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John Medina - 02 - Gefaehrliche Begegnung

John Medina - 02 - Gefaehrliche Begegnung

Titel: John Medina - 02 - Gefaehrliche Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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umklammerte bibbernd ihre Knie.
    Es war schon bis jetzt kein Zuckerschlecken gewesen, aber die Warterei war immer das Schlimmste, fand sie. Und nun, da sie Dallas in Gefahr wusste, war es noch tausendmal schlimmer. Die Angst um ihn, die Unruhe nagte an ihr wie eine Art innerer Dämon. Sie warf einen Blick auf ihre billige Armbanduhr: Erst fünfzehn Minuten waren vergangen. Sie konnten die Giftgasfabrik noch gar nicht erreicht haben.
    Eine dünne Decke legte sich um ihre Schultern. Überrascht blickte sie zu Tucker auf, der sich über sie beugte. »Du hast gezittert«, war seine Erklärung für diese überraschende Geste. Dann zog er sich wieder zurück.
    »Danke.« Unbehaglich wickelte sie sich enger in die Decke. Das war nett von ihm gewesen, aber ihr war gar nicht wohl dabei. Sie wünschte, sie könnte ihr Unbehagen in Bezug auf den Mann ignorieren. Wenn sie zumindest wüsste, warum sie sich in seiner Gegenwart so unbehaglich fühlte. Sie hatte versucht, sich nichts von ihren Gefühlen anmerken zu lassen und sich ganz auf ihre Aufgabe zu konzentrieren, aber Tucker war kein Dummkopf; er spürte natürlich, dass sie etwas gegen ihn hatte. Manchmal hatte sie fast das Gefühl, als würden sie einen stummen Kampf ausfechten, von dem nur sie beide wüssten, wenn sich ihre Blicke, was selten vorkam, begegneten. In dem ihren lag unverhohlenes Misstrauen, während die seinen spöttisch funkelten.
    Doch nie ließ er sich etwas anmerken, tat nichts, das ihre Ressentiments ans Licht gebracht hätte. Sein Verhältnis zu den drei anderen Männern dagegen war locker und professionell. Ihr gegenüber verhielt er sich tadellos höflich und unpersönlich, und auch das bewies einmal mehr seine unglaubliche Professionalität. Tucker respektierte Dallas, und das Letzte, was er wollte, war, den Teamgeist zu stören oder ihre Aufgabe zu gefährden, indem er seine Frau irgendwie vergrätzte. Das hätte Niema eigentlich beruhigen sollen – tat es aber nicht.
    Bis zu dem Zeitpunkt, als er ihr die Decke um die Schultern legte, hatten sie kein einziges Wort gesprochen. Sie wünschte, es wäre so geblieben, denn einen Mann wie Tucker hielt man sich am besten so weit als möglich vom Leib, dachte Niema, das war am sichersten.
    Er setzte sich mit einer fast raubtierhaften Anmut und Geschmeidigkeit. Die Kälte schien ihm überhaupt nichts auszumachen; er trug nur ein schwarzes T-Shirt und Drillichhosen. Dallas war ebenfalls so ein Backofen, auch er fror nur selten. Was war nur an diesen Männern, dass sie diese niedrigen Temperaturen weniger spürten als der Rest der Menschheit? Vielleicht lag es ja an ihrer fabelhaften Kondition, aber auch sie war in ausgezeichneter körperlicher Verfassung, und sie fror schon, seit sie die Grenze zum Iran überschritten hatten. Es war nicht so, dass sie sich wünschte, sie würden auch frieren, sie wünschte bloß, dass die verdammte Fabrik in der Wüste wäre anstatt in diesen scheißkalten Bergen.
    »Du hast Angst vor mir.«
    Diese vollkommen aus dem Blauen kommende Bemerkung erschreckte sie mehr als die Sache mit der Decke, aber doch nicht genug, um sie aus der Fassung zu bringen. Er hatte den Satz total gelassen gesagt, als wäre es nur eine Bemerkung übers Wetter. Sie schenkte ihm einen kühlen Blick.
    »Angst nicht«, korrigierte sie ihn, »ich bin lediglich vorsichtig.« Falls er glaubte, sie würde ihre Gefühle ihm gegenüber abstreiten, wie die meisten es getan hätten, wenn sie sich in die Enge getrieben sahen, dann irrte er sich. Wie schon Dallas, nicht selten zu seiner Belustigung, hatte lernen müssen: Niema ließ sich so schnell nicht einschüchtern.
    Tucker lehnte den Kopf gegen die kalte Steinwand, zog ein Bein an und ließ den Arm locker über das Knie baumeln. Undurchdringliche braune Augen musterten sie. »Vorsichtig also«, räumte er ein. »Und wieso?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Weibliche Intuition.«
    Er begann zu lachen. Dass Tucker auch lachen konnte, hätte sie nicht gedacht, aber es schien ihm überhaupt nicht schwer zu fallen. Den Kopf zurückgelehnt, lachte er leise, aber herzhaft vor sich hin, fast so als könne er einfach nicht anders.
    Niema musterte ihn abwartend, mit hochgezogener Braue. Sie verspürte nicht die geringste Lust, mitzulachen oder auch nur zu lächeln. An ihrer Situation gab es überhaupt nichts Komisches. Sie befanden sich mitten im Iran, auf einem wahren Himmelfahrtskommando, bei dem sie sehr gut alle umkommen konnten, und, ach ja, übrigens, sie traute

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