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Judastöchter

Titel: Judastöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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gefährlich, wenn die Liaisons von der Boulevardpresse aufgegriffen wurden. Und der eine konnte anders vereinnahmt werden.
    David stellte sich vor, was die Schmutzschreiber aus Gemmas Vorliebe für Domina-Sex machten: verheiratet, zwei Kinder, Vorsitzende von zwei Charityvereinen – und dann ließ sie sich einmal die Woche in einem schäbigen Keller durchprügeln und durchbürsten, dass die Schwarte krachte. Falls das nicht für Rufmord genügen sollte, hatte er noch die Abtreibung mit siebzehn Jahren und den gelegentlichen Konsum von Speed im Rahmen von Betriebsfeiern im Vorstandszimmer in der Hinterhand. »Sie müssen etwas mehr eindrehen«, rief er ihr zu, und Gemma nickte freundlich. »Dann fliegt das Bällchen wie von der Gerte gepeitscht.« Die Spitze hatte einfach sein müssen. »Mister Goldsteen, um auf Ihre Frage mit der Machtveränderung in Irland zurückzukommen: Wie würden Sie das Einflussgefüge innerhalb eines Konzerns ändern?«
    »Ich mag es nicht, mit Gegenfragen bedacht zu werden.« Sein Blick verhärtete sich. »Fakten, Mister O’Liar. Nach ihnen habe ich stets meine Anleihen gezeichnet, und nicht nach den blumigen Versprechungen der buntblendenden Prospekte. Sie waren bisher ein Prospekt auf zwei Beinen.«
    David sah es den Menschen um sich herum an, dass sie das Gleiche dachten. Er hatte schon vor dem Treffen gewusst, dass Wirtschaftsbosse schwerer mit Beschreibungen und Zukunftsgemälden zu beeindrucken waren als weiche Politiker. Aus dem Grund war er bestens präpariert und hoffte, in seine böse Trickkiste greifen zu dürfen. David ging sogar fest davon aus und freute sich auf den Moment, sie vom Sockel der falschen Sicherheit zu stürzen. »Verzeihen Sie, Sir. Ich wollte darauf hinaus, dass die Übernahmemechanismen ähnlich sind. Aber bevor wir über den Umsturz eines Staates plaudern und ich mich vor Zeugen des Hochverrats schuldig mache, möchte ich klarstellen, dass Sie über das, was Sie gleich erfahren, Stillschweigen bewahren. Bei Ihrem Leben und dem Ihrer Angehörigen.«
    In die Stille erklang ein Sirren, dann ein
Klack.
Gemma hatte zugedroschen. »Ich komme mir gerade vor wie in einem James-Bond-Film«, sagte sie mit einem süffisanten Unterton, drehte sich zu ihm und stützte beide Hände auf den Griff wie auf einen Spazierstock.
    »Goldfinger«,
warf Taila Apple, Teilhaberin an verschiedenen Fernsehsendern und Betreiberin eigener Shopping-Kanäle, ein. »Bond und Goldfinger lieferten sich ein Golfduell.«
    »Aber wir sind nicht die Bösen.« David bat Taila zum Abschlag. »Schwören Sie mir nun absolutes Schweigen über das Projekt, Ladys und Gentlemen?«
    Sie schworen, manche mit einem Grinsen auf dem Gesicht, als würden sie nicht an die Ernsthaftigkeit glauben. Den Fehler hatten bereits einige begangen, von denen man nur noch einmal las: in der Spalte mit den Todesanzeigen.
    »Ich nehme Sie beim Wort.« David wartete, bis Paul Wheeler als Letzter seinen Abschlag gemacht hatte, dann schlenderte die kleine Gruppe los. »Ich habe in den letzten Jahren daran gearbeitet, Umbesetzungen im Parlament und im Senat vorzubereiten. Der Präsident weiß zwar noch nichts von seinem Glück, aber er wird auch bald zu uns gehören.« Es wurde gelacht, obwohl er es nicht als Scherz gemeint hatte. »Das wiederum schwöre
ich
Ihnen bei meinem Leben. Da es sich um Hochverrat handelt, den ich begehe, kann ich Ihnen leider keine Beweise geben.«
    Die Männer und Frauen murrten. Goldsteen öffnete schon den Mund.
    »Aber«,
fügte David hinzu, »Sie erhalten von mir eine kleine Aufstellung von Begebenheiten, die sich mit Ihrem Wissen anders lesen werden. Denken Sie daran: eine sanfte Machtübernahme auf allen Ebenen.«
    »Was meinen Sie mit
allen Ebenen?
« Goldsteen hatte den Schläger noch immer geschultert.
    »Möchte ich einen Konzern
übernehmen,
reichen mir die Aktienanteile. Möchte ich den Konzern unter
Kontrolle
haben und garantiert wissen, dass jeder Mann so arbeitet, wie ich es möchte, muss ich die entscheidenden Stellen mit meinen Leuten besetzen.« David hatte diesen Vortrag schon oft gehalten, wusste, an welchen Stellen er betonen musste, um mehr Gewichtung in die Worte zu legen. Er war neugierig, wie weit er damit bei seinen heutigen Fischen kam. »So halten wir es mit der Übernahme der Republik Irland. Auch da müssen Sie sich darauf verlassen, wenn ich Ihnen sage, dass die Schlüsselpositionen des Landes in Verwaltung, Garda und Militär zu einem wesentlichen Anteil von unseren

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