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Judaswiege: Thriller

Judaswiege: Thriller

Titel: Judaswiege: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Berkeley
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runter.«
    Sam rannte durch den menschenleeren Gang, vorbei am Kaffeeautomaten, und drückte am Fahrstuhl beide Knöpfe. Damit würde zwar nicht schneller eine Kabine kommen, aber es fühlte sich in jedem Fall besser an, entschied Sam. Die Tür öffnete sich in Zeitlupe, und im Inneren der Kabine drückte Sam den Knopf für Wesleys Stockwerk gleichzeitig mit dem, der die Türen sich schneller schließen ließ. Er tappte mit dem Fuß auf dem abgetretenen braunen Teppichboden, als könne er dem Aufzug einen zügigeren Takt vorgeben. Die Türen hatten sich kaum weit genug geöffnet, da schlüpfte Sam bereits hindurch und raste den Korridor entlang zu Wesleys Büro. Erst als er dessen Arbeitsplatz erreicht hatte, atmete er durch.
    »Also«, sagte Wesley für Sams Geschmack eindeutig viel zu langatmig. »Es ist mir gelungen, die Hintergrundgeräusche auf seiner Seite herauszufiltern.«
    Wesley klickte mit der Maus und gab über die Tastatur einige Kurzbefehle ein.
    »Erst einmal normal«, kündigte Wesley an und startete die Aufnahme.
    »Nimm ein Taxi nach Queens …«
    »Und jetzt mit dem Filter«, sagte Wesley und startete die Aufnahme ein zweites Mal. Die Stimme war jetzt nur noch dumpf und im Hintergrund zu hören, stattdessen traten andere Geräusche in den Vordergrund, die Sam nicht einordnen konnte. Ein Pfeifen, ein Zug vielleicht. Metall, das auf Metall schlug. Ein Bahnhof? Sam äußerte seine Vermutung, was Wesley ein triumphierendes Lächeln entlockte.
    »Das hatte ich zuerst auch geglaubt, aber ich denke, es ist etwas anderes.«
    Jetzt riss Sam beinahe der Geduldsfaden: »Was, Junge, was?«, fragte er unbeherrscht.
    »Ich denke, das sind Schiffe, Chef.«
    »Schiffe?«
    »Ja, hör noch einmal ganz genau hin.« Der junge Kollege startete die Aufnahme erneut, und jetzt konzentrierte sich Sam ganz auf die Sirenen und das Metall.
    »Du könntest recht haben«, stellte Sam fest. »Bringt uns das irgendwie weiter?«, fragte er. »Lässt sich vielleicht feststellen, um welche Schiffe es sich handelt?«
    »Du machst mir Spaß, Chef.« Wesley hob unschuldig die Hände. »Ich kann vielleicht zaubern, aber das geht nun wirklich ein wenig zu weit.«
    »Verdammt«, sagte Sam. »Okay, es ist unsere einzige Spur. Setzen wir alles auf eine Karte.« Er wandte sich an Bennet, der die ganze Zeit am Nebentisch gestanden und alles mitgehört hatte. »Sag den Spezialeinheiten, sie sollen sich im Hafen von Newark sammeln. Und mach ein bisschen Feuer, okay?«
    Bennet nickte und griff zum Telefon.
    Sam nahm den Hörer von Wesleys Apparat und sagte: »Und du, mein lieber junger Freund, hörst jetzt einmal kurz weg, in Ordnung?«
    »Wenn du Klara anrufen willst, der habe ich schon Bescheid gesagt.«
    Sam stand der Mund offen: »Wie meinst du das, Bescheid gesagt?«, fragte er.
    »Sie hat mitgehört. Oder was glaubst du, wie Anne es heute Nachmittag geschafft hat, sie in die Funkverbindung zu schleusen? Glaubst du, sie hat den Computer eigenhändig programmiert, Sam?«
    »Hallo, Sam«, hörte er eine vertraute Stimme aus Wesleys Telefon.
    —
     
    Klara Swell fuhr in gemächlichem Tempo an den Containern des Brooklyn Marine Terminal entlang. Der Zaun zu ihrer Rechten grenzte den Zollbereich ab, links von ihr standen niedrige Lagerhäuser und größere Brownstones, in denen Firmen ansässig waren, deren Geschäftsgrundlage auf dem angrenzenden Hafen basierte.
    Sam hatte seine Teams nach den Größen der New Yorker Häfen verteilt, ein durchaus logischer Plan, nach dem sich die meisten Beamten am Hafen von Newark in Jersey aufhielten. Trotzdem war Klara anderer Meinung, und zwar nicht nur, weil das Taxi diese Richtung eingeschlagen hatte. Sie glaubte nicht daran, dass sich Rascal Hills Schüler auf den riesigen Containerterminal einlassen würde, der niemals stillstand und dessen genaue Funktionsweise nicht einmal Leute verstanden, die dort seit zehn Jahren arbeiteten. Für einen Meisterplaner wie Rascal Hill, der sich Monate für die Planung einer Entführung Zeit genommen hätte, wäre es die logische Wahl, aber Klaras Bauch sagte ihr, dass die Dinge bei seinem Schüler anders lagen. Letztlich hatte sie sich für den Hafen von Brooklyn entschieden, weil er groß genug war, um Anonymität zu versprechen, jedoch klein und vor allem stadtnah genug, damit hier auch eine junge Anwaltsangestellte im Kostümchen nicht auffiel, wenn sie mit einem Paket über die Straße stöckelte. Nein, je länger sie darüber nachdachte, umso unwahrscheinlicher

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