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Jordan, Penny

Jordan, Penny

Titel: Jordan, Penny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Glut in mir
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hörte die Polizei kommen. Mary empfand schon lange keine Schmerzen und keine Angst mehr. Sie saß auf dem Boden und hielt Oliver an sich gedrückt. Während der letzten drei Stunden hatten sie so sitzen und Simon zuhören müssen.
    Eigentlich begriff nur Pepper, was er sagte. Er machte sie für Tims Tod verantwortlich, obwohl sie wusste, dass es seine Schuld gewesen war. All sein Hass auf sie, ja, auf das ganze weibliche Geschlecht brach aus ihm hervor. Er sprach von Deborah und ihrem Selbstmord, und Pepper sah in Gedanken das Mädchen auf dem kalten Boden der Kapelle liegen. Sie musste sich zusammenreißen, um sich nicht zu übergeben, während Simon berichtete, was er Tims Schwester angetan hatte. Für ein junges, naives Mädchen, das so aufgewachsen war wie Deborah und dessen Sexualität kein Mann je geweckt hatte, musste die Quälerei unerträglich gewesen sein.
    Schließlich sprach Simon von Pepper selbst, von ihrer Vergewaltigung und der Befriedigung, die er dabei empfunden hatte.
    Doch während sie seinem Redefluss zuhörte, hatte Pepper das Gefühl, er erzähle von jemand anders. Seine Worte konnten sie nicht mehr verletzen. Dieser Teil ihrer Vergangenheit lag hinter ihr – Miles hatte sie davon befreit.
    Die ganze Zeit ließ Simon die drei nicht aus den Augen und hielt die Pistole weiter in der Hand. Pepper war klar, er würde schießen, sobald sie sich auch nur bewegten.
    Sie wusste auch, weshalb er die Zeit so in die Länge zog. Er würde nicht vor Mitternacht mit der Schwarzen Messe beginnen, die ihnen den Tod bringen sollte.
    Inständig, wie sie es noch nie im Leben getan hatte, betete Pepper, dass weder Oliver noch Mary begriffen, was ihnen bevorstand. Eher würde sie ihren Sohn selbst töten, bevor sie zuließ, dass Simon die Hand an ihn legte.
    Miles hatte mit seiner Warnung recht gehabt.
    Miles … Zum ersten Mal dachte Pepper an ihn. Vorher hatte sie es nicht gewagt, um nicht schwach zu werden. Sie begehrte ihn, sie liebte ihn, und jetzt war es zu spät. Wie viele Jahre ihres Lebens hatte sie mit all ihren Träumen von Rache und Vergeltung vergeudet.
    Aber sie hatten ihr Miles gebracht. Gutes war aus Bösem geworden, Liebe aus Hass entstanden – wie Oliver, das Kind einer erzwungenen Vereinigung mit jenem Mann, der sie jetzt beide töten wollte.
    Sie entdeckten den Wagen sofort, und die Polizisten schwärmten aus. Das Haus lag völlig im Dunkeln.
    „Dort ist eine Tür aufgebrochen worden“, erklärte einer der Männer dem Inspektor.
    Sie betraten das Haus. Der Inspektor hatte vorgeschlagen, Miles solle lieber im sicheren Polizeiwagen bleiben, aber er hatte sich geweigert. Er spürte Naomis Anwesenheit inzwischen so deutlich, dass er sich wunderte, der Einzige zu sein, der das bemerkte.
    „Da unten ist jemand“, sagte er zu dem Inspektor und lief auf den Gang zu, der zur Kapelle führte.
    Der Inspektor und der Mann an seiner Seite wechselten einen Blick. Beide waren zu erfahren und hatten zu viel erlebt, um Miles zu fragen, woher er das wusste.
    „Vorsicht jetzt, Sir“, antwortete der Inspektor nur.
    Die Kerzen für die Schwarze Messe brannten schon. Das Wachs tropfte und zischte und verströmte einen betäubenden Duft. Was es enthielt, war ein Geheimnis. Besondere Beschwörungsformeln wurden darüber gesprochen. In alten Zeiten, als das rituelle Opfer noch zum Leben auf dem Lande gehörte, hatte ein Rauschgift aus wildem Mohn die Ängste der Opfer bei einer Teufelsbeschwörung mildern sollen.
    Pepper entdeckte die Männer als Erste, obwohl sie noch im Schatten verborgen waren, und versuchte mit brennenden Augen, die Entfernung zu der sicheren Zuflucht abzuschätzen – nicht für sich, sondern für ihr Kind. Oliver war Sieger des Kurzstreckenlaufs beim Schulsportfest, hatte Mary stolz erzählt. Doch selbst das sportlichste Kind war nicht schneller als eine Kugel – es sei denn, jemand warf sich ihr in den Weg.
    Behutsam rutschte Pepper etwas nach vorn – und erstarrte, weil Simon es bemerkte.
    Er hielt in seinem Redefluss inne, und seine Augen wurden schmal. Wie ein Tier witterte er die Gefahr – und die Angst. Die Kerzen flackerten ein wenig, als hätte jemand die Tür geöffnet.
    Miles betrachtete die Szene, und ihm wurde ganz elend. Niemand sprach ein Wort. Die Polizisten waren bewaffnet, aber sie durften keinen Angriff auf Simon wagen. Er hätte wenigstens einen seiner Gefangenen töten können, bevor jemand bei ihm war.
    Simon verzog das Gesicht und trat näher an Pepper heran. Es

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