Jomikel
Rücken machte es dabei nicht gerade einfach. Der Lichtwerfer baumelte an seinem Gürtel, genauso wie sein Schwert.
Er warf einen Blick hinauf aber auch das obere Ende der Treppe war nicht mehr zu sehen. Zirkon schätzte das er bereits rund Einhundert Stufen hinabgestiegen war. Wie viele Stufen noch unter ihm lagen wusste er nicht. Die Stufen boten kaum Platz zu stehen. Zudem versuchte der Wind immer wieder ihn von der Seite her in die Tiefe zu wehen. Nur durch das zusätzliche Gewicht von Jomikel auf seinem Rücken bot ihn genug Gewicht um sich auf den Stufen zu behaupten.
Stufe um Stufe ging es tiefer ins Schneetreiben hinab. Das Gewicht auf Zirkons Rücken wurde immer schwerer. Zum Glück war Jomikel noch immer bewusstlos und bewegte sich auch nicht. Zirkon hoffte das es noch solange andauern würde bis er das Ende der Treppe erreicht hatte. Auch der Schnee der auf den Stufen lag machte es nicht gerade einfacher.
Unerwartet trat er plötzlich ins Leere. Er versuchte noch sich mit den Krallen an einer Steinstufe festzuhalten aber Jomikels Gewicht zog ihn hinab. Er fiel rückwärts von der Treppe und landete in einer Schneewehe. Der Fall hatte nur eine Sekunde gedauert und wie Zirkon erkannte lag es daran das die unterste Steinstufe der Treppe nicht mehr vorhanden war. Durch das Schneetreiben sowie den Schnee der am Boden lag hatte er auch den Boden nicht sehen können. Es war alles Weiß in Weiß.
Jomikel war durch den Fall nicht aufgewacht, bewegte sich jetzt aber leicht. Anscheinend hatte er den Aufprall gespürt. Ein gutes Zeichen fand Zirkon. Er untersuchte ihn auf mögliche Verletzungen, konnte aber keine finden.
*
Er spürte Bewegung obwohl er nichts tat. Oder bewegte er sich doch und wusste es nicht? Dann hatte er einen Körper! Nur spürte er ihn nicht. Das brachte ihn zur nächsten Frage. Wie sah sein Körper aus? „Humanoid“. Den Begriff kannte er irgendwoher. Er bezeichnete ein Wesen mit zwei Beinen sowie zwei Armen, die an seitlich an einem Rumpf begannen. Auf dem Rumpf saß dann der Kopf. Sah er so aus? „Ja“.
Wieso spürte er ihn dann nicht? „Schmerzblockade“. Schmerzen? An Schmerzen erinnerte er sich. Schmerzen hatten Leben bedeutet. Da er jetzt keine mehr verspürte hieß das vielleicht, er starb? „Nein“. Er lebte also. Nur wurden die Schmerzen blockiert. Warum? „Schmerzüberlastung“. „Zuviel Schmerzen?“. „Ja“. „Warum?“. „Verschmelzungsprozess.“
Es dämmerte ihn. Langsam tauchten einzelne Erinnerungsfragmente wieder auf. Die Kälte, der Schnee, kein zurück mehr. Entweder Tod oder Verschmelzung. Ersteres wäre endgültig aber letzteres bot eine Möglichkeit zum Überleben. Er hatte die letztere Möglichkeit in Angriff genommen. Und wie es schien war er noch mittendrin im Verschmelzungsprozess. Er war also ein Humanoider. Das bedeutete aber auch das er einen Namen hatte! „Joy Mikels“. „Ja“. Dann war die Stimme in seinem Inneren die Kybernetik die mit ihm verschmolz. „Ja“.
Der Verschmelzungsprozess lief also immer noch. Stellte sich die Frage wer würde letztendlich dominieren? „Unbekannt“. Da er sich noch in diesem „Nichtraum“ befand und die Fragen stellen konnte schien es im Augenblick ein Patt zu sein. „Korrekt“. „Was ist mit meinem Körper?“. „Er lebt“.
Das war immerhin etwas. Er lebte also noch. Nur wie ging es jetzt weiter? In diesem „Nichtraum“ konnte er ja nicht für alle Ewigkeit verbleiben. Er musste irgendwie wieder in die reale Umgebung zurück und das mit voller Kontrolle über den Verschmelzungsprozess. Die einzige Möglichkeit die er momentan sah, war in sich selbst zu gehen. Einen Weg nach „Außen“ wie man es nennen konnte gab es ja nicht. Es blieb also nur der Weg nach „Innen“.
*
Zirkon sah sich erst einmal um, was in diesem Schneetreiben kaum möglich war. Der Wind blies hier unten am Fuß der Klippe genauso heftig wie oben auf dem Plateo. Man sah nur wenige Meter weit. Er stand nun wieder vor dem gleichen Problem wie vorher. Jomikel musste irgendwie gewärmt werden. Also suchte er wieder einige Steine zusammen und brachte sie mit dem Lichtwerfer zum Glühen und positionierte den immer noch bewusstlosen Jomikel nahe an den glühenden Steinen. Dann machte er sich auf um die Umgebung zu sichten.
Um sich nicht zu verlaufen ließ er tiefe schleifende Spuren zurück und beobachtete genau wie schnell sie vom Wind wieder zugeweht wurden. Er durfte sich nicht zu weit entfernen ansonsten lief er Gefahr
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