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John Sinclair - 0974 - Monsterzeit (2 of 2)

John Sinclair - 0974 - Monsterzeit (2 of 2)

Titel: John Sinclair - 0974 - Monsterzeit (2 of 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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weiter. Kaffee mußt du dir schon nehmen. Ich kann die Kanne nicht so weit herüberreichen.«
    Perry Cameron bewegte sich wie in Trance auf den freien Stuhl zu. Er verstand die Welt nicht mehr. Sie hatte sich innerhalb einer Nacht für ihn verändert. Was vor wenigen Tagen noch die Wirklichkeit gewesen war, an der er sich hatte orientieren können, war nun verschwunden. Er rückte den Stuhl zurecht und schüttelte dabei den Kopf, als wollte er seine trüben Gedanken loswerden. Nachdem er sich niedergelassen hatte – immer von Greta beobachtet –, griff er zur Kanne und schenkte sich ein. Der Kaffee floß in die breite und hohe Tasse. Perry schaute dem dunkelbraunen Strahl nach, der in seiner Farbe an Baumrinde im nächtlichen Wald erinnerte.
    Als er die Kanne wieder an seinen Platz zurückstellte, hatte er auch seine Sprache wiedergefunden: »Du sitzt also in einem Rollstuhl«, sagte er.
    »Das siehst du doch.«
    Er nickte. Jede weitere Frage kam ihm blöd vor. Er hätte die Waffe nehmen und schießen sollen, doch auch davor schrak er zurück, weil er eben Klarheit haben wollte.
    Cameron trank den Kaffee heiß und schwarz. Beides traf hier zu. »Und gestern abend habe ich dich ohne Rollstuhl gesehen.«
    »Willst du nicht etwas essen?«
    In Cameron stieg die Wut hoch. Er hob den rechten Arm und ballte die Hand zur Faust. »Verdammte Scheiße!« schrie er. »Ist es nicht so?«
    Seine Faust schwebte über dem Spiegelei, als wollte sie es im nächsten Augenblick zerstören. »Ich warte auf eine vernünftige Antwort, Greta.«
    »Ja, es stimmt.«
    Die Hand senkte sich langsam. »Also habe ich dich als einen normalen Menschen kennengelernt.«
    »Bin ich jetzt nicht normal?«
    »Doch, aber du hast gestern nicht in diesem verdammten Rollstuhl gesessen.«
    »Da hast du recht.«
    »Wie schön.« Er glotzte sie über den Tisch hinweg an. »Weißt du, was ich jetzt möchte?« fragte er.
    »Nein, wie sollte ich?«
    Verdammt, die Antwort traf ihn tief. Dieses Weibsstück machte sich über ihn lustig. Wie sie schon dasaß und wie sie angezogen war. Eine helle Hose und ein dunkelblaues Shirt ohne Ärmel. Es saß eng. Die Brustwarzen drückten sich durch. »Ich möchte jetzt, daß du aus deinem verdammten Rollstuhl aufstehst und«, er deutete es mit der Hand an, »zur Tür gehst und wieder zurück zum Tisch läufst und dich auf den Stuhl setzt. Das ist alles.«
    Greta oder Rosenrot, als was immer man sie auch ansah, fing an zu lächeln. »Das werde ich nicht tun, Perry.«
    Camerons Mund verzog sich zu einem nach unten hin gerichteten Halbmond. »Und warum willst du mir diesen kleinen Wunsch nicht erfüllen?«
    »Davon kann überhaupt keine Rede sein. Ich würde ihn dir gern erfüllen, nur ist das nicht möglich.«
    »Wieso?« fragte er ziemlich dumm.
    »Weil ich es nicht kann. Ich sitze im Rollstuhl und bin an ihn gefesselt. Das ist alles.«
    Er trank einen Schluck Kaffee, fluchte, weil er sich die Lippen verbrühte, starrte die Frau danach an und schüttelte wieder den Kopf. »Willst du mich verarschen?«
    »Überhaupt nicht.«
    »Was dann?«
    »Ich kann nicht gehen. Ich bin an diesen Rollstuhl gefesselt. Auch wenn du es nicht glauben willst, aber es ist so.«
    »Nein, das kann ich auch nicht glauben.«
    »Dein Problem«, erwiderte Greta locker.
    Cameron starrte über die Deckel der Konfitürengläser hinweg. »Das ist unser Problem, Süße, und ich werde dir auch in den nächsten Sekunden den Beweis liefern.«
    »Tu, was du willst.«
    »Darauf kannst du dich verlassen!« Mit einer heftigen Bewegung schnellte er von seinem Stuhl hoch. Sein Gesicht zeigte einen kantigen, wütenden Ausdruck. Es war nicht schwer für ihn, die Frau zu erreichen, die sich mit ihrem Stuhl nicht von der Stelle bewegte und zu dem Killer hochschaute. Er stellte fest, daß die Augen keine Furcht zeigten. Das wiederum ärgerte ihn auch, denn die meisten fürchteten sich vor ihm.
    Perry legte seine Hände auf ihre Schultern. »Zum letztenmal, stehst du nun auf oder nicht?«
    »Ich kann nicht!«
    »Okay«, sagte er. »Okay. Du hast es nicht anders gewollt.« Er veränderte seinen Griff und schob die Hände in die Achselhöhlen der Frau. Dann zerrte er sie aus dem Rollstuhl in die Höhe. Schon während dieser Bewegung bekam er mit, daß ihr Körper im unteren Bereich steif war, aber er wollte es nicht wahrhaben. Cameron hielt die Frau fest und schwang sie zur Seite, so daß ihre beiden Füße über den Boden schleiften. Etwa einen halben Meter vom Stuhl entfernt

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