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Judith McNaught

Judith McNaught

Titel: Judith McNaught Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Legenden der Liebe
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beide
verkürzte.
    »Miss Lancaster«, sagte er, nachdem
er sich rasch vorgestellt hatte, »es tut mir leid, aber es hat einen Unfall
gegeben.« Seine Schuldgefühle überwältigten ihn fast, als er mit fester Stimme
hinzufügte: »Lord Burleton wurde gestern getötet.«
    Einen Augenblick lang starrte sie
ihn einfach nur schockiert und verständnislos an. »Getötet? Er ist gar nicht
hier?«
    Stephen hatte erwartet, daß sie
zumindest in Tränen ausbrechen oder sogar einen Nervenzusammenbruch bekommen
würde. Er hatte jedoch nicht damit gerechnet, daß sie ihre kalte Hand aus
seiner zurückziehen und mit betäubter Stimme sagen würde: »Wie traurig.
Übermitteln Sie bitte seiner Familie meine aufrichtige Anteilnahme.«
    Sie drehte sich um und war bereits
ein paar Schritte den Pier entlanggegangen, bevor er merkte, daß sie
offensichtlich unter einem schweren Schock stand. »Miss Lancaster«, rief er,
aber seine Stimme ging unter in einem Warnruf vom Schiff. Ein mit Kisten
beladenes Lastnetz schaukelte vom Ladebaum aus herunter: »Treten Sie beiseite!
Passen Sie auf!«
    Stephen sah die Gefahr kommen und
versuchte, Sheridan noch zu erreichen, aber er war nicht schnell genug – das Ladenetz
schwenkte aus und traf sie am Hinterkopf. Sie stürzte zu Boden. Stephen schrie
nach seinen Lakaien, warf sich neben ihr zu Boden und hob sie hoch. Ihr Kopf
fiel schlaff nach hinten, und aus einer großen Wunde an ihrem Hinterkopf rann
Blut.

Achtes Kapitel

    »Wie geht es unserer Patientin denn heute?«
fragte Dr. Whitticomb, als der Butler auf Westmoreland ihn in das Arbeitszimmer
des Earls geführt hatte. Trotz seines munteren Tonfalls war er allerdings
hinsichtlich ihrer Genesungschancen genauso pessimistisch wie Stephen Westmoreland,
der in einem Sessel am Kamin saß, den Kopf in den Händen vergraben.
    »Unverändert«, erwiderte der Earl
und rieb sich müde mit den Händen das Gesicht. Dann blickte er auf. »Sie ist so
still wie der Tod. Ihre Kammerzofen haben Order, ständig mit ihr zu reden, wie
Sie es vorgeschlagen haben. Vor ein paar Minuten habe ich selbst versucht, mit
ihr zu sprechen, aber sie hat nicht reagiert. Das geht jetzt schon seit drei
Tagen so.« Seine Stimme hob sich vor hilfloser Ungeduld. »Können wir denn gar
nichts tun?«
    Dr. Whitticomb wandte seinen Blick
von den sorgenvollen Zügen des Earls ab und unterdrückte den Impuls, ihm selbst
ein wenig Ruhe zu verordnen. Er wußte, es würde vergeblich sein, und so sagte
er statt dessen: »Sie steht in Gottes Hand, nicht in meiner. Aber ich gehe
jetzt hinauf und sehe nach ihr.«
    »Was soll das denn schon bewirken«,
rief seine Lordschaft ihm hinterher.
    Hugh Whitticomb ignorierte diesen
adligen Zornesausbruch. Er stieg die weite Treppe hinauf und wandte sich oben
nach links.
    Als er einige Zeit später ins
Arbeitszimmer zurückkehrte, saß der Earl dort immer noch wie vorher, aber Dr.
Whitticombs Miene hatte sich beträchtlich aufgehellt.
    »Offensichtlich«, sagte er trocken,
»hat mein Besuch doch etwas bewirkt. Vielleicht aber mag sie auch nur meine
Stimme lieber als die der Kammerzofe.«
    Stephen hob ruckartig den Kopf und
blickte den Arzt an. »Ist sie bei Bewußtsein?«
    »Sie schläft jetzt, aber zuvor lag
sie wach und konnte sogar ein paar Worte zu mir sagen. Gestern hätte ich keinen
Penny auf ihr Leben gewettet, aber sie ist jung und stark, und ich denke, sie
wird durchkommen.«
    Nachdem er seine Diagnose zu diesem
Fall gestellt hatt, sah sich Dr. Whitticomb die tief eingegrabenen Linien der
Übermüdung und Erschöpfung um Stephens Augen und seinen Mund an, und kam auf
sein zweites Thema. »Sie hingegen sehen vollständig erschöpft aus, Mylord«,
äußerte er mit der unverblümten Freimütigkeit eines langjährigen Freundes der
Familie. »Ich wollte schon vorschlagen, daß wir nach dem Abendessen gemeinsam
zu ihr hinaufgehen – vorausgesetzt natürlich, Sie laden mich zum Abendessen ein
–, aber Ihr Anblick könnte sie so erschrecken, daß sie einen Rückfall bekommt,
wenn Sie nicht zuerst schlafen und sich rasieren.«
    »Ich brauche keinen Schlaf«,
erwiderte Stephen bestimmt, der sich vor Erleichterung wie von neuem Leben
erfüllt fühlte.
    Er erhob sich, ging zu einem
Silbertablett und nahm den Stöpsel von einer Kristallkaraffe. »Über die Rasur
möchte ich mich allerdings nicht mit Ihnen streiten«, sagte er mit einem
leichten Lächeln, während er zwei Gläser mit Brandy einschenkte und eines
davon dem Doktor anbot. Er prostete ihm mit

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