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Judassohn

Titel: Judassohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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großen Dachfenster konnte er zwei Frauen und einen Mann beobachten, die an verschiedenen Tischen saßen und über Büchern brüteten.
    Meine Bücher!
    Sie blätterten zu seiner Erleichterung professionell mit Baumwollhandschuhen, damit keine Feuchtigkeit auf die Seiten übertragen wurde; und sie arbeiteten mit schwenkbaren Vergrößerungsgläsern in Halterungen und Handscannern. Wörterbücher hatten sie griffbereit vor sich aufgebaut. Behältnisse mit Firnis und Terpentin standen bereit, um Verklebungen zu lösen oder verwischende Buchstaben zu sichern. An der Wand hing eine große Papierbahn, auf der Diagramme, Zeichen und Querverweise eingetragen waren. Sie redeten kein Wort miteinander, sondern richteten ihre Aufmerksamkeit akribisch auf die Inhalte.
    Da sitzen meine Experten und tun das, wofür ich andere hätte bezahlen müssen.
    Sie würden ihm gute Informationen liefern. Harm sah sich weiter um, ob er unter Umständen sein Hornschwert erkennen konnte. Nichts.
    Dafür bemerkte er die vielen Waffen, die sie in der Wohnung verteilt hatten. Sturmgewehre eines Fabrikats, das er nicht kannte, lagen auf einem Sofa, und dazu trugen alle noch Pistolen in Achsel- oder Hüftholstern. Aus einem nicht ganz geschlossenen Schrank schauten die Ecke sowie der Klettriemen einer Panzerweste heraus, der Aufdruck
POLICE
war ansatzweise zu erkennen.
    Gut ausgerüstet sind sie, in Forschung und Feuerkraft. Widerstand hätte für Wilson trotz seiner Ausbildung böse enden können.
    Harm wollte die Windgestalt nicht annehmen, weil er dann seine Ausrüstung auf dem Dach zurücklassen würde. Daher versuchte er, eines der Fenster zu öffnen.
    Verriegelt. Ich komme um das nackte Erscheinen nicht herum.
    Er konzentrierte sich und fühlte das Ziehen, mit dem sich sein Körper auflöste und durchscheinend wurde. Früher war es ihm schwierig vorgekommen, heute erschien es einfach. Leise raschelnd fielen seine Kleider herab, ein Ärmel fiel auf das Glas.
    Der Mann sah unverzüglich zu ihm hinauf, die Hand wanderte halb an den Pistolengriff. Die Frauen schauten zuerst zu ihm, dann nach oben.
    Solange sie hinaufschauen, kann ich hinein.
    Harm sackte durch das Fenster und schwebte hinter einer Säule dem Boden entgegen, wo er seine Windgestalt aufgab und stattdessen zur Unsichtbarkeit zurückkehrte.
    »Ich hätte schwören können, dass dort oben jemand war. EineGestalt, wie ein Geist«, beteuerte der Mann den Frauen gegenüber.
    Harm verließ seine Deckung und strich durch den Raum.
    »Das haben wir gleich.« Die Brünette erhob sich. Sie legte die Handschuhe ab und warf sich die Panzerweste über, holte dazu ein Nachtsichtgerät aus dem Schrank. Als sie ihre Vorbereitungen abgeschlossen hatte, nahm sie das Sturmgewehr und ging die Treppen hinauf in den zweiten Stock. Sie klappte eine Leiter aus, schnell war sie ins Freie geklettert.
    Das nenne ich mal unerschrocken.
    Harm trat zuerst zur Blonden an den Tisch und schaute, was sie tat.
    Sie hatte verschiedene Passagen abgescannt und sich darangemacht, sie zu übersetzen. Ein Computer half ihr dabei, der einzelne Symbole der uralten Sprache automatisch erkannte und übersetzte. Wo die Technik versagte, nahm sie einen antik aussehenden Almanach zur Hilfe. Die Worte, die sie zusammensetzte, ergaben jedoch für ihn keinerlei Sinn.
    Silben für eine Dämonenbeschwörung?
    Harm trat zu dem Mann, der das Gleiche tat, nur dass er einen lateinischen Text vor sich hatte. Bei ihm drehte es sich um ein
artefactum
, das weder den
inferi
noch den
caelestes
– weder der Unterwelt noch den Himmelsgöttern – in die Hände fallen sollte.
    Spannend, spannend!
    Schließlich schlenderte Harm zum verwaisten Tisch der Brünetten und schaute auf die altenglische Abschrift, die wiederum auf einen gälischen Text aus Irland zurückging.
    Oh, die kenne ich sogar.
    Er hatte viele Stunden mit dem Buch verbracht und es als reines Sammelsurium der verschiedensten Spukgestalten abgetan. Ohne einen wissenschaftlichen und verwertbaren Gehalt.
    Offenbar tun die Ladys und der Gentleman das nicht.
    Er beugte sich nach vorn, um besser lesen zu können.
Das Haar der Todesfee
    Eine Harfe, geschaffen von Kundigen der Zwischenwelt, zusammengesetzt aus magischen Bäumen und lange Zeit unvollendet. Letztlich gemacht von den Nachtkelten, um die Tagkelten zu beherrschen und sie in ihren Bann zu schlagen. Über sie zu herrschen, mit Freude und Angst. Ekstase und Tod, beides spendend. Verwandte, die in der Harfe lauern.
    Das Haar der

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