Jugend ohne Gott (German Edition)
haben.
Ihre Augen möchte ich sehen –
Da kommt eine Wolke und alles wird finster.
Sie ist nicht groß, die Wolke, denn sie hat einen silbernen Rand. Wie der Mond wieder scheint, gehe ich hin. Jetzt scheint er wieder, der Mond.
Das Mädel ist nackt.
Er kniet vor ihr.
Sie ist sehr weiß.
Ich warte.
Sie gefällt mir immer mehr.
Geh hin! Sag, daß du das Kästchen erbrochen hast! Du, nicht der N! Geh hin, geh!
Ich gehe nicht hin.
Jetzt sitzt er auf einem Baumstamm, und sie sitzt auf seinen Knien.
Sie hat herrliche Beine.
Geh hin!
Ja, sofort –
Und es kommen neue Wolken, schwärzere, größere. Sie haben keine silbernen Ränder und decken die Erde zu. Der Himmel ist weg, ich sehe nichts mehr.
Ich lausche, aber es gehen nur Schritte durch den Wald. Ich halte den Atem an.
Wer geht?
Oder ist es nur der Sturm von droben?
Ich kann mich selber nicht mehr sehen.
Wo seid ihr, Adam und Eva?
Im Schweiße eueres Angesichtes solltet ihr euer Brot verdienen, aber es fällt euch nicht ein. Eva stiehlt einen photographischen Apparat, und Adam drückt beide Augen zu, statt zu wachen –.
Ich werd es ihm morgen sagen, diesem Z, morgen in aller Frühe, daß ich es war, der sein Kästchen erbrach. Morgen laß ich mich durch nichts mehr hindern!
Und wenn mir der liebe Gott tausend nackte Mädchen schickt! –
Immer stärker wird die Nacht.
Sie hält mich fest, finster und still.
Jetzt will ich zurück.
Vorsichtig taste ich vor –
Mit der vorgestreckten Hand berühre ich einen Baum. Ich weiche ihm aus.
Ich taste weiter – da, ich zucke entsetzt zurück!
Was war das?!
Mein Herz steht still.
Ich möchte rufen, laut, laut – aber ich beherrsche mich.
Was war das?!
Nein, das war kein Baum!
Mit der vorgestreckten Hand faßte ich in ein Gesicht. Ich zittere.
Wer steht da vor mir?
Ich wage nicht mehr, weiterzugehen.
Wer ist das?!
Oder habe ich mich getäuscht?
Nein, ich hab es zu deutlich gefühlt: die Nase, die Lippen –
Ich setze mich auf die Erde.
Ist das Gesicht noch dort drüben?
Warte, bis das Licht kommt!
Rühre dich nicht! –
Über den Wolken raucht der Mann im Mond.
Es regnet leise.
Spuck mich nur an, Mann im Mond!
Endlich wird es grau, der Morgen ist da.
Es ist niemand vor mir, kein Gesicht und nichts.
Ich schleiche mich wieder ins Lager zurück. Der Feldwebel liegt auf dem Rücken mit offenem Mund. Der Regen klopft an die Wand. Erst jetzt bin ich müde. Schlafen, schlafen –
Als ich erwache, ist das Regiment bereits fort. Ich werde es dem Z sagen, daß ich es war und nicht der N, sowie er zurückkommt.
Es ist der vorletzte Tag.
Morgen brechen wir unsere Zelte ab und fahren in die Stadt zurück.
Es regnet in Strömen, nur manchmal hört es auf. In den Tälern liegen dicke Nebel. Wir sollten die Berge nimmer sehen.
Mittags kommt das Regiment zurück, aber nicht komplett.
Der N fehlt.
Er dürfte sich verlaufen haben, meint der Feldwebel, und er würde uns schon finden.
Ich muß an die Höhlen denken, die im Tagebuch des Z stehen, und werde unsicher.
Ist es Angst?
Jetzt muß ichs ihm aber sogleich sagen, es wird allmählich höchste Zeit!
Der Z sitzt in seinem Zelte und schreibt.
Er ist allein.
Als er mich kommen sieht, klappt er rasch sein Tagebuch zu und blickt mich mißtrauisch an.
»Ach, wir schreiben wieder unser Tagebuch«, sage ichund versuche zu lächeln. Er schweigt und blickt mich nur an. Da sehe ich, daß seine Hände zerkratzt sind.
Er bemerkt, daß ich die Kratzer beobachte, zuckt etwas zusammen und steckt die Hände in die Taschen.
»Frierts dich?« frage ich und lasse ihn nicht aus den Augen.
Er schweigt noch immer, nickt nur ja, und ein spöttisches Lächeln huscht über sein Gesicht.
»Hör mal«, beginne ich langsam, »du meinst, daß der N dein Kästchen erbrochen hat –«
»Ich meine es nicht nur«, fällt er mir plötzlich fest ins Wort, »sondern er hats auch getan.«
»Woher willst du denn das wissen?«
»Er selbst hat es mir gesagt.«
Ich starre ihn an. Er selbst hat es gesagt?
Aber das ist doch unmöglich, er hat es doch gar nicht getan!
Der Z blickt mich forschend an, doch nur einen Augenblick lang. Dann fährt er fort: »Er hats mir heut vormittag gestanden, daß er das Kästchen geöffnet hat. Mit einem Draht, aber dann könnt er es nicht wieder schließen, denn er hat das Schloß ruiniert.«
»Und?«
»Und er hat mich um Verzeihung gebeten, und ich habe ihm verziehen.«
»Verziehen?«
»Ja.«
Er blickt gleichgültig vor sich
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