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Joschka, die siebte Kavallerie

Joschka, die siebte Kavallerie

Titel: Joschka, die siebte Kavallerie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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Hinterrad ab und die Trümmer von Camelot interessierten sie einen Dreck.
    „Los! Kommt schon! Kommt endlich mit!“, schrie sie uns an. „Es geht um den Teufelstopf ! Leon! Fabi, Marlon! Wilson „Gonzo“ Gonzales hat sich den Hexenkessel geschnappt!“

Die Schlacht um den Teufelstopf

    Wir rasten aus dem Fasanengarten hinaus. In unseren nachtschwarzen Wilde Fußballkerle -Trikots, die Gesichter und Haare immer noch mit dem Schlamm aus der Umkleide verschmiert und verklebt, schoss der schwarze Pulk durch die Stadt. Die Reifen unserer Räder donnerten über den nassen Asphalt, und dunkel und zornig, wie eine Gewitterwolke, wie eine Horde schwarzer Vodoo-Kampf-Reiter, flogen wir den Hügel vor dem Hexenkessel hinauf, und dort hob Leon die Hand.
    „Halt!“, schrie er und stieg in die Bremsen.
    Aber das musste er gar nicht. Das, was wir sahen, war stärker als jeder Befehl. Wir rissen unsere Räder herum. Der Schlamm spritzte auf. Grasnarben wirbelten um unsere Köpfe herum und dann war es still.
    „Katas-touristischer Donnerblitzschock!“, flüsterte ich so leise wie eine Seifenblase im Wind zerplatzt.
    Unter uns lag der Teufelstopf . Der Hexenkessel aller Hexenkessel. Doch der war kein Stadion mehr. Der war eine richtige Festung. Vier Türme ragten aus den vier Ecken des Holzzauns empor. Eine Zugbrücke versperrte das Eingangstor und über dem Dach des Kiosks wehte die Fahne der Skater. Die Fahne von Wilson „Gonzo“ Gonzales, dem blassen Vampir. Tiefblau wie das Blau seiner Mütze und mit silbernen Flammenbuchstaben darauf. Die wanden sich wie eine Schlange im Kreis und formten den Namen der Hexe. Den Namen von Staraja Riba.
    Ein Schatten huschte über Leons Gesicht. Seine Augen verengten sich zu mongolischen Schlitzen. Die Hände umklammerten die Griffe an dem Lenker seines Motocross-BMX, als wollte er sein Fahrrad erwürgen. Er duckte sich wie ein Tiger kurz vor dem Sprung. Doch er zögerte noch. Irgendetwas in ihm schien ihn zu warnen. ,Leon! Pass auf!‘, flüsterte etwas in seinem Kopf. Da zuckten die Blitze vom Himmel herab. Sie entfachten den Hass in ihm und mit dem krachenden Donner, der diesem Blitz folgte, führte er uns in die Schlacht.
    „Alles ist gut!“, schrie Leon und trat in seine Pedale.
    „Ja! Solange du wild bist!“, brüllten wir unsere Antwort und verjagten damit unsere Angst. Eine Angst, die gut war, verflixt noch mal, die ihre Berechtigung hatte. Doch jetzt war sie weg.
    Wir rasten hinter Leon den Hügel hinab und scherten vor der Zugbrücke aus. Wie ein wilder Indianerstamm um eine Wagenburg kreist, fuhren wir um den Holzzaun des Hexenkessels herum. Doch dahinter befanden sich nicht nur Türme. Wehrgänge liefen an allen vier Seiten entlang und auf ihnen standen die Flammenmützen , um uns zu empfangen. Mit Schleudern und Katapulten schossen sie Luftballons auf uns ab. Die waren mit Farbe gefüllt.

    Und während wir selber waffenlos um den Teufelstopf kreisten, verwandelten uns diese Geschosse immer mehr in bunte, armselige Clowns. Aus dem Indianerstamm war ein Rudel zahnloser Haie geworden. Wirkungslos prallten unsere Schreie vom Holzzaun zurück, bis sie immer seltener wurden. Die letzten von ihnen riss der Wind mit sich mit. Dann waren wir stumm. Mit stummer Wut rasten wir um den Teufelstopf herum, und das einzige, was wir hörten, war das Sirren, Zischen und Platzen der bunten Ballone.
    Raban stürzte als Erster. Eine Farbkugel schlug auf seiner Coca-Cola-Glas-Brille auf und zerplatzte in blutigem Rot. Raban schrie auf. Er war plötzlich blind.
    „Hottentottenalptraumnacht!“, schrie er, raste in Fabi hinein und riss ihn mit sich zu Boden.
    Fabi sprang sofort auf.
    „Heiliger Muckefuck! Raban! Du Glubschaugenblindfisch!“
    Fabi packte sein Fahrrad. Er zerrte an ihm herum. Er wollte weiterfahren, doch Rabans Pedale hatten sich in seinen Speichen verkeilt.
    „Du verflixter Glubschaugenblindfisch!“, fluchte Fabi noch mal, trat gegen Rabans Traktorhinterradreifen und sah im selben Augenblick, wie es Maxi und Vanessa erwischte.
    Farbbomben zerplatzten in ihren Gesichtern und dann gingen die beiden zu Boden. Fabi ballte die Fäuste. Er trat und schlug gegen sein Rad. Doch er konnte nichts tun und ein paar Augenblicke später stürzten auch Marlon, Juli, Leon und ich. Ja, und ich fällte Deniz, die Lokomotive.
    „Beim dreiba-heinigen Ochsenfrosch! Jo-ha-hoschka!“, fluchte der Türke, doch er stand nicht mehr auf.
    Er schaute zum kläglichen Rest unserer Gang. Jetzt

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