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Judaswiege: Thriller

Judaswiege: Thriller

Titel: Judaswiege: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Berkeley
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An einem Souvenirshop erinnerte sie sich nochmals an ihre Aufgabe: Identifikation des Verfolgers. Obwohl Pia zum Greifen nahe war, nahm sie ein Windspiel in die Hand und drehte es an der Schnur, an der es hing, im Sonnenlicht. Sie stand nun fast Rücken an Rücken mit Pia und beobachtete die andere Straßenseite und die Gebäude gegenüber. Konnte es sein, dass er sich in einem der Häuser versteckte? Unwahrscheinlich. Nein, er musste mobil sein. Am wahrscheinlichsten war, dass er sie in einem Auto verfolgte. Dafür allerdings war die Verfolgung zu Fuß denkbar ungünstig. Die Chance, dass er sie entdeckte, bevor sie sein Auto ausgemacht hatte, war viel zu groß.
    Sie musste den Versuch abbrechen, das wusste sie. Verzweifelt betrachtete sie Pia, wollte sie berühren, ihr das Gefühl geben, dass jemand für sie da war, dass sie beschützt wurde. Aber natürlich wusste sie genau, dass es das Letzte war, was sie tun durfte.
    Mit einem letzten Seitenblick zu Pia, deren Gesicht starr auf den Verkehr gerichtet war, um ein Taxi zu ergattern, wandte Klara sich ab und eilte zurück zu ihrem Wagen. Vom Auto aus hatte sie wesentlich größere Chancen, ein verfolgendes Fahrzeug zu erkennen.
    »Objekt bewegt sich in einem Fahrzeug auf der Lafayette Richtung Norden«, meldete Wesley über den Funk. Klara, die ihr Auto an einem strategisch günstigen Platz abgestellt hatte, gab dem Taxi eine halbe Minute Vorsprung, bevor sie sich in den dichten Feierabendverkehr einreihte.
    Jetzt frag schon endlich jemand, dachte Klara zornig und bremste an der nächsten roten Ampel.
    »Das Taxi hat das Nummernschild 3B45A«, erlöste sie die Stimme eines der Beamten des Sonderkommandos. Wesley dachte sogar eine Runde weiter und ergänzte: »Fahrer ist ein gewisser Atal Singh, amerikanischer Staatsbürger in vierter Generation, keine Vorstrafen, vierundfünfzig Jahre alt.«
    Hat nichts mit unserem Mann zu tun, dachte Klara und biss sich auf die Lippe. Sie konnte Pias Taxi immer noch nicht entdecken, aber der Verkehr floss zäh, und es gab somit kaum Gelegenheit, sich abzusetzen. Immer wieder beobachtete Klara die Autos, die auffällig die Spur wechselten, um schneller voranzukommen, aber meist bogen die Fahrer an der nächsten Ecke ab, oder es handelte sich um Frauen, offensichtlich echte Lieferanten oder andere Personen, die nicht infrage kamen. Endlich, eine Ampel und gefühlte dreihundert Meter später sah sie Pias Taxi um die Ecke biegen. Mit einigem Abstand erreichte Klara die 10. Straße und folgte Pia Richtung Osten. Der Verkehr crosstown floss deutlich schneller, wie üblich stauten sich hier weniger Fahrzeuge, und Klara hatte eine gute Gelegenheit, einen möglichen Verfolger zu identifizieren. Das gelbe Taxi fuhr zügig etwa einen Block vor ihr, und Klara konnte beim besten Willen kein Fahrzeug erkennen, das sich auch nur im Ansatz auffällig verhielt.
    »Langsam müsste er mal wieder anrufen, um ihr ein Fahrziel durchzugeben«, brach Wesley die Funkstille.
    Da hast du verdammt recht, Junge, dachte Klara und beschloss, etwas näher heranzufahren. Parallel wählte sie Sams Handynummer.
    »Ich glaube nicht, dass er sie verfolgt, Sam«, vermeldete Klara und setzte sich zwischen einen weißen Poland-Spring-Lastwagen und einen riesigen schwarzen Suburban.
    »Bist du sicher?«, fragte ihr Partner.
    »Natürlich nicht, Sam. Hubschrauber, GPS im Paket, ein CIA-Spionagesatellit, nein, verdammt noch mal, ich bin nicht sicher. Aber ein Wagen ist negativ. Sie wird nicht von einem Auto verfolgt. Wenn es nicht der Taxifahrer ist, hat er keine Ahnung, was sie im Moment tut.«
    »Okay. Dann wirf einen Blick ins Fahrzeug, Annäherung freigegeben.«
    Klara warf einen Blick aus dem Seitenfenster. Sie hatte das gelbe Taxi fast erreicht.
    »Verstanden«, sagte sie. »Bleib dran.«
    »Du hast es schon gemacht, oder nicht?«, stöhnte Sam.
    Klara antwortete nicht, sondern wechselte auf die mittlere Spur und beschleunigte. Als sie direkt neben dem Taxi stand, blickte sie auf den Rücksitz. Er war leer.
    »Sie ist nicht mehr drin, Sam!«
    »Was?«, schrie er, und fast zeitgleich hörte sie seine Frage über den Funk: »Wesley, wo ist das Handysignal?«
    »Nach wie vor auf der zehnten Straße, bewegt sich östlich.«
    »Halt ihn an, Klara«, forderte Sam. »Jetzt.«
    Klara hupte und setzte sich vor das Taxi. Als sie bremste, hupte der Fahrer wütend zurück. Aber sie hatte keine Wahl, schließlich fehlte ihr jede offizielle Insignie, mit der sie ihn zum Anhalten

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