Joseph und seine Brüder: Vier Romane in einem Band (Fischer Klassik Plus) (German Edition)
den höheren Fug, dich mit dem Stocke zu fällen und aus dem Haus zu räumen, daß sie in dem ausgemordeten ihre Rosenfeste feiern als Herrin und Liebesherr. Da ich sie aber so weit hatte und hatte als ihr Vertrauter dies Äußerste aus ihrem Munde vernommen, da schien die Beule mir reif, hineinzustechen, und ich ging zu dir, dem Geschändeten, dem ich Treue bewahre im Elend, daß ich dir’s steckte und wir sie klappen.«
»Das wollen wir«, sagte Peteprê. »Furchtbar wollen wir über sie kommen, – du, lieber Zwerg, und ich, und ihr Verbrechen soll sie erfassen. Was, denkst du wohl, sollen wir anfangen mit ihnen, und welche Strafen scheinen dir schmerzhaft und erbärmlich genug, daß wir sie über sie verhängen?«
»Mein Sinn ist milde«, antwortete Dûdu, »zum mindesten in Ansehung unserer Mut, der schönen Sünderin, denn ihre Betteinsamkeit entschuldigt manches, und bist du auch übel daran durch ihre Verfehlung, so kommt es dir, unter uns gesagt, doch nicht zu, ein großes Geschrei darüber zu machen. Auch ist’s, wie ich sagte: Vergafft sich die Herrin in einen Knecht, so hat man sich an den Knecht zu halten, denn er ist schuld durch sein bloßes Vorhandensein an dem Malheur und soll es büßen. Aber auch seinetwegen noch bin ich milde gesinnt und fordere nicht einmal, daß man ihn gebunden dem Krokodil überlasse, wie er’s verdient hätte durch sein Glück und Malheur. Denn nicht so sehr auf Rache sinnt Dûdu, sondern auf sichernde Vorkehrung, die dem Zündeln ein Ende macht, und binden soll man ihn nur, damit das Schermesser walte und man die Gefahr mit der Wurzel ausgrabe, so daß er unmöglich werde bei Mut-em-enet und sein schöner Wuchs keinen Sinn mehr habe in den Augen des Weibes. Ich selbst bin gerne bereit, die befriedende Tat zu vollziehen, wenn man ihn mir vorher gehörig bindet.«
»Ich finde es bieder«, sprach Peteprê, »daß du auch dazu erbötig, nachdem du so vieles schon für mich getan. Meinst du nicht auch, mein Kleiner, daß dadurch in mehr als einem Betracht Gerechtigkeit in der Welt würde hergestellt werden, insofern du nämlich durch diese Vorkehrung in einen Vorteilsstand einrücken würdest vor dem Verkürzten und in einen Vorzug, der dir seltsam Gebautem Genugtuung böte für seinen Wuchs?«
»Das hat sein Zutreffendes«, versetzte Dûdu, »das sich erwähnen läßt nebenbei, ich will’s nicht leugnen.« Und dabei verschränkte er die Ärmchen, schob eine Schulter vor, fing an mit dem kühnlich vorangestellten Bein in der Luft zu wippen und schwang in wachsender Lustigkeit, unter flotten Blicken, den Kopf hin und her.
»Was aber dünkt dich ferner«, fuhr Peteprê fort. »An der Spitze des Hauses kann jener doch wohl nicht bleiben, nachdem du’s ihm eingetränkt und dies an ihm vorgekehrt?«
»Nein, allerdings«, lachte Dûdu, indem er sich weiter wie oben benahm. »An des Hauses Spitze, daß er allem Gesinde befehle, gehört kein befriedeter Sträfling, sondern ein vollvermögender Mann, tüchtig, den Herrn zu vertreten in jedem Geschäft und für ihn einzustehen in jeder Sache, deren er sich nicht annehmen mag und kann!«
»Und so wüßte ich denn«, ergänzte der Oberst, »auch gleich den befördernden Lohn, womit ich dir Wackerem lohnen und danken kann für treue Spitzeldienste und daß du mir’s stecktest, um mich zu erretten vor Schmach und Tod.«
»Hoffentlich!« rief Dûdu in ausartendem Übermut. »Das will ich hoffen, daß du weißt, wohin Dûdu gehört, und dir im klaren bist über Dank und Nachfolge. Denn du sagst nicht zuviel, daß ich dich behütet vor Schmach und Tod und unsere schöne Sünderin dito! Sie möge nur wissen, daß ich sie losgebeten bei dir um ihrer Betteinsamkeit willen und daß ich ihr das Leben geschenkt, so daß sie nur Atem hat durch meine Gunst und Gnade! Denn wenn ich will und sie mir mit Undank erwidert, so kann ich beliebig und jederzeit ihre Schande und ihr Verbrechen ausläuten in Stadt und Land, so daß du doch noch gezwungen bist, sie zu erdrosseln und ihren feinen Leib in Asche zu legen, zum wenigsten aber, sie um Nase und Ohren verkürzt den Ihren zurückzuschicken. Drum sei sie nur klug, die Schäkerin, die arme Schächerin, und wende ihre Edelsteinaugen von sinnlos gewordener Wohlgestalt auf Dûdu, den sinnreichen Tröster, den Herrn der Herrin, das rüstige Hausmeierlein!«
Unter diesen Worten warf Dûdu immer flottere Blicke nach beiden Seiten ins Leere, wand sich in Schultern und Weichen, tänzelte auf seinen
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