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Joseph und seine Brüder: Vier Romane in einem Band (Fischer Klassik Plus) (German Edition)

Joseph und seine Brüder: Vier Romane in einem Band (Fischer Klassik Plus) (German Edition)

Titel: Joseph und seine Brüder: Vier Romane in einem Band (Fischer Klassik Plus) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Mann
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mit Abraham, seinem Sohne, und mit seines Sohnes Weib, die hieß Sahar, wie der Mond, und war unfruchtbar, und mit Lot, seines Sohnes Brudersohn. Und nahm sie und führte sie aus Ur und starb zu Charran. Da geschah der Befehl Gottes an Abraham, daß er weiterzöge mit den Seelen, die er dem Herrn gewonnen, über die Ebene und über das Wasser Phrat auf der Straße, die das Band ist von Sinear und Amurruland.«
    »Ich weiß es genau«, sagte Jaakob und nahm das Wort wieder an sich. »Es war das Land, das der Herr ihm weisen wollte. Denn Gottes Freund war Abraham und hatte entdeckt unter den Göttern den höchsten Herrn in der Wahrheit mit seinem Geiste. Und kam gen Damask und zeugte den Eliezer dort mit einer Magd. Dann ging er weiter über das Land mit den Seinen, die Gottes waren, und heiligte neu nach seinem Geist die Anbetungsstätten der Leute des Landes und die Altäre und Steinkreise und unterwies das Volk unter den Bäumen und lehrte es das Kommen der Segenszeit, daß er Zuzug hatte aus den Gegenden und die ägyptische Magd zu ihm kam, Hagar, die Mutter Ismaels. Und kam gen Schekem.«
    »Das weiß ich wie du«, sang Joseph, »denn der Vater zog aus dem Tale aufwärts und kam nach der Stätte, die hochberühmt, und die Jaakob fand, und baute Jahu, dem Höchsten, einen Opfertisch zwischen Bethel und der Zuflucht Ai. Und ging von da gegen Mittag nach dem Lande Negeb, und das ist hier, wo das Gebirge abfällt gen Edom. Da ging er vollends unter und zog in das kotige Ägypterland und das Land Amenemhets, des Königs, und ward da silbern und gülden, daß er sehr reich war an Herden und Schätzen. Und ging wieder auf gen Negeb, da trennte er sich von Lot.«
    »Und weißt du, warum?« fragte Jaakob zum Schein. »Weil auch Lot sehr schwer war an Schafen, Rindern und Hütten, und das Land sie beide nicht trug. Siehe nun aber an, wie milde der Vater war, denn da Zank war zwischen ihren Hirten über die Weiden, da war es nicht wie unter den Räubern der Steppe, die kommen und würgen das Volk, dessen Weide und Brunnen sie wollen, sondern er sprach zu Lot, seinem Brudersohn: ›Laß doch lieber nicht Zank sein zwischen den Deinen und Meinen! Weit ist das Land, und wir wollen uns scheiden, daß einer dorthin geht und der andere dahin, ohne Haß.‹ Da zog Lot gegen Aufgang und ersah sich die ganze Jordansaue.«
    »So war es in Wahrheit«, trat Joseph wieder ein. »Und Abraham wohnte bei Hebron, der Vierstadt, und heiligte den Baum, der uns Schatten und Träume gibt, und war eine Zuflucht dem Wanderer und eine Herberge dem Obdachlosen. Er gab den Durstenden Wasser und brachte den Verirrten auf den Weg und wehrte den Räubern. Und nahm nicht Lohn noch Dank, sondern lehrte anzubeten seinen Gott El eljon, den Herrn des Hauses, den barmherzigen Vater.«
    »Du sagst es recht«, bestätigte Jaakob gesangsweise. »Und es geschah, daß der Herr einen Bund machte mit Abraham, da er opferte bei Sonnenuntergang. Denn er nahm eine Kuh, eine Ziege und einen Widder, alle dreijährig, und eine Turteltaube und eine junge Taube. Und zerteilte, was vierfüßig war, und legte auseinander die Hälften und tat einen Vogel auf jede Seite und ließ offen den Weg des Vertrages zwischen den Teilen und schaute nach den Adlern, die auf die Stücke stießen. Da fiel ein Schlaf über ihn, der war nicht wie andere, und faßten ihn Schrecken und Finsternis. Denn der Herr redete zu ihm im Schlaf und ließ ihn sehen die Fernen der Welt und das Reich, das ausging aus seines Geistes Samen und sich ausbreitete aus der Sorge und Wahrheit seines Geistes, und große Dinge, von denen nichts wußten die Fürsten der Reiche und die Könige von Babel, Assur, Elam, Chatti und Ägypterland. Und ging hindurch in der Nacht als eine Feuerflamme auf dem Weg des Vertrages zwischen den Opferstücken.«
    »Du weißt es unübertrefflich«, erhob wieder Joseph die Stimme, »mir aber ist Weiteres bekannt. Denn das ist Abrahams Erbe, das auf die Häupter kam, auf Isaak und auf Jaakob, meinen Herrn: Die Verheißung und der Vertrag. Und es war nicht bei allen Kindern Ebers und ward nicht gegeben den Ammonitern, Moabitern und Edomitern, sondern des Stammes war es allein, den der Herr erwählt und in dem er die Erstgeburt sich ersah, nicht nach dem Fleische und Mutterleibe, sondern dem Geiste nach. Und die Sanften und Klugen waren es, die er erwählte.«
    »Ja, ja! Du sagst es aus, wie es war«, sprach Jaakob. »Denn was mit Abraham und Lot geschah, daß sie sich trennten, das

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