John Lennon - across the universe - die spirituelle Biografie
an Profit orientiertes Unternehmen sein muss. 132
Lennon schwebten da einige Dinge vor, die er gern umgesetzt sehen wollte: Zum Beispiel könnte man extravagante New-Age-Kleidung von Personal verkaufen lassen, das aus »Blumenkindern« bestand; man könnte eine ganze Flotte von Rolls-Royce-Limousinen mit einem psychedelischen Design – ähnlich demjenigen, das seinen Rolls-Royce zierte – ausstatten lassen; man könnte Diskotheken nach einem an den Themen und Motiven des
Sgt. Pepper
-Albums orientierten Gesamtkonzept ausgestalten; man könnte eine Filmproduktionsfirma mit dem Ziel, innovative Filme zu realisieren, gründen; und man könnte ein Plattenlabel ins Leben rufen, das bestrebt ist, die kreativen Visionen der von ihm vertretenen Künstler musikalisch umzusetzen, und bei dem keine kommerziell denkenden und handelnden Label-Manager vom Zuschnitt jener Leute, mit denen die Beatles sich notgedrungen all die Jahre hatten herumplagen müssen, das Sagen haben.
Was ihnen allerdings fehlte, nicht zuletzt weil Brian Epstein nicht mehr lebte, war eine ordnende Hand für die dringend notwendige Koordination all der gut gemeinten Projekte, die man bei Apple unter einen Hut bringen wollte. Management-Positionen vergab man kurzerhand an Freunde der Band. Ob die Betreffenden über einschlägige Erfahrungen verfügten, schien niemanden zu kümmern. Klare Weisungsbefugnisse gab es nicht, die dafür notwendigen Strukturen wurden nie geschaffen. So blieben die meisten Aktivitäten unkoordiniert.
Einem Werbetext zufolge gab das Label beispielsweise »das Versprechen, … dass alle aufrichtigen Antragsteller Ermutigung, Unterstützung erhalten, einen Vertrag und vielleicht sogar einen Briefumschlag voll Geld bekommen würden«. 133 Niemand hatte sich freilich vorher Gedanken darüber gemacht, wie die nun bevorstehende Lawine von Eingaben hoffnungsvoller Musiker und Songschreiber sich organisatorisch überhaupt bewältigen ließe. Und so landeten die allermeisten Briefe und sonstigen Einsendungen schließlich ungeöffnet in den Hinterzimmern und im Keller des Apple-Bürogebäudes.
Am Arbeitsplatz herrschte unter den Apple-Mitarbeitern eine Art Partystimmung. Spirituosen und Drogen standen stets zur Verfügung. Teures Essen nur in besten Restaurants und kostspielige Geschäftsreisen trieben die Spesenabrechnungen enorm in die Höhe.
Für das Warensortiment, das in der Apple-Boutique auf der Baker Street zum Verkauf auslag oder auf den Kleiderständern hing, kam nur hin und wieder der Verkaufserlös in die Kasse. Teils wurde die Ware von Ladendieben geklaut, die sich durch die Gleichgültigkeit der Verkäufer regelrecht dazu animiert fühlen konnten, sie mitgehen zu lassen; teils ließ die Belegschaft die Artikel gleich in die eigene Tasche verschwinden. Auf diese Weise verlor das Unternehmen enorm viel Geld – später hat Lennon den wöchentlichen Verlust auf eine Größenordnung von schätzungsweise 18 000 bis 20000 Pfund Sterling beziffert. Im Juli 1968 war das Experiment fast komplett gescheitert. Das Einzige, was von Apple übrig blieb, war das Plattenlabel. Dort wurden die letzten Beatles-Alben veröffentlicht, bevor die vier schließlich getrennte Wege gingen.
Der Zerfallsprozess der Band war ein weiterer Beleg für den Wert des Zynismus. Seit Lennon auf dem Gipfel des Erfolgs und des gesellschaftlichen Status angelangt war, machte ihm das Gefühl von Sinnlosigkeit schwer zu schaffen. In der Religion fand er keinen Trost – weder in ihrer überkommenen christlichen Ausprägung noch in solchen Alternativformen wie Maharishis Transzendentaler Meditation. Und die Ehe mit Cynthia war in erster Linie deshalb geschlossen worden, weil Cyn damals schwanger war. Die Drogen dienten lediglich der Ablenkung und Zerstreuung, sorgten keinesfalls für eine Lösung. Nur eines konnte Lennon eine gewisse Orientierungshilfe bieten: Jene engen Freundschaften, die ihn schon seit der Zeit in Liverpool mit einigen Menschen verbanden. Insbesondere gilt das für seine Freundschaft zu den drei anderen Beatles.
Doch diese Bindung, die ihm Halt und Sicherheit gab, begann sich zu lösen. Starr und Harrison heirateten und führten ein immer unabhängiger werdendes Eigenleben. Harrison, inzwischen als Songschreiber gereift, war nicht länger bereit, sich von Lennon und McCartney, wenn es um seine Kompositionen ging, bevormunden zu lassen. Und im Schatten von Lennon, der nie ein Blatt vor den Mund nahm – im Schatten »des intellektuellen
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