Josef und Paul - Eine Landliebe nach Stundenplan (German Edition)
anschauen?“ Herr Lehner deutete mit der Fernbedienung in der Hand auf das TV-Gerät. Er bedankte sich herzlich, als ich ihm die Schokolade überreichte.
Ich stellte fest, dass die Couch sehr gemütlich aussah und nickte. „Nein, es macht mir nichts aus.“
Es befand sich eine Kassette von Nirvana im Videorecorder. Eine Konzertaufzeichnung. Ich lauschte also den Klängen von „Come as you are“ und setzte mich auf das braune Ledersofa. Über der Rückenlehne war ein Handtuch aufgehängt. Endlich war sie wieder da, diese Duftmischung aus Wasser, Waschmittel und Axe. Auf dem Couchtisch lag eine geöffnete Schachtel Marlboro. Ein schwarzes Feuerzeug befand sich gleich daneben.
Herr Lehner holte eine Zigarette heraus und hielt mir die Schachtel wortlos entgegen. Ich konnte nicht widerstehen. Dankend nahm ich an. Er beugte sich ein Stück näher zu mir und ich glaubte seine Körperwärme spüren zu können oder zumindest seinen Atemhauch. Er zündete meinen Glimmstängel an und gönnte sich selbst auch eine Marlboro.
„Woher der plötzliche Sinneswandel?“
Ich zog nervös an der Zigarette, hustete, hielt mir die rechte Hand vor den Mund. „Ich hatte gestern einen schlechten Tag.“
Was quatschte ich da für Blödsinn? Es klang wie eine Entschuldigung und ich errötete.
Er hatte sich nicht rasiert. Herr Lehner war ein sehr gepflegter Mann, aber heute hatte er sich weder geduscht noch rasiert. Ich betrachtete sein Kinn und stellte mir kurz vor, wie es wäre, dieses Gesicht zu liebkosen.
„Wovor hast du Angst?“ Mein Lehrer brachte mich mit dieser Frage wieder total aus dem Konzept. Ich zitterte ein wenig.
„Wieso fragen Sie mich das?“
„Weil ich wissen möchte, wovor du dich fürchtest“, antwortete Herr Lehner.
Es stimmte, es war eine ganz einfache Frage und ich reagierte als wäre es ein Kreuzverhör. In seiner Gegenwart konnte ich nicht klar denken.
„Ich habe Angst davor, schlechte Noten zu bekommen.“ Ich wollte cool sein, wollte ruhig bleiben, konnte es aber nicht.
Herr Lehner war mir jetzt so nahe, dass sich unsere Knie berührten. Ich trug auch eine kurze Hose und ein T-Shirt. Ich freute mich über die Tatsache, dass es Hautkontakt gab. Wenn Herr Lehner ausatmete, blies er den Rauch immer in meine Richtung. Er schaute mich so eindringlich an, dass mir fast der Atem stockte. Dieser Mann besaß eine Ausstrahlung, wie ich sie noch nie erlebt hatte.
„Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich weiß, ich kenne dich erst seit ein paar Tagen, aber du bist ein sehr aufmerksamer, fleißiger Schüler.“
Ich freute mich zwar über das Kompliment, wurde aber immer aufgeregter. „Sollten wir nicht langsam mit der Arbeit beginnen?“
Sein Gesicht war perfekt. Es war länglich, herausfordernd, voll, Nase und Mund schienen sich an Vollkommenheit gegenseitig zu übertrumpfen. Die Augen waren aber das Glanzstück dieser Kreation. Wie Diamanten strahlten sie! Die Bartstoppeln auf Kinn und Wange waren ein starker Kontrast und wirkten wild und unberührt. Ich hätte alles gegeben, um diese Haut zu berühren, um diesen Mund zu küssen! Nur in sehr abstrakter Form stellte ich mir die ganze Männlichkeit dieses Prachtkerls vor, seine ganze Stärke, seine ganze Potenz.
„Willst du vorher noch eine Tasse Tee?“ Herr Lehner war der freundlichste Gastgeber den ich kannte.
„Ja, bitte. Sehr gerne.“
Es dauerte ein paar Augenblicke, bis das Wasser kochte. Ich schrieb derweil ein paar Stichwörter zum Thema Kleidungsproduktion in meinen Collegeblock. Ich schaute auf die Uhr und stellte fest, dass schon eine ganze Stunde vergangen war. Ich hatte kein Zeitgefühl, wenn Herr Lehner im Raum war. Ich dachte an seinen nackten Oberkörper, der mich immer mehr an Herkules erinnerte.
Mein Lehrer bat mich zum zweiten Mal, ihm auf dem Sofa Gesellschaft zu leisten. „Die Arbeit kann warten, glaub mir. Wenn du mich als Projektpartner hast, stehen dir auch gewisse Privilegien zu.“ Er hatte die kurzen Ärmel seines T-Shirts aufgekrempelt, damit stellte er seine atemberaubenden Muskeln sehr schön zur Schau. Er zündete sich wieder eine Zigarette an. Es sah hinreißend aus, wenn er die Lippen aufeinander presste, die Augen etwas zumachte und die Flamme des Feuerzeugs sein Gesicht erhellte. Dieser Mensch weckte erotische Phantasien in mir, von denen ich gar nicht wusste, dass man sie haben kann.
„Ist das Ginsengtee?“, fragte ich. Genüsslich trank
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