John Corey 04 - Operation Wildfire
wäre, was von der Erde noch da war. Ziemlich deprimierend, finden Sie nicht?«
Harry konnte sich gut daran erinnern, wie es vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion auf der Welt zuging. Ein Atomkrieg war zwar ziemlich beängstigend, aber er hatte nie geglaubt, dass es dazu kommen würde.
Madox schien seine Gedanken lesen zu können. »Aber das ist nie geschehen«, sagte er, »und es wäre auch nicht dazu gekommen. Selbst der wahnsinnigste sowjetische Diktator konnte dieses Horrorszenario nicht in Betracht ziehen. Trotz allen Gezeters von Seiten linksgerichteter Pazifisten und idiotischer Intellektueller sorgte die Abschreckungsdoktrin dafür, dass die Welt von einem nuklearen Armageddon verschont blieb. Richtig?«
Worauf, zum Teufel, will der Typ raus?, dachte Harry.
Bain Madox setzte sich, zündete sich eine Zigarette an und fragte Harry: »Haben Sie schon mal von einer Sache namens Wild Fire gehört?«
»Nein.«
Madox musterte ihn eingehend, dann erklärte er: »Ein Geheimprotokoll der Regierung. Haben Sie diesen Begriff schon einmal beiläufig oder in einem bestimmten Zusammenhang gehört?«
»Nein.«
»Das hatte ich auch nicht angenommen. Um dieses Geheimprotokoll weiß man nur auf höchster Regierungsebene. Und in unserer Runde. Und jetzt erfahren auch Sie davon - wenn Sie aufpassen.«
Paul Dünn, der Berater des Präsidenten, schaltete sich ein. »Bain, müssen wir das im Beisein von Mr. Muller bereden?«
Bain Madox schaute Dünn an und erwiderte: »Wie ich bereits sagte, ist das eine gute Übung für uns. In Kürze werden wir eine Entscheidung treffen müssen, die die Welt und die Weltgeschichte für die nächsten tausend Jahre verändern wird. Wenn wir uns Mr. Muller gegenüber erklären, der das Volk vertritt, das wir unserer Aussage nach retten wollen, ist das das Mindeste, was wir tun können. Dass wir zu diesem kritischen Zeitpunkt auch uns selbst eine Erklärung schuldig sind, brauche ich wohl nicht zu erwähnen.«
Lansdale, der CIA-Mann, wandte sich an die ganze Runde: »Wir müssen es Bain auf seine Weise machen lassen. Das sollten wir doch inzwischen wissen.«
»Noch wichtiger aber ist«, fügte Edward Wolffer hinzu, »dass es sich um einen Wendepunkt der Weltgeschichte handelt, und ich möchte nicht, dass Bain oder irgendjemand anders jemals meint, wir hätten uns nicht die nötige Zeit genommen, die der Bedeutung dieser Sache angemessen wäre.«
Madox wandte sich an seinen alten Freund. »Danke, Ed. Möglicherweise wird niemals jemand erfahren, was heute geschehen ist, aber wir wissen es, und Gott weiß es. Und wenn es die Welt eines Tages erfährt, müssen wir uns vor Gott und den Menschen rechtfertigen können.«
»Wir sollten Gott nichts davon verraten«, warf Lansdale trocken ein.
Madox zog an seiner Zigarette, ohne ihn zu beachten. »Die ersten islamischen Terroranschläge erfolgten in den siebziger Jahren, wie Sie sicher wissen.«
Bain Madox begann mit dem Massaker bei den Olympischen Spielen in München und rasselte dann eine lange Aufzählung von Flugzeugentführungen, Bombenanschlägen, Entführungen, Hinrichtungen und Massenmorden herunter, die islamische Dschihadisten in den letzten dreißig Jahren verübt hatten.
Die Männer im Raum schwiegen, aber ein paar nickten im Gedenken an den einen oder anderen Terroranschlag.
Auch Harry Muller konnte sich an fast jeden Anschlag erinnern, den Madox erwähnte, aber trotzdem wunderte er sich, wie viele es im Lauf der letzten dreißig Jahre gewesen waren. Außerdem wunderte er sich, dass er so viele vergessen hatte - selbst große, wie den Bombenanschlag auf den Stützpunkt der Marineinfanterie im Libanon, bei dem 241 Amerikaner getötet worden waren, oder die Bombe an Bord von Pan-Am-Flug 103 über Lockerbie, bei dem Hunderte von Menschen umgekommen waren.
Harry spürte, dass er mit jedem aufgezählten Anschlag immer wütender wurde, und er war davon überzeugt, dass jeder Terrorist -oder Moslem -, der jetzt in den Raum gebracht wurde, von den Anwesenden sofort in Stücke gerissen würde. Madox wusste, wie man eine Menschenmenge anstachelte.
Madox blickte in die Runde und sagte: »Jeder von uns hatte einen Freund oder kannte jemanden, der im World Trade Center oder im Pentagon umgekommen ist.« Er wandte sich an General Hawkins. »Ihr Neffe, Captain Tim Hawkins, starb im Pentagon.« Danach sprach er Scott Lansdale an. »Zwei Ihrer Kollegen von der CIA sind im World Trade Center gestorben. Richtig?«
Lansdale nickte.
Madox wandte
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