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Judaswiege: Thriller

Judaswiege: Thriller

Titel: Judaswiege: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Berkeley
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in eine heikle Situation zu stolpern, wie Klara aus bitterer Erfahrung wusste.
    Plötzlich hörte sie ein Geräusch. Schritte. Viel näher. Blitzschnell flüchtete Klara sich zwischen ein Regal mit halbleeren Farbdosen und einen Kleiderständer. Sie achtete darauf, ihre Gliedmaßen genau hinter den Streben des Regals zu verbergen. Wenn er nicht gerade eine Deckenlampe einschaltete, die Klara nirgendwo entdecken konnte, würde die Tarnung ausreichen. Die Schritte kamen näher. Klara verflachte ihre Atmung bis sie sogar für sie selbst kaum noch wahrnehmbar war. Dann sah sie ihn. Eine dunkle Silhouette tauchte im Türrahmen auf. Ein Mann, jung, fast noch ein Jugendlicher. Mein Gott. Sie hörte seinen schnellen Atem, so nah stand er bei ihr. Mit einem tiefen Seufzer öffnete er die Tür zu dem Raum mit dem Radio und war einen Augenblick später verschwunden. Klara trat aus ihrem Versteck und horchte an der Tür. Jetzt lief ein Song von Jay-Z. Klonk. Er stellte den Stuhl wieder auf und setzte sich. Rascheln. Dann begann er, in den Unterlagen zu wühlen. Klara legte die Hand auf die Türklinke. Gleich wäre es vorbei, sie würde ihm das Messer an die Kehle halten und sich beherrschen müssen, ihn nicht eigenhändig umzubringen. Nein. Klara nahm die Hand von dem kalten Metall und schluckte. Nein. Erst musste sie Pia und Tammy finden, die Geiseln hatten oberste Priorität. Er würde nicht weglaufen, das wusste Klara. Er würde noch da sein, wenn sie zurückkam. Leise schlich sie an der Tür vorbei in den nächsten Raum. Das Flüstern wurde lauter, je weiter sie ging. Selbst für Klaras gute Augen war die Grenze erreicht, sie konnte sich jetzt nur noch auf ihre Ohren und ihren Tastsinn verlassen. Mit dem Messer in der erhobenen Hand tastete sie sich noch ein Kellerabteil weiter.
    »Ist da jemand?«, flüsterte eine junge Frauenstimme.
    »Psst, Tammy. Er ist doch gerade erst gegangen.«
    Sie waren nur wenige Meter von ihr entfernt. Klara beschloss, ein Risiko einzugehen, und flüsterte zurück: »Pia, hier ist Klara. Bitte sorg dafür, dass sie nicht schreit.«
    Sie hörte, wie jemand hinter einer Hand, die ihr auf den Mund gepresst wurde, verzweifelt nach Hilfe schreien wollte.
    »Klara?«, flüsterte es ungläubig zurück.
    »Ja, ich bin da, Pia.«
    »Gott sei Dank. Ich dachte schon, uns findet niemand.«
    »Danke nicht Gott, danke deinem Einfall mit dem Taschentuch«, flüsterte Klara, die sich mittlerweile zu der Tür vorgetastet hatte, hinter der Klara und Tammy eingeschlossen sein mussten. Als sie vorsichtig die Türklinke hinunterdrückte und feststellte, dass abgeschlossen war, beschloss sie, das zweite Risiko des Abends einzugehen. Sie steckte das Messer in das Halfter, zog einen Dietrich und eine kleine Taschenlampe hervor und machte sich sofort an dem einfachen Schloss zu schaffen. Alle paar Sekunden hielt sie inne, um sich zu vergewissern, ob der Junge auch nicht zurückkehrte. Keine Minute später hatte sie das Türschloss geöffnet. Pia fiel ihr lautlos um den Hals und half Tammy dabei aufzustehen. Pia machte Anstalten, die Flucht anzutreten, als Klara das Licht löschte und Pia am Ärmel zurückhielt.
    »Oder bringen wir es jetzt zu Ende?«, fragte sie in die Dunkelheit.
    »Wie meinst du das?«, flüsterte Pia nah an ihrem Ohr.
    »Wir machen ihn fertig. Jetzt und ein für alle Mal, das meine ich.«
    »Ist das nicht gefährlich?«, fragte Pia.
    »Nicht gefährlicher, als an seinem Versteck vorbei hier rauszuschleichen«, attestierte Klara.
    Einige Sekunden herrschte eine gespannte Stille in dem engen Gefängnis. Schließlich presste Pia hervor: »Okay. Aber was ist mit Tammy?«
    »Ich helf euch, das Schwein fertigzumachen«, antwortete das Mädchen, ohne zu zögern.
    Klara wertete Tammys finstere Entschlossenheit als ein gutes Zeichen, vielleicht gab es für Tammy und ihre Familie Hoffnung, diesen Albtraum ohne bleibende Schäden zu überstehen. Immerhin eine Hoffnung.
    Klara erklärte den beiden ihren einfachen Plan, besonders viel ausgefeilte Technik hatten sie ja ohnehin nicht zur Verfügung. Dann schloss sie die Tür zu Pias und Tammys Verlies, ohne abzuschließen, und wartete in der Ecke des Raumes auf ihren Mörder.
    Keine dreißig Sekunden nachdem Pia angefangen hatte zu weinen, hörte Klara, wie in dem angrenzenden Raum der Stuhl zur Seite geschoben wurde. Die Tür öffnete sich, und sie sah den tanzenden Schein einer Taschenlampe, der sich durch die Kellerräume tastete. Er kam näher. Klara spannte

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