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Joseph und seine Brüder: Vier Romane in einem Band (Fischer Klassik Plus) (German Edition)

Joseph und seine Brüder: Vier Romane in einem Band (Fischer Klassik Plus) (German Edition)

Titel: Joseph und seine Brüder: Vier Romane in einem Band (Fischer Klassik Plus) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Mann
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Fingern das eine Läppchen ein wenig am Rande und sagte:
    »Solltest du wirklich Esau sein, mein größerer Sohn?«
    Da lachte Jaakob verzweifelt und fragte dagegen:
    »Wer denn sonst?«
    »Dann ist es gut«, sprach Isaak und nahm einen langen Zug, daß seine zarte Kehle unter dem Bart auf und nieder ging. Dann befahl er, ihm Wasser auf die Hände zu gießen. Als aber Jaakob auch dies getan und ihm die Hände getrocknet hatte, da sagte der Vater:
    »So geschehe es denn!«
    Und mächtig belebt vom Essen und Trinken, geröteten Angesichts, legte er dem zitternd Kauernden die Hände auf, ihn zu segnen aus allen Kräften, und da seine Seele so sehr gestärkt war von der Mahlzeit, so waren seine Worte voll aller Macht und Reichlichkeit der Erde. Ihr Fett gab er ihm und ihre Weibesüppigkeit und dazu den Tau und das Manneswasser des Himmels, gab ihm die Fülle von Acker, Baum und Rebe und wuchernde Fruchtbarkeit der Herden und doppelte Schur jedes Jahr. Er legte auf ihn den Bund, gab ihm zu tragen die Verheißung und fortzuerben das Gegründete in die Zeitläufte. Wie ein Strom ging seine Rede und hochtönend. Die Herrschaft vermachte er ihm im Kampfe der Welthälften, der lichten und dunklen, den Sieg über den Drachen der Wüste, und setzte ihn ein zum schönen Monde und zum Bringer der Wende, der Erneuerung und großen Lachens. Das feststehende Wort, das schon Rebekka gemurmelt, gebrauchte auch er; uralt und schon zum Geheimnis geworden, paßte es nicht genau und nach dem Verstande auf diesen Fall, da nur zwei Brüder im Spiele waren, aber Isaak sprach es doch weihevoll über ihn aus: dienen sollten dem Gesegneten seiner Mutter Kinder, und hinstürzen würden all seine Brüder zu seinen gesalbten Füßen. Dann rief er dreimal den Namen Gottes, sagte: »So sei und geschehe es!« und ließ den Jaakob aus seinen Händen.
    Der stürzte fort, zur Mutter. Aber wenig später kehrte Esau heim mit einem jungen Steinbock, den er geschossen, – und nun war es gar lustig und gräßlich geworden mit der Geschichte.
    Jaakob hatte von dem, was folgte, mit eigenen Augen nichts gesehen, noch etwas sehen wollen; er hielt sich damals verborgen. Aber vom Hörensagen hatte er alles genau und erinnerte sich, als sei er dabei gewesen.
    Esau befand sich, da er zurückkehrte, noch in seinem Ehrenstande; von dem, was unterdessen sich zugetragen, wußte er schlechterdings nichts, denn so weit war die Geschichte für ihn nicht vorgerückt. In freudigem Dünkel und hochgebläht kam er daher, den Bock auf dem Rücken, den Bogen in haariger Faust, stolzierend, marschierend: er warf die Beine sehr hoch beim Schreiten und wandte finster strahlend den Kopf hin und her, ob man ihn auch sähe in seinem Ruhm und Vorrang, und begann schon von weitem wieder zu prahlen und großzureden, daß es ein Jammer und Jux war für alle, die es hörten. Denn sie liefen zusammen, die den bepelzten Jaakob zum Herrn hatten hineingehen und wieder herauskommen sehen, und auch, die es nicht selbst gesehen. Aber Esau’s Weiber und Kinder kamen nicht dazu, obgleich er auch sie wieder aufrief, seiner Größe und Hoffart Zeuge zu sein.
    Es liefen die Leute zusammen und lachten, wie er die Beine warf, und scharten sich um ihn in engem Kreise, zu sehen und zu hören, wie er’s trieb. Denn er fing an, unter immerwährender Marktschreierei und großem Gehabe seinen Bock zu häuten, auszuweiden und zu zerlegen öffentlich, schlug Feuer, zündete Reisig an, hing den Kessel darüber und rief Befehle aus an die lachenden Leute: ihm zu bringen, wessen er sonst benötigte, sein Ehrengericht zu bereiten.
    »Haha und hoho, ihr Gaffer und Andächtige!« rief er aufschneiderisch. »Bringt mir die große Gabel her! Bringt mir sauere Milch von der Zibbe, denn in Schafsmilch schmaust er’s am liebsten! Bringt mir Salz vom Salzberge, ihr Faulenzer, Koriander, Knoblauch, Minze und Senfgewürz, ihm den Gaumen zu reizen, denn ich will ihn päppeln, daß ihm die Kraft aus den Poren bricht! Bringt mir auch Brot als Zukost, vom Mehle Scholet, Öl dazu aus gestoßener Frucht und geseihten Wein, ihr Tagediebe, daß mir in den Krug keine Hefe gerate, oder es soll euch der weiße Maulesel stoßen! Lauft und bringt! Denn es ist das Fest von Isaaks Atzung und Segen, Esau’s Fest, des Sohnes und Helden, den der Herr geschickt hat, ein Wildbret zu jagen, ihm zur Mahlzeit, und den er segnen will drinnen im Zelte noch diese Stunde!«
    So trieb er’s weiter mit Mund und Hand, mit Haha und Hoho und

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