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Judith McNaught

Judith McNaught

Titel: Judith McNaught Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Legenden der Liebe
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heraus und
blickte Stephen verzweifelt an. Vor Angst und irrationalen Vorahnungen schnürte
sich ihr die Kehle zusammen.
    »Und was bringt Sie hierher?«
    »Miss Lancaster ist nach England gekommen,
weil sie mit einem Engländer verlobt ist«, eilte Stephen Sherry zu Hilfe. Er
betete darum, daß seine Mutter ein starkes Herz hatte.
    Der ganze Körper der Herzoginwitwe
schien sich zu entspannen, und ihr Gesichtsausdruck wurde herzlich. »Wie reizend«,
sagte sie. Sie hielt inne, um stirnrunzelnd den Butler zurechtzuweisen, der ihr
trotz ihrer Bitte nach Schokolade ein Glas Sherry eingeschenkt hatte und es ihr
hinhielt. »Colfax, hören Sie auf, mit diesem Wein unter meiner Nase herumzuwedeln.
Ich hätte gerne heiße Schokolade.« Sie lächelte Sherry an, während Colfax den
anderen Gästen Gläser mit Wein anbot. »Mit wem sind Sie verlobt, Miss
Lancaster?« fragte sie freundlich, während sie sich selbst eine Tasse Schokolade
einschenkte.
    »Sie ist mit mir verlobt«, sagte
Stephen trocken.
    Schweigen breitete sich im Raum aus.
Wenn die Situation nicht so ernst gewesen wäre, hätte Stephen über die
vielfältigen Reaktionen auf seine Ankündigung gelacht. »Mit ... dir?« fragte
seine Mutter wie betäubt. Ohne ein weiteres Wort setzte sie die Tasse
Schokolade ab und griff nach einem Glas Sherry. Zu Stephens Rechten sah ihn
sein Bruder erstaunt und ungläubig an, und seine Schwägerin war völlig
verstummt. Sie hielt ihr vergessenes Glas Sherry in der ausgestreckten Hand,
als wolle sie gerade einen Toast aussprechen. Colfax richtete sein ängstliches
Mitgefühl abwechselnd auf Stephens Mutter und auf Sherry, während Nicholas DuVille
angelegentlich den Ärmel seines Mantels studierte und ganz offensichtlich
wünschte, er wäre ganz woanders.
    Für den Augenblick kümmerte Stephen
sich nicht um ihre Probleme, sondern sah Sherry an, die mit schamrotem Kopf auf
ihren Schoß starrte. Ihr mußte es so vorkommen, als zeigten ihre zukünftigen
Verwandten einen beleidigenden Mangel an Enthusiasmus. Stephen ergriff ihre
Hand, tätschelte sie beruhigend und gab ihr die erstbeste Erklärung, die ihm
einfiel. »Sie wollten meine Familie noch vor der Eröffnung, daß wir
miteinander verlobt sind, kennenlernen«, log er und setzte dabei ein, wie er
hoffte, überzeugendes Lächeln auf. »Deshalb wirken sie so überrascht.«
    »Wir wirken überrascht, weil wir
überrascht sind«, tadelte seine Mutter streng und sah ihn an, als habe er den
Verstand verloren. »Wann habt ihr euch kennengelernt? Wo habt ihr euch kennengelernt?
Du warst doch gar nicht in ...«
    »In ein paar Minuten werde ich alle
deine Fragen beantworten«, unterbrach Stephen seine Mutter in einem knappen
Tonfall, der sie zum Schweigen brachte, bevor sie aussprechen konnte, daß er
seit Jahren nicht mehr in Amerika gewesen war. Er wandte sich an Sherry und
meinte liebevoll: »Sie sind ganz blaß. Möchten Sie nicht lieber nach oben gehen
und sich hinlegen?«
    Sherry wäre nur zu gerne aus diesem
Zimmer mit all seiner unterschwelligen Anspannung geflohen, aber die ganze
Situation schien ihr so befremdlich, daß sie lieber ausharren wollte.
    »Nein, ich – ich glaube, ich bleibe
lieber hier.«
    Stephen blickte in ihre verletzten
silbergrauen Augen und dachte daran, wie dieser Augenblick für sie gewesen
wäre, wenn er ihren echten Verlobten nicht getötet hätte. Sicher, Burleton war
nicht gerade der Hauptgewinn, aber sie hatten einander geliebt, und Burletons
Familie, wenn er eine gehabt hätte, hätte ihr sicher keine so demütigend
schwache Reaktion gezeigt. »Wenn Sie lieber hierbleiben würden«, neckte er
sie, »dann gehe ich nach oben und lege mich hin, und Sie können meiner Familie
erklären, was ich für ein ... ein sentimentaler Idiot war ..., weil ich
zugelassen habe, daß Sie mich um den Finger gewickelt und mich davon überzeugt
haben, daß wir ihnen erst nach dem Kennenlernen von unserer Verlobung erzählen
sollten.«
    Es schien, als fiele Sherry ein
riesengroßer Stein vom Herzen. »Oh«, sagte sie verlegen lachend und blickte in
die Runde, »ist das so gewesen?«
    »Wissen Sie das nicht?« platzte die
Herzoginwitwe her aus. Soweit sich Stephen erinnern konnte, hatte sie damit
zum ersten Mal in ihrem Leben die Fassung verloren.
    »Nein – wissen Sie, ich leide unter
einem kompletten Gedächtnisverlust«, erwiderte Sherry so süß und tapfer, daß es
Stephen vor Bewunderung fast das Herz zerriß. »Das ist natürlich gerade jetzt
schrecklich unangenehm,

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