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John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

Titel: John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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Walker Lindh verwechselt. Ich bin nicht einmal sicher, ob er überhaupt Amerikaner ist. Ich habe nie mit ihm gesprochen.«
    »Kein einziges Mal?« Exley hoffte, dass ihre Stimme nicht verriet, wie enttäuscht sie war, das zu hören.
    »Nein«, antwortete Keifer mit geschlossenen Augen. Nach einer Pause sprach er weiter: »Es war ein großes Gelände, und er ist immer wieder gekommen und gegangen.«
    »Er konnte also ungehindert kommen und gehen?«
    »Scheint so.«
    »Wie sah er aus?«
    »Ein kräftiger Mann. Groß. Er hatte einen Bart wie alle anderen auch.«

    »Hat er irgendwelche besonderen Kennzeichen?«
    »Wenn er welche hat, habe ich sie nicht bemerkt. Es war nicht die Art von Lager.«
    Als sie sich lächelnd zu ihm beugte, bemerkte sie, dass sein Atem ranzig und sauer roch, wie eine verdorbene Orange. Vermutlich putzte man ihm nicht allzu oft die Zähne. »Können Sie sich noch an etwas anderes erinnern?«
    Er schien nachzudenken. »Kann ich etwas Wasser haben? «
    Exley sah zu dem Matrosen an der Tür hinüber, der bloß mit den Schultern zuckte. Neben einer Metallspüle in der Ecke des Raums standen ein paar ineinandergestapelte Plastikbecher, von denen sie einen mit Wasser füllte und Keifer vorsichtig an die Lippen hielt.
    »Danke.« Keifer schloss wieder die Augen. »Der Amerikaner – dieser Jalal –, einige behaupteten, dass er ein echter Soldat ist. Ein harter Kerl. Er war auch schon in Tschetschenien. Zumindest sagt man das.« Nun öffnete er die Augen und sah sie an. »Kann ich Ihnen sonst noch etwas erzählen?«
    Was sie in Wirklichkeit wissen wollte, durfte sie nicht fragen. Wie gut er den Koran wirklich kannte. Ob er die USA tatsächlich hasste, oder ob für ihn alles nur ein Abenteuer war. Und nur ganz nebenbei, ob er wusste, für wann seine Freunde den nächsten Angriff auf die USA planten. Wo er stattfinden sollte und wann.
    Und wenn sie schon über Fragen nachdachte, die man weder stellen noch beantworten konnte, wie wäre es dann mit dieser: Auf welcher Seite stand dieser Mann? Dieser Jalal. John Wells, der einzige CIA-Agent, dem es je gelungen war, in die Al-Quaida einzudringen. Innerhalb der CIA wusste kaum ein Dutzend Funktionäre, dass dieser Mann überhaupt existierte. Er war ein einzigartiger Staatsschatz.

    Abgesehen davon, dass dieser einzigartige Staatsschatz es nicht der Mühe wert gefunden hatte, in den letzten zwei Jahren seinen CIA-Führungsoffizier – in anderen Worten, Exley – auch nur ein einziges Mal zu kontaktieren. Das bedeutete, dass er nichts unternommen hatte, um die Katastrophe des 11. Septembers zu verhindern. Warum, John? Immerhin sind Sie noch am Leben und nicht in Gefangenschaft. Wenn dieser Junge hier auch keine anderen Informationen preisgegeben hat, so hat er zumindest das bestätigt. Wussten Sie nichts davon? Oder haben Sie sich mittlerweile wirklich den Einheimischen angeschlossen? Sie waren ja immer schon ein wenig verrückt, sonst wären Sie nie in diese Berge gegangen. Vielleicht haben Sie aber auch nur zu viele Jahre mit den bösen Buben auf dem Gebetsteppich gekniet, sodass Sie heute einer von ihnen sind?
    »Was Sie mir noch erzählen könnten?«, wiederholte Exley. »Mir fällt nichts ein.« Als sie den leeren Becher abstellte und aufstand, um zu gehen, trafen sich ihre Blicke. Jetzt sah der junge Mann aus wie ein verängstigtes Kind. Offenbar begreift er allmählich, in welchen Schwierigkeiten er steckt, dachte sie. Zum Glück war er nicht ihr Problem.
    »Was ist mit dem Rechtsanwalt? Sie haben mir doch versprochen …«
    »Ich werde mich darum kümmern«, sagte sie, während sie zur Tür ging. »Viel Glück, Tim.«
     
    Nur knapp eineinhalb Kilometer trennten Wells und seine Männer noch von den Amerikanern. Nachdem sie vor einigen Minuten die Pferde zurückgelassen hatten, hatte Wells seine Truppe in einem engen Sattel hinter einen Felskamm geführt, der sie vor der amerikanischen Stellung verbarg. Sobald sie diesen Felsen verließen, wären sie ohne Deckung, denn zwischen ihnen und dem Feind lag nur offenes Gelände.
Genau das hatte Wells beabsichtigt. Er gab sich erst gar nicht der trügerischen Hoffnung hin, dass seine Leute noch näher an die Amerikaner herankommen könnten, ohne entdeckt zu werden. Immerhin war der Sattel nahezu unbewaldet, und die Spezialeinheiten verfügten über Nachtsichtgeräte, die seinem bei weitem überlegen waren.
    Er teilte seine Männer in zwei Gruppen. Achmed würde drei Mann nach Norden führen, um die Stellung

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