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Joseph und seine Brüder: Vier Romane in einem Band (Fischer Klassik Plus) (German Edition)

Joseph und seine Brüder: Vier Romane in einem Band (Fischer Klassik Plus) (German Edition)

Titel: Joseph und seine Brüder: Vier Romane in einem Band (Fischer Klassik Plus) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Mann
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beizeiten schon hatte man ihm den Glut- und Wüstenwind Chamsin zugeeignet, den Sonnenbrand, das Feuer selbst, so daß er zum Baal Chammon oder zum Gotte der offenen Gluthitze wurde und unter den Phöniziern und Ebräern Moloch hieß oder Melech, der Baale Stierkönig, der mit seinem Feuer die Kinder frißt und die Erstgeburt und welchem Abram den Jizchak darzubringen versucht gewesen war. Wer wollte sagen, daß Typhon-Set, der rote Jäger, ganz zuerst und zuletzt am Himmel zu Hause und niemand anders als Nergal, der siebennamige Feind, Mars, der Rote, der Feuerplanet, gewesen sei? Mit demselben Rechte könnte ein jeder behaupten, zuallererst und zuletzt sei er ein Mensch gewesen, Set, der Bruder König Usiri’s, den er vom Throne stieß und ermordete, und erst danach sei er ein Gott und ein Stern geworden, immer bereit freilich und im Begriffe, auch wieder Mensch zu werden, gemäß der schwingenden Sphäre. Er ist beides und keines zuerst: Gottstern und Mensch, wechselnd, in einem. Darum kommt keine andere Zeitform ihm zu als die der zeitlosen Gegenwart, welche die Schwingung der Sphäre in sich beschließt, und mit Recht heißt es immer von ihm: »Er ist der Rote.«
    Ist es nun aber so, daß Set, der Schütze, in himmlisch-irdischem Wechsel steht mit Nergal-Mars, dem Feuerplaneten, dann liegt auf der Hand, daß dasselbe Verhältnis schwingender Entsprechung waltet zwischen Usir, dem Gemordeten, und dem Königsplaneten Mardug, ihm, den ebenfalls neulich die schwarzen Augen vom Brunnenrande grüßten, und dessen Gott auch Jupiter – Zeus genannt ist. Von diesem nun geht die Geschichte, daß er seinen Vater, den Kronos, ebenden göttlichen Riesen, der seine Kinder verschlang und nur dank der Anschlägigkeit der Mutter nicht auch dem Zeus ein gleiches getan hatte, mit der Sichel entmannt und vom Throne gestoßen habe, um sich selber als König an seine Stelle zu setzen. Das ist ein Wink für jeden, der in der Erkenntnis der Wahrheit nicht auf halbem Wege haltzumachen wünscht. Denn es bedeutet offenbar, daß Set oder Typhon nicht der erste Königsmörder gewesen war, daß Usir selbst bereits die Herrschaft einer Mordtat verdankte und daß ihm als König geschah, was er als Typhon getan. Dies nämlich ist ein Teil des sphärischen Geheimnisses, daß vermöge der Drehung die Ein- und Einerleiheit der Person Hand in Hand zu gehen vermag mit dem Wechsel der Charakterrolle. Man ist Typhon, solange man in mordbrütender Anwärterschaft verharrt; nach der Tat aber ist man König, in der klaren Majestät des Erfolges, und Gepräge und Rolle des Typhon fallen einem anderen zu. Viele wollen wissen, es sei der rote Typhon gewesen und nicht Zeus, der den Kronos entmannt und gestürzt habe. Aber das ist müßiger Zank, denn es ist das gleiche im Schwingen: Zeus ist Typhon, bevor er siegte. Was aber ebenfalls schwingt, das ist das Wechselverhältnis von Vater und Sohn, so daß nicht immer der Sohn es ist, der den Vater schlachtet, sondern jeden Augenblick die Rolle des Opfers auch dem Sohn zufallen kann, welcher dann umgekehrt durch den Vater geschlachtet wird. Typhon-Zeus also durch Kronos. Das wußte Ur-Abram wohl, als er seinen Eingeborenen dem roten Moloch zu opfern sich anschickte. Offenbar war er der schwermütigen Ansicht, er müsse auf dieser Geschichte fußen und dieses Schema erfüllen. Gott aber verwehrte es ihm. –
    Es gab eine Zeit, da Esau, Josephs Ohm, beständig mit seinem eigenen Oheim Ismael, dem verstoßenen Halbbruder Isaaks, zusammensteckte, ihn auffallend oft in seiner Wüstenunterwelt besuchte und mit ihm Pläne schmiedete, von deren Greuelhaftigkeit wir noch hören werden. Diese Hingezogenheit war selbstverständlich kein Zufall, und wenn vom »Roten« die Rede ist, so muß auch von ihm die Rede sein. Seine Mutter hieß Hagar, was »die Wandernde« bedeutet und an und für sich schon eine Aufforderung war, sie in die Wüste zu schicken, damit ihr Name sich erfülle. Den unmittelbaren Anlaß dazu bot jedoch Ismael, dessen unterweltliche Anlagen von jeher viel zu deutlich zutage traten, als daß an seinen Verbleib im Oberlichte der Gottgefälligkeit auf die Dauer zu denken gewesen wäre. Schriftlich heißt es von ihm, er sei ein »Spötter« gewesen, was aber nicht besagen will, daß er ein loses Maul gehabt hätte – es hätte ihn das für die Obersphäre noch nicht untauglich gemacht –, sondern »spotten« bedeutet in seinem Fall eigentlich »scherzen«, und es begab sich, daß Abram »durchs Fenster«

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