Joschka, die siebte Kavallerie
und die Sieben machte Deniz allein. Die Lokomotive dampfte für Fabi auf rechts. Immer an der Außenlinie lang. Doch kurz vor dem Strafraum fuhr sie nach links, brach durch die Reihen des SV 1906 , umspielte den Keeper und trug den Ball mit den Füßen ins Netz. Es stand sieben zu sieben. Wir hatten es fast schon geschafft. Da schaute Willi auf seine Uhr.
„Verfluchte Hacke!“, rief er und begann wild zu gestikulieren. „Kreuzgepunktet und mit rosa Streifen. Beeilt euch, Jungs! In dreißig Sekunden ist Schluss!“
Doch der SV 1906 dachte gar nicht daran. Ein Unentschieden war für ihn jetzt ein Sieg. Deshalb ließ er sich unendlich Zeit.
„Hey! Was soll das! Das ist nicht fair!“, protestierte Willi, doch der Trainer mit dem Metallpressenmund lachte ihn aus.
Da packte sich Leon den Ball. Er holte ihn selbst aus dem Kasten des SV 1906 . Er rannte wie ein Rugby-Spieler durch die gegnerische Mannschaft hindurch und hämmert das Leder touchdownhart und entschlossen auf den Anstoßpunkt.
„So! Und jetzt wird gespielt!“, befahl er dem Mittelstürmer des SV 1906 .
Der war so baff, dass er einfach gehorchte und während der Schiedsrichter seine Pfeife schon zum Schlusspfiff erhob, stibitzte sich Leon den Ball, schob ihn in Blitzpassmanier zu Marlon zurück, und der machte dann, was nur die Nummer 10 kann: Er ließ den Ball reiten. Das Leder flog auf dem Wind und in einem endlosen Zauberbesenflugbogen senkte sich die Kugel über dem staunenden Keeper ins Netz.
Der Abpfiff war gleichzeitig der Schlusspfiff des Spiels. Kannibalistisch-touristische Vodoomacht! Wir hatten gewonnen. Die Meisterschaft war immer noch drin. Wir reckten unsere Fäuste in den Himmel hinauf. Wir umarmten uns alle. Wir stellten uns Seite an Seite nebeneinander und rissen die Arme immer wieder hoch in die Luft. Ja, und dann schrien wir zum Hügel hinauf.
„Hey, Wilson! Wilson Gonzales! Hast du das gesehen? Wir haben gewonnen. Hörst du! Wir haben uns nicht vor dir versteckt!“
Doch auf dem Hügel standen nur noch die Kreuze und an ihnen wehten unsere Trikots im Wind. Der blasse Vampir und seine Flammenmützen waren verschwunden.
Camelot fällt
„Los! Kommt! Beeilt euch!“, rief Leon. „Wir holen uns unsere Trikots zurück!“
„Ja! Heiliger Muckefuck!“, triumphierte Fabi.
Dann rannten wir los. So wie wir waren, mit unserer geballten Schienbeinschoner-Unterhosen-Schlamm-und-Vodoomacht stürmten wir an den Spielern, Eltern und dem Trainer des SV 1906 vorbei. Wir rannten aus dem Stadion raus und den Hügel hinauf, und erst dort dachten wir zum ersten Mal an eine Falle. Atemlos blieben wir stehen. Wir schauten uns um. Doch wir konnten nichts Verdächtiges entdecken. Die sieben Kreuze standen mit ihren Trikot-Fahnen im Wind und dazwischen lagen sechs weitere noch auf dem Boden.
„Kreuzkümmeliger Hühnerkack!“, zischte Juli „Huckleberry“ Fort Knox. „Diese Mistkerle haben wirklich gedacht, dass wir so hoch verlieren!“
„Dreizehn zu null! Ich lache mich tot!“, empörte sich Raban, der Held. „Dreizehn zu null gegen den Hallen-Stadtmeister!“
„Tja. Dafür hätten wir auch noch die zweite Halbzeit unter der Grasnarbe spielen müssen!“, grinste Marlon und zwinkerte mir aufmunternd zu. „Dann hätten sie es vielleicht geschafft!“
Er legte mir den Arm um die Schulter und ich war so stolz wie der Held des Allmächtigen Pink. Der, der den Rosanen König, seinen Palast und die ganze Welt vor der Hexe Staraja Riba beschützte. Ich war so stolz wie Chradadadatsch, der kleine Ritterclown- und Fußballprofipilot, der furchtlos und ganz allein am Rand des Zauberwalds an der Grenze zur Nacht in seinem Fliegenpilz wohnt.
„Bombastisch-touristischer Bärenbauchspeck!“, lachte ich und nahm als erster Wilder Fußballkerl mein Trikot entgegen.
Leon hatte es mir höchstpersönlich von einem der stehenden Kreuze gepflückt.
„Es war das erste Kreuz, das sie aufgestellt haben!“, lächelte er. „Scheint so, als wärst du ihr Hauptfeind gewesen.“
Ich wurde knallrot, doch Leon hob die Hand zum High Five.
„Alles ist gut!“, sagte er.
„Ja, solange du wild bist!“, antwortete ich.
„Und solange keiner von uns das wieder vergisst!“, fügte Leon hinzu.
Dann schlugen wir ein. Unsere Hände klatschten zusammen. Doch als wäre das das Zeichen gewesen, stampfte und hämmerte die Musik der Flammenmützen auf uns herein. Wir zuckten zusammen. Das Herz blieb uns stehen, und das einzige, was jetzt noch pochte und
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