Joy Moci - Ab jetzt wird alles anders
gewesen. Mit etwas Verzögerung wurde alles geregelt, und die Sache wurde ausgebügelt. Wieder einmal viel Wind um nichts. Und Robert dachte: Müssen wir Menschen uns eigentlich ständig mit solchem Quatsch beschäftigen?
12. Inspiration
Robert erfreute sich häufig daran, einfach nur aus dem Fenster zu schauen und die Natur zu beobachten. Nicht, dass er irgendetwas sehen konnte, nein, er stellte es sich nur in Gedanken vor. Doch dieser Tag war grau. Der Himmel weinte. So hatte es ihm zumindest Maria beschrieben. Es regnete fast den ganzen Tag, und alle Vögel schienen sich bei dem schlechten Wetter aus den Bäumen verzogen zu haben. Als er noch arbeitete, war ihm die Natur nie aufgefallen. Er erinnerte sich an die Zeit als Personalchef bei Alliventi. Im März bemerkte er in der Regel, ach ja, es wird Frühling. Dann ist es auch bald Sommer. Im Herbst stellte er dann fest, ach ja, es war Sommer. Es war wieder einmal Sommer, und Robert hatte ihn fast nicht bemerkt. So lief das Spiel, Jahr für Jahr immer das Gleiche. Die Monate und Jahre zogen an seinem Arbeitsleben vorbei, ohne dass er groß Notiz davon nahm. War das eigentlich alles gewesen?
„ Robert“, fragte JOY, „darf ich dich mal wieder etwas aus deinem Selbstmitleid herausziehen?“
„ Ja, gerne“, entgegnete Robert. „Wenn du mir erzählst, wie du das machen willst.“
„ Ich möchte heute mit dir ein bisschen philosophieren. Ich möchte mit dir über Inspiration sprechen.“
„ Inspiration?“, fragte Robert verständnislos. „Was willst du denn damit? Über was kann man denn da philosophieren?“
„ Genau das werden wir jetzt herausfinden“, antwortete JOY. „Was bedeutet für dich Inspiration, Robert?“
„ Hm – da muss ich mir jetzt mal ein paar Gedanken machen. Davon hab ich ja gar keine Ahnung. Gerne hätte ich mich in meinem Job als Personalleiter häufiger inspirieren lassen. Das war jedoch nur selten möglich.“
„ Falsch“, entgegnete JOY, „du lässt es nur wenig zu. Nicht man, nicht es, nicht die Zahlen, die Daten und auch nicht die Fakten. Du hast es zu wenig zugelassen. Inspiriert worden bist du oft. Von dir selbst sogar, als du mit vierzig deinen ersten gesundheitlichen Notfall hattest. Häufig hast du dich nur in der negativen Schleife inspirieren lassen. Wenn man das überhaupt als negativ werten darf. Das ganze Leben ist Inspiration, Robert. Du bist ständig Inspiration für dein Umfeld. Ich erzähle dir eine Geschichte, die ich kürzlich gehört habe. Es ist eine wahre Begebenheit.
Ein Yogalehrer war mit seinem Auto unterwegs. Er war sowohl Zeuge als auch Helfer an einem Unfallort. Als er zur Unfallstelle kam, entschied er sich sofort, zu helfen. Er stieg aus seinem Auto aus und unternahm alles, was in solch einer Situation notwendig ist. Doch als er gerade dabei war, die Opfer notdürftig zu versorgen, raste ein weiteres Auto in die Unfallstelle. Der Yogalehrer wurde dadurch selbst schwer verletzt und ins Krankenhaus eingeliefert. Dort wurde er monatelang medizinisch behandelt. Eines seiner Beine war sehr schwer verletzt und konnte gerade noch gerettet werden. Es dauerte lange, bis er sich auf Krücken wieder fortbewegen konnte. In dieser Zeit kümmerten sich all seine Schüler liebevoll um ihn. Er bekam täglich Besuch und jede Menge Briefe und Geschenke. Der Yogalehrer wollte an der Unfallstelle nur helfen und brachte sich dadurch selbst in eine missliche Lage. Von diesem Ereignis berichtete er seinen Schülern immer wieder. Ein Schüler erzählte ihm von einer Prominenten, die vor einigen Jahren einen kleinen Igel auf der Straße retten wollte. Ein anderer Autofahrer fuhr viel zu schnell und überrollte die Frau.
Sie überlebte diese Igelrettungsaktion nicht. Viele solcher Gespräche fanden in dem Krankenzimmer des Yogalehrers statt. Die Geschehnisse wurden häufig von allen Seiten und mit viel philosophischem Hintergrund betrachtet.
Eines Tages kam eine Schülerin in eine ebenso gefährliche Situation wie dieser Yogalehrer. Sie fuhr auf eine Unfallstelle zu und blieb allerdings noch einen Moment im Auto sitzen. Sie erinnerte sich an die Geschichte des Yogalehrers, der ihr davon erzählt hatte, wie sein Unfall passiert war, der ihn fast das Bein gekostet hatte. Sie beschloss noch einen kleinen Moment zu warten, bevor sie ausstieg. Eher unbewusst ging sie mit dieser Situation um. Noch im gleichen Moment stieg ein anderer Autofahrer aus einem hinter ihr parkenden
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