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Jordan, Penny

Jordan, Penny

Titel: Jordan, Penny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Glut in mir
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war, stritt sich die Familie immer noch darum, wem Marchington jetzt gehörte: Bis dieser Streit um das Erbe rechtlich beigelegt war, wohnte niemand im Herrenhaus.
    Simon wusste dies. Er hatte es von Anfang an in seine Überlegungen mit einbezogen. Marchington … Tims Elternhaus, der Ort, den Tim selbst für Peppers Tod bestimmt hatte. Es war nur recht und billig, wenn er sie hier vernichtete.
    Durch die Flügelfenster drang er in die Bibliothek ein. Der verstorbene Earl hatte sich standhaft geweigert, eine Alarmanlage einbauen zu lassen. Stattdessen hatten sich Wachhunde auf dem Gelände aufgehalten, aber die waren inzwischen fort. Niemand sah Simon durch die dunkle leere Zimmerflucht laufen.
    Was war mit den Gemälden und dem Mobiliar geschehen? Wahrscheinlich waren sie bis zur Klärung des Streits irgendwo eingelagert. Das Haus wirkte verkommen und schäbig.
    Licht zu machen wagte Simon nicht, auch wenn er annahm, dass die Elektrizität nicht abgestellt worden war. Aber er fand den Weg zur Kapelle auch so.
    Unter dem Arm trug er ein großes Paket und legte es auf den schlichten Altar. Hier war Deborah gestorben, und ihr Blut war in einem roten Strom aus ihrem Körper geflossen.
    Simon wickelte die großen schwarzen Kerzen aus und stellte sie in die Halter, die er ebenfalls mitgebracht hatte. Er wollte sie jetzt nicht anzünden, aber sein Körper bebte vor Erregung, sobald er sie berührte.
    Schwarze Magie, Satanskult … Für viele waren dies Scherzwörter. Andererseits wunderte er sich, wie stark manche Leute an die Macht der Rituale des Bösen glaubten. Vielleicht hatte Tim recht gehabt, und er hatte unrecht. Simon zitterte ein wenig. Er war nicht hier, um den Teufel zu beschwören; er war hier, um Pepper Minesse zu verurteilen, und diesmal würde sie keine Gnade finden.
    Im Schein seiner Taschenlampe überprüfte er, ob alles in Ordnung war. Er war dieses Ritual in Gedanken so häufig durchgegangen, dass er sich beinahe automatisch bewegte, und seine fiebrige Erregung legte sich ein wenig.
    Während er arbeitete, redete er mit dem einzigen Kameraden, der ihm durch seine zunehmend wirren Gedanken gefolgt war. Tim war so wirklich für ihn geworden, als wäre er noch am Leben.
    Er würde nicht nur sich rächen, sondern auch Tim. Tim wäre nicht tot, hätte es diese Hure nicht gegeben. Simons Gedanken lösten sich immer stärker von der Wirklichkeit, und als er Marchington wieder verließ, gab es den gebildeten Parlamentsabgeordneten und mutmaßlichen künftigen Premierminister Simon Herries nicht mehr. An seine Stelle war ein Mann getreten, der äußerlich völlig gesund und normal wirkte, tatsächlich aber gefährlich geistesgestört war.
    Mary schickte Oliver ins Bett, bevor Pepper ankam. Sie wollte allein mit ihr sprechen, obwohl Philip dagegen war. Es machte ihm Angst, dass seine starke, zuverlässige Frau unter dem Einfluss der Krankheit immer schwächer wurde. Jeden Tag schien sie etwas mehr Boden unter den Füßen zu verlieren und ihm langsam zu entgleiten.
    Sie hatten über Oliver gesprochen, und Philip hatte in allem mit ihr übereingestimmt. Aber wie würde Pepper reagieren? Mary war überzeugt, dass sie den Jungen zu sich nahm. Behielt sie recht?
    Pepper merkte sofort, dass etwas nicht stimmte. Nicht weil Oliver schon im Bett lag, sie spürte es mit jenem Instinkt, den sie von ihren Vorfahren geerbt hatte. Naomi war ihr so nahe, dass sie fast den Kopf nach ihr gedreht hätte.
    Ruhig und sachlich erzählte Mary ihr von der Krebserkrankung. Im ersten Augenblick konnte Pepper nichts sagen, so tief waren der Schreck und der Kummer. „Es muss doch eine Behandlungsmöglichkeit geben … Eine Operation?“
    Mary schüttelte den Kopf. „Nein, die Krankheit ist zu weit fortgeschritten. Ich werde sterben, Pepper, wahrscheinlich schon bald. Wenn du dieses Wochenende nicht gekommen wärst, hätte ich dich angerufen.“
    Pepper hätte vor Schmerz am liebsten aufgeschrien, aber sie konnte ihre Gefühle nicht zeigen. Wie ein dunkler Schatten verfolgte sie der Kummer, und selbst Naomis Nähe milderte ihn nicht. Sie hatte schon so viel verloren … Sie wollte Mary nicht auch noch verlieren … Mary, die keiner Menschenseele je etwas zuleide getan hatte …
    „Pepper, du musst mir versprechen, Oliver zu dir zu nehmen, falls Philip etwas passiert.“
    Sie saßen in Marys Zimmer, und Pepper merkte erst jetzt, wie sorgfältig die ältere Freundin das Gespräch vorbereitet hatte. Mary nahm eine alte Bibel von dem kleinen

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