John Sinclair - 0981 - Der Fluch des alten Kriegers
verletzen.
Abe Douglas kam zu uns. Seine Schritte hinterließen Echos auf dem dunklen Steinboden. Er nickte Suko und mir zu. »Wir haben damit rechnen müssen. Aber wir haben gewonnen.«
Ich hob die Schultern.
»Guter Schuß«, lobte er und drehte sich dann zu Jane um. »Du hast der Lady das Leben gerettet.«
»Ja«, sagte die Detektivin nur.
Shao beugte sich der Toten entgegen und schaute sie genau an. »Sie hat zu Ornellas Truppe gehört. Ich kenne sie. Ich habe sie in der Geisterbahn gesehen.« Dann hob sie den Kopf. »Aber es waren vier und nicht nur zwei.«
»Ja, und die beiden anderen werden vorsichtiger sein, fürchte ich«, gab ich zur Antwort.
»Wie geht es weiter?«
»Ja, John«, meldete sich Bill. »Das möchte auch ich wissen.«
Ich warf den Särgen einen schrägen Blick zu. »Es wird den beiden nichts nutzen, wenn wir die Beerdigung verschieben. Wir müssen den Akt fortsetzen. Möglicherweise schaffen wir es, die zwei restlichen Mörderinnen aus der Reserve zu locken.«
»Der Meinung bin ich auch.«
Sheila, seine Frau, dachte anders darüber. »Vielleicht sollten wir uns zurückziehen und nach Hause fahren, Bill. Wir haben Glück gehabt. Ob das so bleiben wird, weiß ich nicht.«
»Das steht dir frei, Sheila«, sagte ich.
Sie überlegte noch, als Abe Douglas seine Meinung kundtat. »Es gibt da noch einen Joker«, erklärte er. »Keiner von uns hat Camacho bis jetzt gesehen. Versteht ihr?«
»Weiter«, sagte ich.
»Es könnte ja sein, daß er mit den beiden Kämpferinnen zusammengetroffen ist. Wie ich ihn einschätze, wird er sich ebenso auf dem Friedhof herumtreiben wie die Mörderinnen. Und Camacho hat einen besseren Instinkt als wir.«
»Und wer soll gewonnen haben?« fragte Suko.
Douglas grinste kantig. »Unterschätze den alten Krieger nicht, mein Freund.«
Ich hatte nur mit einem Ohr zugehört und war zu den beiden Helfern gegangen, die in den offenen Seitentüren warteten und vor Furcht zitterten. Sie hatten tagtäglich mit dem Tod zu tun, allerdings mit einem normalen, der zum Kreislauf der Welt gehörte. Was sie allerdings erlebt hatten, das hatte sie beinahe an ihrem Verstand zweifeln lassen und die Angst in ihnen hochgedrückt.
Ich brauchte schon meine ganzen Überredungskünste, um ihnen klarzumachen, daß es weiterlaufen sollte.
»Sollen die Leichen hierbleiben?«
»Vorerst ja. Wie ich weiß, ist für heute keine weitere Beerdigung angesagt worden.«
»Das stimmt.«
»Dann gehen Sie bitte Ihrer Arbeit nach. Wenn wir am Grab sind, können Sie sich zurückziehen.«
»Ja, gut«, flüsterten sie. »Wir holen dann die beiden anderen Kollegen, die uns helfen, die Särge und die Kränze aufzuladen.«
»Das ist okay.« Ich bedankte mich noch einmal bei ihnen und drehte mich um.
Tageslicht flutete in den Raum, weil die Außentür geöffnet worden war.
Dort standen alle, bis auf Shao und Suko, die schwer atmeten. »Wo erwartest du den nächsten Angriff, John?«
»Entweder auf dem Weg oder am Grab.«
»Ich tippe eher auf das Grab«, sagte Suko.
»Warum?«
»Weil dort die Deckung besser ist.«
»Da kannst du recht haben.«
»Aber was ist mit dem Apachen?« fragte Shao leise. »Glaubst du, daß er sich in der Nähe aufhält?«
»Davon bin ich sogar überzeugt.«
»Und warum hat er nicht eingegriffen?«
»Keine Ahnung, Shao, wirklich nicht. Wir werden ihn fragen, wenn wir ihn sehen.«
»Ist gut.«
Dann schauten wir zu, wie der erste Sarg aus der Halle getragen wurde.
Die Männer waren ebenfalls bleich wie die Toten, die sie transportierten.
Sie sprachen kein Wort miteinander und gingen stumm ihrer Beschäftigung nach.
»Kommt«, sagte ich und ging ebenfalls auf die Außentür zu. »Wir wollen es hinter uns bringen …«
»Hoffentlich lebend«, hörte ich Shao noch murmeln …
*
Camacho wirbelte herum. Er wußte, wie gering seine Chancen waren, den beiden Mörderinnen zu entwischen, aber er wollte es zumindest versuchen.
Daß sie auf dem Boden gelandet waren, hatte er mitbekommen. Untrainierte Personen hätten sich wer weiß was brechen oder verstauchen können, wären sie aus dieser Höhe gesprungen, aber die beiden Frauen schienen Knochen aus Gummi zu haben.
Sie hatten sich sehr schnell gefangen und waren auch günstig aufgekommen. Eine stand vor Camacho, die andere hielt sich in seinem Rücken, hinter dem offenen Grab, auf.
Die Frau vor ihm bewegte ihr Schwert. Es sah wirklich aus wie in einem der Kung-Fu-Filme.
Da wirbelte die Klinge durch die Luft
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