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Judastöchter

Titel: Judastöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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murrte eine Frau, die neben dem Kamin saß.
    Ein Ort, um den Boída sie beneidete: warm, trocken, einladend. Sie würde denjenigen, der das ewig haltende Wärmepflaster erfand, persönlich für den Nobelpreis vorschlagen. »Ich bin kein Aufpasser, aber ich interessiere mich sehr für die Beweggründe von Kastell, die ihn veranlasst haben, nach Irland zu kommen und eine Schlacht sondergleichen loszutreten.«
    »Er war schon einmal hier. Er oder sein Vater, aber das ist lange her«, warf ein anderer Mann ein.
    »Heißt das, Sie wollen mir sagen, Kastell ist
zufällig
wieder hier, damit ich mir keine Sorgen mache und wieder gehe, damit Sie die Sache ungestört angehen können?« Boída zeigte ihre vielen spitzen Zähne, die leicht nach hinten gebogen waren. Ideal, um Beute zu packen und festzuhalten. »Das glauben Sie selbst nicht. Sie wissen, dass er Timmy vor dessen Tod nach den Sídhe befragt hat. Wie es aussieht, hat Kastell sich tiefer in die irische Materie eingearbeitet.«
    Sie wurde angeschaut und angeschwiegen. Die Hundewandler zeigten ihre Ablehnung gegenüber der Latina.
    Baker bot ihr einen Whiskey an, den sie ablehnte. Erstens schmeckte ihr der scharfe Alkohol nicht, zweitens nahm sie das Versöhnungsangebot nicht an. »Wir wissen das auch, Miss de Cao, aber um offen mit Ihnen zu sprechen: Es gibt keine Auftraggeber, wie Sie es so gern vermuten. Der Mann tut, was er die ganzen Jahre zuvor mit seinem Alten gemacht hat: uns umbringen.« Das Rudel knurrte und kläffte Zustimmung.
    Boída sah es anders, doch sie hatte keine Lust, gegen vorgefertigte und gefestigte Ansichten anzurennen. Wozu auch? Sie würde sich Kastell schnappen, mit der Hilfe von Rí Baker, und ihn verhören. Danach käme die Wahrheit ans Licht. »Wir werden sehen.« Sie lächelte in die Runde. »Wie wollen wir vorgehen?«
    Baker zeigte auf einen älteren Mann in der Runde. »Uther ist der beste Jäger von uns. Er hat Kastells Geruch im Garten aufgenommen und wird sich auf dessen Fährte setzen. Drei von uns begleiten ihn direkt, der Rest verteilt sich und folgt ihm versetzt, so dass es nicht zu sehr auffällt.«
    »Klingt einfach und gut.« Sie beschloss, dem Garten einen Besuch abzustatten, um Kastells Geruch ebenso aufzunehmen. Sie vertraute sich mehr als Uther. »Zeigen Sie mir die Stelle, wo Sie die Spur gefunden haben.«
    Baker nickte in die Runde, und seine Meute stand auf. Boída spürte die Anspannung, den Jagdtrieb, der sich in allgemeiner Unruhe niederschlug. Das Rudel wollte die Hatz auf den Feind beginnen. Fünf von ihnen zogen die Kleidung aus, ohne Scham zu zeigen, und nahmen ihre Hundeform an: große, kräftige irische Wolfshunde. Mit diesen Körpern konnten sie sich im Gelände einfacher, schneller bewegen. »Es kann losgehen.«
    Nacheinander verließen sie das Haus und verteilten sich in der näheren Umgebung.
    Baker führte Boída in den Garten zu einer Stelle, wo die Erde frisch umgegraben war. Der Rí hatte die sichtbaren Blutspuren des Jungen beseitigen lassen. Dessen Geruch haftete noch immer am Boden, sie roch das Adrenalin, das ausgeschüttet worden war. Sie erkannte zudem die gleichen Silberblattstückchen wie an der Stelle, an der Righley verschwunden war.
    Boída stutzte.
Das
ergab keinen Sinn, denn Kastell war
nach
dem Tod des Fuchswandlers angekommen. Entweder hatte eine weitere Person dem Deutschen geholfen, oder er hatte den Silberflitter
     jemandem abgenommen.
    Sie langte in die lockere, feuchte Erde und wies Baker auf das hauchdünne Argentum hin. »War Kastell das? Oder hatte er Unterstützung?«
    Er überlegte. »Er muss es gewesen sein. Wir haben das Telefongespräch aufgezeichnet. Keine Stimmen oder andere Geräusche, die darauf schließen lassen.«
    Boída glaubte ihm nicht und dachte wieder an den
TeaRoom
mit seinem Silberregen. Das hatte alles nichts mehr mit einem Zufall zu tun. Deswegen wurde es immer wichtiger, dass sie
     Kastell lebend in die Finger bekam. Die blutgeilen HellDogs wollten das sicherlich nicht.
    Sie warf die Erde zurück auf den Boden, suchte nach Abdrücken, die sie dem Deutschen zuordnen konnte. Uther wies auf Profilsohlen, Schuhgröße 46.
    Boída fuhr ihre bläuliche Schlangenzunge aus, ihre Pupillen wurden geschlitzt. Sie konnte Kastells Geruch, seine Besonderheit deutlich schmecken … und sie stutzte. »Mister Baker, sagten Sie nicht, dass Kastell eine Bestie sei?«
    »Ja.« Er runzelte irritiert die Stirn. »Warum?«
    Boída blickte zu Uther, der nicht weniger verwundert

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