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Joschka, die siebte Kavallerie

Joschka, die siebte Kavallerie

Titel: Joschka, die siebte Kavallerie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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kreisten nur noch Felix, Rocce und das Seifenkisten-Bäckerrad-Flakschiff von Jojo und Markus um den Teufelstopf herum. Oder nein! Markus und Jojo waren woanders. Die beiden schoben ihr riesiges Rad den Weg zum Hügel hinauf. Dem Weg, der vom Bolzplatz wegführte. Sentimental-touristischer Tränensack! Wollten die etwa türmen?
    „Markus und Jojo! Was macht ihr denn da?“, rief ich verzweifelt. Doch dann wusste ich plötzlich Bescheid.
    Ich strahlte über das ganze, farbverschmierte Gesicht.
    Die beiden schoben ihr Fahrrad rückwärts den Hügel hinauf. Mit dem Heck nach oben. Verflixt! Die wollten nicht abhauen.
    „Los, kommt!“, rief ich und sprang vor Begeisterung auf. „Los! Kommt doch! Nehmt eure Räder! Wir müssen zum Tor! Jojo und Markus rammen es ein!“
    Ich packte mein Raketenrennrad und raste los.
    „Was ist! Wir fallen in den Teufelstopf ein!“, schrie ich den anderen zu.
    Doch die fuhren bereits neben mir her. Wild und gefährlich und zu allem entschlossen. Das war unsere Chance. Das war unser möglicher Sieg. Selbst Fabi hatte sein Fahrrad von Rabans Pedalen befreit. Ja, und auf dem Hügel nahmen Jojo und Markus jetzt Schwung. Wie Bobfahrer brachten sie ihr Flakschiff auf Fahrt. Dann sprangen sie auf, Jojo in den Seifenkistenaufsatz im Bug und Markus auf den Sattel dahinter. Er trat in seine Pedale und Jojo drehte seine mit den Händen dazu. Wie ein gigantischer Amboss raste ihr Rad den Hügel hinab und rammte sich in das Tor. Die Zugbrücke ächzte, knarrte, zitterte, bebte, aber dann hielt sie stand.

    Wir sanken in unsere Sättel zurück. Unsere Fahrräder rollten willenlos aus. Das Piraten-Wikinger-Segel von Felix fiel in sich zusammen, und wir sahen ohnmächtig zu, wie Wilson „Gonzo“ Gonzales über Jojo und Markus erschien. Vom Wehrgang hinter dem Teufelstopf -Schild aus grinste er auf uns herab. Lässig tollkühn und fürchterlich arrogant. Dann gab er den Takt vor. Pickels und Sexy James, die neben ihm standen, übernahmen ihn gern. Dann begann Wilson zu rappen:
    „Ich sag dir und ich sag dir,
    ich kann es nicht fassen.
    Die Hälfte der Welt
    wird mich echt dafür hassen.
    Ich mache die Wilden Kerle jetzt platt!
    Noch einen Zug
    und sie sind alle schachmatt!
    Besiegt wie ein Haufen Kindergartenkinder!
    Ja, ich bin euer Schinder!
    Ha! Ha! Ha! Ha!
    Wie Staraja Riba!
    Ha! Ha! Ha! Ha!
    Beim Allmächtigen Pink!“
    Und mit diesen Worten schütteten Wilson „Gonzo“ Gonzales, Pickels und Sexy James jeder einen Eimer mit quietschrosa Farbe über Jojo, Markus und dem Seifenkistenbäckerfahrrad aus.

Chradadadatsch
    Dann wurde es Abend und genau so quietschrosa wie die Farbe der Skater strahlte die Sonne vom Himmel herab. Wir saßen reglos im Gras. Quietschrosa oder knallbunt saßen wir da und zupften Grashalme aus. Unsere Niederlage war einfach perfekt. Wir waren die Superclowns, die Kindergartenkinder. Wilson „Gonzo“ Gonzales hatte es uns allen gezeigt. Staraja Riba hatte gewonnen. Sie hatte uns bei unserer heimlichen Schwäche gepackt und weil das so war, rappten und skateten die Flammenmützen jetzt im Teufelstopf rum.
    Sie benutzten Willis Kiosk als Rampe, sprangen vom Dach durch die Luft und rutschten auf ihren Skateboards über die Querlatten unserer Tore. Sie rollten die Wehrgänge hinter den Zäunen entlang, zeigten „Kickflips“, „Healflips“ und „Caspars“ und am Ende fuhren sie alle hintereinander und völlig synchron im „Handstand“ an uns vorbei, wendeten in coolen „Fivefourties“ und wiederholten das ganze noch mal. Sie machten das, um uns zu verspotten, und damit uns von diesem Spott auch ja nichts entging, schalteten sie die Baustrahler-Flutlichtanlage ein, die Willi für uns gebaut hatte.

    Ich hielt es nicht länger aus. Ich wusste, wer schuld daran war, und obwohl es mir keiner meiner Freunde vorwarf, stand ich jetzt auf. Ganz langsam erhob ich mich aus dem Gras und ging von den anderen fort. Ich ging so weit weg, bis ich sie nicht mehr sah, erst da ließ ich mich wie ein nasser Sack fallen. Ich schlug die Arme über den Kopf, ich hämmerte mit den Fäusten auf den Grasboden ein. Ich schlug die Tränen aus mir heraus. Ja, sie steckten ganz tief in mir drin. Aber ich schaffte es. Ich begann endlich zu weinen. Den ganzen Schmerz und die ganze Trauer weinte ich aus mir heraus. Denn heute war der schlimmste Tag meines Lebens. Ab heute gab es die Wilden Fußballkerle nicht mehr!
    Doch plötzlich hockte Willi vor mir. Er hatte sich am Kampf nicht beteiligt.

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