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Judith McNaught

Judith McNaught

Titel: Judith McNaught Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Legenden der Liebe
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es?«
    »Ich kann hervorragend kombinieren«,
sagte er mit einer übertriebenen Verbeugung. »Bis heute abend habe ich sie weder
singen hören, noch bin ich jemals in ein leeres Haus gekommen.«
    »Ich fühlte mich einsam und beschloß
deshalb, das Haus ein wenig zu erkunden. Als ich hier hereinkam, hatte Ernest –
der kleine Junge – sich gerade den Arm an einem der Kessel verbrannt.«
    »Und Sie stellten alle Dienstboten
zu einem Chor zusammen, um ihn aufzumuntern?«
    »Nein, das habe ich getan, weil sie
anscheinend alle ein bißchen Aufmunterung gebrauchen konnten. Ich übrigens
auch.«
    »Ging es Ihnen nicht gut?« fragte
Stephen besorgt und musterte sie prüfend. Sie sah gut aus. Sehr gut. Reizend
und lebenssprühend – und verlegen.
    »Nein, ich war ...«
    »Ja?« hakte er nach, als sie
zögerte.
    »Ich war traurig, weil Sie weg
waren.«
    Sein Herz machte einen Satz bei
ihrer aufrichtigen Antwort. Er empfand Überraschung und noch etwas anderes,
das er im Moment nicht näher bestimmen konnte. Er wollte es auch gar nicht erst
versuchen. Andererseits stand sie schließlich zur Zeit als seine Verlobte vor
ihm, und so schien es ihm angebracht und angenehm zugleich, sich herunterzubeugen
und einen Kuß auf ihre gerötete Wange zu drücken – und das, obwohl er noch vor
ein paar Minuten gelobt hatte, von nun an nur noch eine völlig platonische
Beziehung zu ihr zu unterhalten. Auch daß der Kuß zu ihren Lippen herabglitt
und seine Hände ihre Schultern packten und sie für einen Moment näher zu ihm
heranzogen, schien vollkommen harmlos. Weder angebracht noch harmlos
allerdings war die sofortige Reaktion seines Körpers, als sie sich an ihn
schmiegte und ihre Hand an seine Brust drückte, und auch nicht der zärtliche
Gedanke, der ihm auf einmal durch den Kopf schoß ... Ich habe dich heute
abend vermißt.
    Stephen ließ sie los, als hätte er
sich die Hände verbrannt, und trat einen Schritt zurück. Er machte ein
ausdrucksloses Gesicht, damit sie seine Verwirrung und seinen Ärger nicht sah,
aber das kostete ihn solche Mühe, daß er automatisch zustimmte, als sie
vorschlug, er solle warten, bis sie ihnen etwas zu trinken bereitet hatte.
    Mit einem Tablett, auf dem Tassen
und eine Kanne standen, kehrte Sheridan an den Tisch zurück und setzte sich
ihm gegenüber. Sie stützte ihr Kinn auf die Hand und studierte ihn mit leisem
Lächeln, während Stephen zusah, wie der Feuerschein auf ihrem Haar schimmerte
und ihre Wangen zum Glühen brachte. »Es muß große Anstrengung kosten, ein Earl
zu sein«, bemerkte sie. »Wie sind Sie überhaupt einer geworden?«
    »Ein Earl?«
    Sie nickte, schaute auf die Kanne
und stand rasch auf. »Gestern abend nach dem Essen erwähnten Sie, Sie besäßen
einen älteren Bruder, der Herzog ist, und dann sagten Sie, Sie hätten Ihre
Titel ohne eigenes Zutun geerbt.«
    »Ich hatte einfach nur Glück«,
antwortete Stephen beiläufig, da seine Aufmerksamkeit von ihren raschen,
anmutigen Bewegungen gefesselt wurde, mit denen sie alles ausführte, was sie
anpackte. »Mein Bruder erbte den Herzogstitel und einige andere von unserem
Vater. Meine Titel habe ich von einem Onkel. Aufgrund eines Freibriefs und
eines besonderen Erbrechts, das einem meiner Vorfahren vor Generationen gewährt
wurde, durften die Earls of Langford einen Erben für ihre Titel benennen, wenn
sie kinderlos blieben.«
    Sie lächelte ihn zerstreut an und
nickte, und Stephen mußte feststellen, daß sie für das Thema, das normalerweise
jedes unverheiratete weibliche Wesen in seiner Bekanntschaft höchst
faszinierend fand, kein besonderes Interesse aufbrachte.
    »Die Schokolade ist fertig«, sagte
sie und ergriff ein schweres Tablett, beladen mit einer Kanne, Tassen, Löffeln
und ein paar delikaten Gebäckstücken, die sie offenbar in einer Anrichte
entdeckt hatte.
    »Ich hoffe, sie schmeckt Ihnen. Ich
weiß anscheinend noch ganz genau, wie ich sie zubereiten muß«, sagte sie und
überreichte ihm das Tablett, als sei es für ihn die natürlichste Sache der
Welt, mit einem Tablett herumzulaufen. »Ich weiß allerdings nicht, ob ich sie
gut gemacht habe.« Sie schien erfreut darüber, daß sie sich daran erinnern
konnte, wie sie das Getränk zubereiten mußte, aber Stephen fand es ein bißchen
seltsam, daß sie eine Aufgabe beherrschte, die eigentlich immer nur von
Dienstboten ausgeführt wurde. Andererseits war sie Amerikanerin, und
vielleicht kannten sich amerikanische Frauen mit Küchen besser aus als ihre
englischen

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