Joy Moci - Ab jetzt wird alles anders
wir schon besprochen, doch bekanntlich führen 1000 Wege und mehr nach Rom. Und einer ist mir besonders aufgefallen. Wir glauben, dass Menschen anders könnten, wenn sie denn wollten. Und genau das ist nicht richtig. Menschen können nicht anders. Selbst wenn sie wollten, würden sie sich immer wieder in die gleichen Stresssituationen begeben. Außer wenn sie andere Bahnen anlegen, in denen sie denken können. Auch das haben wir kürzlich schon einmal besprochen, Robert, als es um das Thema Fließbandarbeit ging. Kannst du dich erinnern?“
„ Ja, JOY, das kann ich. Ich habe das damals auch verstanden, ich muss allerdings sagen, worauf du jetzt hinaus willst, da kann ich dir noch nicht ganz folgen.“
„ O.k., Robert, ich beginne mal ganz von vorn“, erwiderte JOY. „Du bist ja das beste Beispiel. Als du noch Personalchef gewesen bist, hast du für deine Situation keinen Ausweg gesehen. Es war für dich, als befändest du dich in einem Hamsterrad. Es drehte und drehte sich weiter. Es gab für dich kein Entkommen.“
„ Ja, JOY, das stimmt – und weiter?“
„ Man sagt, dass man Verhaltensänderungen ab ca. Mitte vierzig nur über Schmerzen herbeiführen kann oder durch Verwirrung.“
„ Was meinst du denn damit, JOY?“
„ Mit Schmerzen meine ich genau das, was dir jetzt passiert ist. Du hattest einen Herzanfall und liegst im Koma. Das sind vorerst mal genug Schmerzen. Und es scheint mir so, als ob dein gesundheitlicher Zustand dich auch wirklich zum Umdenken bewegen wird. Wenn nicht über Schmer-zen, dann muss man den Menschen eben verwirren. Absurde Fragen stellen und ihn ggf. vollkommen durcheinander bringen. Erst wenn sich der Mensch völlig im Chaos fühlt, dann ist es möglich, neu zu ordnen. Stell dir einmal folgende Situation vor, Robert: Du fährst im Winter mit deinem Auto einen Feldweg entlang. Dieser Feldweg ist gefroren und gibt nur eine Fahrspur vor. Immer wieder wirst du mit deinem Auto in die vorgezeichnete, gefrorene Fahrrinne gezogen. Immer wieder rutschst du in diese Spur. Im Denken ist es ähnlich. Eines ist wichtig, diese vorgezeichnete Spur kann von dir nur verlassen werden, wenn sich ein neuer Weg auftut. Wenn eine neue Spur gebildet wird. Der normale Mensch, der seine vorgefertigten Denkmuster verlassen will, braucht neue Spuren. Die Psychologie nennt es neue Synapsen bilden.
Also nochmal zusammengefasst: Entweder mit Schmerzen oder Verwirrung können wir das Verhalten von Menschen verändern, um sie aus dem Stresszustand zu bringen. Dann lassen wir sie durch ein bestimmtes Training neue Synapsen bilden, und erst dann sprechen wir über neue Lösungsansätze. Über Ziele, Visionen, Träume usw., Robert. Und an dieser Stelle möchte ich unser Gespräch beenden, Robert. Es gibt für mich derzeit nichts mehr zu sagen.“
„ Wie, beenden, JOY, spinnst du? Wir haben doch gerade erst begonnen.“
„ Ciao Robert, mach‘s gut, bis die Tage.“
„ Halt, was soll das? Bleib, ich will mit dir reden! Bleib, JOY!“
Robert war verwirrt. Was sollte das jetzt? JOY hatte sich doch gerade noch zum Gespräch angemeldet, und nun räumte er von jetzt auf gleich das Feld. Robert hätte so viel zu erzählen gehabt. Er wollte mit JOY über einige Dinge diskutieren, und nun?
,Unglaublich, dann eben nicht‘, dachte Robert und bemerkte nicht, dass er gerade ein Trainingsprogramm durchlief.
JOY hatte für ihn auf eine sehr außergewöhnliche Art und Weise ein Trainingsprogramm aufgestellt. Häufig nahm Robert nicht wahr, dass er gerade in eine Lebensschule ging und seine eigene innere Stimme, die Stimme seines Herzens, sein Lehrer war. Diese Stimme lief im Hintergrund und bewegte seine Gefühlswelt, um die Weichen für die kommenden Jahre zu stellen. Er brauchte nur seinen Gefühlen zu lauschen, und die meisten seiner Fragen hätten eine Antwort gefunden. Doch das wäre sicher zu einfach gewesen. Er liebte das Affengeschnatter in seinem Kopf und brauchte es unbedingt kompliziert.
Bockig und beleidigt schlief Robert ein. Er döste so vor sich hin und träumte einen Traum, den er schön häufiger geträumt hatte. Doch seine Wahrnehmung war damals eine völlig andere gewesen. Es ging genau um diese besagte Situation bei Alliventi vor rund zweieinhalb Jahren. Die Firma stand gut da. Sie schrieb schwarze Zahlen, und nun gab es diesen besagten Zwischenfall. Alliventi war zu diesem Zeitpunkt perfekt organisiert. Alles lief nach Plan. Eigentlich lief immer
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