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Judith McNaught

Judith McNaught

Titel: Judith McNaught Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Legenden der Liebe
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aber zumindest kann ich Ihnen versichern, daß es sich
dabei um keine Erbkrankheit handelt. Er ergab sich lediglich durch einen dummen
Unfall, der auf dem Dock neben dem Schiff passiert ist ...«
    Ihre Stimme versagte, und Stephen
sah ein weiteres peinliches Kreuzfeuer von Fragen auf sie zukommen. Deshalb
stand er auf und nahm die Dinge selbst in die Hand. »Sie sind erschöpft, und Hugh
Whitticomb bringt mich um, wenn Sie morgen früh bei seiner Ankunft nicht rosig
und gesund aussehen«, sagte er liebevoll zu ihr. »Ich bringe Sie zu Ihrem
Schlafzimmer. Sagen Sie bitte gute Nacht zu allen. Ich bestehe darauf.«
    »Gute Nacht«, murmelte Sherry
gehorsam mit verwirrtem Lächeln. »Sie wissen ja sicher, daß Lord Westmoreland
schrecklich fürsorglich ist.« Als sie sich zum Gehen wandte, stellte sie fest,
daß alle sie äußerst befremdet anschauten, bis auf Nicholas DuVille. Er
betrachtete sie mit einem schwachen Lächeln, als fände er sie eher interessant
als hoffnungslos absonderlich.
    Sherry nahm die Erinnerung an diesen
ermutigenden Blick bis zur Tür ihres Schlafzimmers mit. Als sie sich auf das
Bett setzte, dröhnte ihr Kopf vor entsetzlichen Zweifeln und unlösbaren Fragen.

Zwanzigstes Kapitel

    Als Stephen einen Augenblick später wieder in
den Salon zurückkam, blickten ihm vier Augenpaare erwartungsvoll entgegen.
Seine Familie wartete kaum, bis er sich hingesetzt hatte, bevor sie anfing, ihn
mit Fragen zu bombardieren. Er hatte den Stuhl noch nicht ganz berührt, da
redeten schon beide Frauen gleichzeitig.
    Seine Mutter fragte: »Was für ein
Unfall?«
    Seine Schwägerin sagte: »Was für ein
Schiff?«
    Stephen wartete darauf, daß sein
Bruder seine erste Frage stellte, aber Clayton sah ihn nur mit hochgezogenen
Augenbrauen an und sagte trocken: »Ich komme nicht über die umwerfende
Entdeckung hinweg, daß du nicht nur 'ein sentimentaler Idiot', sondern auch
noch 'schrecklich fürsorglich' bist.«
    Nicholas DuVille enthielt sich
höflich jeder Frage, obwohl Stephen das Gefühl nicht loswurde, daß seine
Eröffnung den Franzosen stark erheitert hatte. Er überlegte, ob er DuVille
unaufgefordert eine Kutsche zur Verfügung stellen sollte, damit er heimfahren
konnte, aber der Mann war ein alter Freund von Whitney, und außerdem würde
seine Gegenwart Stephens würdevolle Mutter davon abhalten, den ersten hysterischen
Anfall ihres Lebens zu bekommen.
    Da die Gruppe jetzt bereit war, die
Wahrheit zu hören, lehnte Stephen sich in seinem Sessel zurück, richtete den
Blick zur Decke und begann in beherrschtem Tonfall zu reden. »Die Szene, die
ihr gerade zwischen Charise Lancaster und mir erlebt habt, ist eigentlich eine
gewaltige Farce. Das ganze Debakel begann vor über einer Woche mit einem von
mir verschuldeten Kutschenunfall, der eine Kette von Ereignissen nach sich
zog, die ich euch jetzt erzählen werde. Die junge Frau, die ihr eben
kennengelernt habt, ist genauso ein Opfer der Ereignisse wie ihr verstorbener
Verlobter, ein junger Baron namens Arthur Burleton.«
    Aus der anderen Ecke des Zimmers
ertönte Whitneys erschreckte Stimme. »Arthur Burleton ist – war ein absoluter
Taugenichts.«
    »Wie dem auch sei«, erwiderte
Stephen seufzend, »auf jeden Fall liebten sie sich und wollten heiraten. Wie
ihr gleich erfahren werdet, ist Charise Lancaster, die ihr alle entweder für
völlig durchgedreht oder aber für eine berechnende Mitgiftjägerin haltet, die
mir irgendwie das Eheversprechen entlockt hat, eigentlich ein völlig
unschuldiges und äußerst bemitleidenswertes Opfer meiner eigenen Nachlässigkeit
und Unredlichkeit ...«
    Als Stephen seinen Bericht beendet und alle
Fragen beantwortet hatte, wurde es still im Zimmer. Jeder dachte nach. Stephen
leerte sein Weinglas, als ob der Wein die Bitterkeit und das Bedauern, das er
empfand, wegspülen könnte.
    Sein Bruder redete als erster. »Wenn
Burleton so betrunken war, daß er auf einer öffentlichen Straße im Nebel vor
deine Pferde lief, dann trägt er auf jeden Fall selbst die Verantwortung für
seinen Tod.«
    »Ich bin dafür verantwortlich«,
erwiderte Stephen knapp. Er lehnte Claytons gutgemeinten Versuch, ihn
freizusprechen, ab.
    »Ich lenkte unerfahrene Pferde und
hätte mit ihnen fertigwerden müssen.«
    »Wenn ich deiner Logik folge, fühlst
du dich vermutlich auch für das Ladenetz verantwortlich, das Charise Lancaster
verletzte?«
    »Natürlich«, schnappte Stephen. »Ihr
wäre nichts passiert, wenn wir nicht beide so mit Burletons Tod

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