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Judaswiege: Thriller

Judaswiege: Thriller

Titel: Judaswiege: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Berkeley
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hätte zwingen können. Ihr Ausweis war nach wie vor konfisziert, und der von Stein besorgte Mercedes verfügte über kein Blaulicht und keine Sirene. Wieder bremste sie und zwang den Taxifahrer, seine Fahrt zu verlangsamen. Im Rückspiegel bemerkte sie, wie er nach links ausscherte. Mit ruhiger Hand setzte sie nach und hielt den Mercedes vor seiner Schnauze. Als sie die Bremsen betätigte, fuhr der Mann indischer Herkunft beinahe in ihr Heck, kam aber mit quietschenden Reifen knapp hinter ihrem Kofferraum zum Stehen. Klara beeilte sich, aus dem Wagen zu kommen, die Pistole, die ihr Stein zum Anzug gelegt hatte, ihren einzigen Trumpf, hielt sie mit beiden Händen und gestreckten Armen vor sich. Hatte der indische Fahrer noch vor wenigen Sekunden versucht, auszuscheren und davonzurasen, hob er jetzt abwehrend die Hände hinter dem Steuer.
    »FBI, steigen Sie mit erhobenen Händen aus dem Fahrzeug.«
    Der Mann schien ihr zu glauben, auch wenn sie keinen Ausweis vorzeigte, wie es für einen echten FBI-Beamten die Dienstvorschrift vorgesehen hätte. Er stieg aus dem Wagen und legte die Hände auf das Autodach. Klara sprang hinter ihn und tastete ihn nach einer Waffe ab. Erwartungsgemäß war der Mann unbewaffnet. Wie Klara vermutet hatte, war er nur zufällig hier hineingeraten. Obwohl sie sich bereits sicher war, dass Pia nicht mehr in dem Auto saß, öffnete sie die Tür und hielt die Waffe in den Wagen. Gelernt war gelernt. Leer. Keine Pia, kein Paket.
    »Wo haben Sie die Frau abgesetzt?«, fragte Klara. Sie packte den verängstigten Mann am Revers seines schlecht sitzenden Jacketts und funkelte ihn aus wütenden Augen an.
    »Sie ist Lafayette und 9. ausgestiegen. Ganz plötzlich«, stammelte der Taxifahrer. »Sie hat mir zwanzig Dollar in die Hand gedrückt und war raus.«
    »Scheiße«, fluchte Klara laut und trat mit dem Fuß in den Staub. »Hat sie sich davor irgendwie auffällig verhalten?«
    »Nein«, sagte der Inder. »Ein Handy hat geklingelt, sie ist rangegangen, dann ist sie ausgestiegen. Sie war ganz ruhig.«
    Klara ließ den Taxifahrer stehen, ohne ihm zu sagen, dass er die Arme herunternehmen konnte.
    »Sam, bist du noch dran?«, frage sie, während sie sich in das Wageninnere beugte. In der Ferne hörte sie schon die Sirenen der herannahenden Kollegen. Sie hatte nicht mehr viel Zeit. Sie fand das Handy zwischen die Sitze gedrückt. Es war immer noch eingeschaltet.
    »Ja, Klara, ich höre.«
    Sie warf einen Blick die 10. Straße hinunter, eine ganze Phalanx von Polizeifahrzeugen schoss durch die Straße, ihre Lichter sprangen auf und ab, während sie mit viel zu hoher Geschwindigkeit über die Schlaglöcher donnerten.
    Klara ließ den Mann stehen und ging zu ihrem Wagen.
    »Sie ist weg. Lafayette Ecke 9. ausgestiegen. Er muss ihr ein zweites Handy mitgegeben haben. Deine Beamten finden das erste auf dem Rücksitz des Taxis, damit ihr es auf Fingerabdrücke untersuchen könnt.«
    »Verdammt«, fluchte Sam.
    »Du sagst es«, stimmte ihm Klara zu. »Jetzt können wir nur noch hoffen, dass Wesley irgendetwas mit diesem kurzen Telefonat anfangen kann. Denn ich bin mir jetzt sicher, dass er ihr nicht gefolgt ist. Die Sache mit dem zweiten Handy war von Anfang an sein Plan. Lass uns beten, Sam.«
    »Amen«, sagte ihr Kollege seufzend.
    —
     
    Pia Lindt trug das Paket in beiden Händen vor ihrem Bauch, als transportiere sie ein lebendiges Organ, das keinesfalls anecken durfte. Sie kämpfte mit den Tränen, dachte an ihr Glück mit Adrian und an all das, was sie soeben im Begriff war zu verlieren. Das ganze Kartenhaus, dessen Grundfesten sie in den letzten Monaten so sorgsam einzementiert hatten, drohte in sich zusammenzufallen. Wegen eines dämlichen Pakets und eines verdammten Psychopathen.
    Konzentrier dich, Pia, hatte Sam sie ermahnt. Präg dir alles ein, alles, was er sagt, kann wichtig sein.
    Seine angeblich so wichtigen Sätze hatten hauptsächlich aus Anweisungen bestanden, wo sie als Nächstes hingehen oder hinfahren sollte. Sie war mit der U-Bahn gefahren, hatte den Bus genommen, war kilometerweit gelaufen, und hatte auch jetzt wieder den nächsten Punkt seiner nicht enden wollenden neuen Anweisungen erreicht. Langsam schwanden ihr die Kräfte, sie konnte das schwere Paket kaum noch halten. Vor ihr erstreckten sich die endlosen Reihen eines Containerhafens, ein buntes Sammelsurium, das von der Anhöhe, auf der sie stand, wirkte, als bestünde es aus Bauklötzen, die ein ganzes Volk übermotivierter

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