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Judaswiege: Thriller

Judaswiege: Thriller

Titel: Judaswiege: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Berkeley
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erschien ihr der große Megaterminal in Jersey.
    Sie bog um die Ecke der Bryant Street und parkte ihren Wagen. Dann nahm sie die schwarze Tüte vom Rücksitz und holte ihren Anzug hervor. Sie öffnete das Fenster und ließ die Seeluft hinein, die wie immer am Hafen nach würzigem Seetang duftete. Gedankenverloren strich sie über das glatte Material und überlegte, wo sie mit ihrer Suche anfangen sollte.
    —
     
    Pia erwachte aus einem traumlosen Dämmerzustand und konnte sich an nichts erinnern. Wo war sie? Warum konnte sie nichts sehen? Und warum war ihr so kalt? Erst langsam kehrten ihre Sinne aus dem drogenumnebelten Schlaf zurück, und ihr Gehirn fing an, die Puzzlestücke, die von der Chemie durcheinandergebracht worden waren, wieder zusammenzusetzen. Das Paket, der Mann, die Spritze. Pia versuchte sich zu orientieren. Sie saß in einem dunklen Raum, so viel war sicher. Der Boden war rauh und kratzte durch den dünnen Stoff ihres Kostüms an ihrer Haut, er war feucht und kalt. Ein Keller. Sie tastete um sich.
    »Hallo, ist da wer?«, fragte sie in die Dunkelheit. Irgendwo hörte sie trippelnde Schritte wie die einer Ratte. Pia lief ein Schauer über den Rücken.
    »Hallo?«, rief sie noch einmal.
    Links von ihr kratzte etwas Größeres auf dem Boden, wenige Meter entfernt. Pia nahm allen Mut zusammen und bewegte sich auf allen vieren in die Richtung des Geräuschs. Irgendwo fielen Tropfen aufs Wasser. Platsch, Platsch, Platsch. Sie setzte eine Hand vor die andere.
    »Hallo?«, flüsterte sie jetzt. Wieder eine Hand nach vorne. Jetzt spürte sie etwas, direkt vor ihr. Ein Atem? Sie hielt die Hand nach vorne, jeden Augenblick bereit, sie blitzschnell wieder zurückzuziehen. Das Kratzen, da war es wieder. Direkt neben ihr, nur wenige Zentimeter. Pia zitterte vor Angst. Sollte sie es wagen? Was, wenn er das war? Bei dem Gedanken an seine Stimme zuckte sie zusammen. Ja, sie hatte Angst. Ihr Atem ging schnell, und ihr Herz pumpte im Rekordtempo Sauerstoff in ihr vom Adrenalin aufgeputschtes Gehirn.
    »Hallo?«, flüsterte sie noch einmal, noch zaghafter als zuvor. Wieder hörte sie das Kratzen, nur Zentimeter von ihrem Ohr entfernt. Wie in Zeitlupe streckte sie den Arm aus. Ihre Finger tasteten sich durch die Dunkelheit, bis sie etwas Weiches berührten. Es fühlte sich weich an und warm, wie ein Mensch. Pias Finger zuckten zurück. Wieder das Kratzen. Sie nahm allen Mut zusammen und streckte wieder die Finger aus, diesmal zitterten sie noch stärker.
    »Wer bist du?«, fragte sie in die Dunkelheit.
    —
     
    Klara Swell lief im Schatten der Lagerhäuser und versuchte, ein möglichst großes Areal abzuarbeiten. Alle paar Minuten verzeichnete sie ihren Fortschritt auf der Kartenfunktion ihres Mobiltelefons, das sie in einem speziellen Case am Unterarm trug. Sie lief seit zwei Stunden auf diese Weise durch die Nacht, und die Aufgabe erschien beinahe aussichtslos. Pia könnte in jedem dieser Lagerhäuser stecken, jede freie Bürofläche konnte dem Täter als temporäre Unterkunft dienen, die meisten sahen nicht gerade aus, als kämen viele Makler mit Horden von Interessenten im Schlepptau, oftmals waren die Fenster eingeschlagen.
    Klara untersuchte die Gebäude, so effizient es ging, spähte ins Innere, vergewisserte sich, dass sie leer standen oder dass die Einrichtung zu den Firmenschildern an der Haustür passte. In eines war sie sogar illegalerweise eingedrungen, weil sie ein verdächtiges Geräusch gehört hatte, aber es hatte sich herausgestellt, dass lediglich ein paar Jugendliche eine drogen- und alkohollastige Feier feierten. Klara hielt wenig von Moralpredigten, und so hatte sie die Jungs einfach in Ruhe gelassen.
    Jetzt schlich sie um den nächsten der immergleichen Brownstones und warf einen Blick durch die Fenster. Nichts. Das Erdgeschoss war verlassen und dem Zustand und einem Maklerschild an der Fassade nach zu urteilen, stand nicht nur ein einzelnes Stockwerk zur Vermietung. Trotzdem störte sie etwas, auch wenn sie nicht genau sagen konnte, wo das komische Gefühl in ihrer Magengegend herrührte. Sie vertraute ihren Instinkten und umrundete das gesamte Gebäude. Keine eingeschlagenen Fenster, keine offensichtlich aufgebrochenen Türen. Wenn sie jedes Gebäude, das so unauffällig anmutete wie dieses hier, genauer unter die Lupe nahm, war sie nächstes Jahr zu Ostern noch immer nicht fertig, erinnerte sich Klara, als ihr plötzlich ein frisches Taschentuch auf dem Boden auffiel. Es kam ihr seltsam vor,

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