Gut. Das gilt auch für alle anderen an diesem Tisch. Deshalb sind wir hier.« Und er fragte Harry: »Wie würden Sie verhindern, dass es dazu kommt?«
»Tja ... ich arbeite manchmal in einem NEST-Team mit - einem Nuclear Emergency Support Team. Wissen Sie, was das ist?«
Bain Madox lächelte. »Harry, Sie sitzen hier mit dem stellvertretenden Verteidigungsminister, einem Sicherheitsberater des Präsidenten, einem Mitglied der Vereinigten Stabschefs und dem Verbindungsmann der CIA zum Weißen Haus zusammen. Wenn es irgendetwas gäbe, das wir nicht wissen, würde mich das sehr wundern.«
»Warum stellen Sie mir dann ständig Fragen?«
Madox wirkte leicht ungehalten. »Ich will Ihnen mal was zu NEST sagen - der sogenannten Freiwilligen Feuerwehr des Atomzeitalters. Sehr drollig und etwa genauso effektiv. Tausend Freiwillige aus dem Bereich der Wissenschaft, von Regierungsund Strafverfolgungsbehörden, die sich manchmal als Touristen und Geschäftsleute verkleiden. Sie fahren durch die Gegend oder gehen amerikanische Städte und andere anfällige Ziele ab, wie zum Beispiel Dämme, Atomkraftwerke und so weiter, bewehrt mit Gammastrahlen-und Neutronendetektoren, die sie in Aktenkoffern, Golftaschen, Kühlboxen und wer weiß was sonst noch versteckt haben. Richtig?«
»Ja.«
»Haben Sie schon mal eine Atombombe gefunden?«
»Noch nicht.«
»Und das werden Sie auch nie. In einem Apartment an der Park Avenue könnte ein scharfer Atomsprengsatz oder eine schmutzige Bombe liegen, und die Chance, dass NEST oder Harry Muller sie finden, ist gleich null. Richtig?«
»Ich weiß es nicht. Manchmal hat man Glück.«
»Das ist nicht gerade beruhigend, Harry«, sagte Madox.
»Die Frage lautet doch: Wie kann die amerikanische Regierung verhindern, dass eine amerikanische Stadt durch eine Massenvernichtungswaffe - genauer gesagt, einen von Terroristen gelegten Atomsprengsatz - ausgelöscht wird?« Er schaute Harry an und sagte: »Ich möchte, dass Sie eine Lehre aus der im Kalten Krieg geltenden Strategie der gegenseitigen Abschreckung ziehen
und mir erklären, wie man Terroristen daran hindern kann, eine Atombombe in einer amerikanischen Stadt zu legen und zur Explosion zu bringen? Das ist keine rhetorische Frage. Antworten Sie mir bitte.«
»Okay, ich nehme an, es ist so ähnlich wie mit den Russen«, erwiderte Harry. »Wenn sie wissen, dass wir ihnen einen Atomschlag verpassen, werden sie's bei uns sein lassen.«
»Stimmt«, entgegnete Madox, »aber wir haben es mit einem anderen Gegner zu tun. Das globale Terrornetzwerk ist nicht so wie die alte Sowjetunion. Die Sowjets
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