Julia Ärzte zum Verlieben Band 36
einfach nur fest.
Erschöpft lehnte sie ihren Kopf an seine Schulter. „Ich bin nicht das kleine Mädchen auf dem Foto“, sagte sie tonlos. „Aber ich wollte es gern sein. Das sind mein Dad und seine Frau. Und das Kind ist ihre Tochter. Seine andere Tochter. Sie ist genauso alt wie ich. Sie haben in diesem Haus gewohnt.“
Nikos hielt sie weiter fest. „Dein Vater hat wieder geheiratet, nachdem sich deine Eltern getrennt haben?“
„Nein. Mein Vater hatte bereits eine Familie, als er meine Mutter traf, aber er hat ihr nichts davon gesagt. Sie hatten eine Affäre, und Mum wurde schwanger mit mir. Acht Jahre lang schaffte er es, zwei Familien in einer Entfernung von zehn Meilen zu haben, und niemand hat auch nur etwas vermutet.“ Sie schniefte und rieb sich mit den Händen über die feuchten Wangen. „Hast du ein Taschentuch für mich?“
Nikos zog eines aus einer Box am Bett und wischte ihr vorsichtig das Gesicht ab. „Und er konnte sie nicht heiraten, weil er bereits verheiratet war“, setzte er fort.
„Ich glaube nicht, dass er überhaupt die Absicht hatte, sie zu heiraten. Es war nur eine Affäre, die schiefgegangen ist. Als er entdeckte, dass Mum schwanger war, hat er eine Wohnung für sie gemietet. Die Hälfte der Woche verbrachte er mit uns, den Rest der Woche dachte Mum, dass er arbeitete. Warum hätte sie ihm auch misstrauen sollen? Sie dachte, er hätte etwas gegen die Ehe. Wie konnte sie denn ahnen, dass er bereits verheiratet war?“
„Und er verbrachte die andere Hälfte der Woche mit seiner Frau?“
Ella nahm Nikos das Taschentuch aus der Hand und putzte sich die Nase. „Ich glaube, das war es, was Mum so getroffen hat, als alles herauskam. Er konnte nicht vorgeben, dass seine Ehe nur auf dem Papier bestand. Seine Tochter ist genauso alt wie ich. Zieh deine eigenen Schlüsse daraus.“
Nikos atmete leise aus. „Wie und wann hast du die Wahrheit herausgefunden?“
„Auf die grausamste Art überhaupt.“ Ella knüllte das Taschentuch zu einem Ball zusammen und starrte an die Decke. „Ich war acht Jahre alt und habe in einem Korbballturnier gegen eine andere Schule mitgespielt. Plötzlich war da mein Dad und hat zugesehen. Nur, dass er nicht mich angefeuert hat. Er war wegen eines Mädchens gekommen, das für die andere Mannschaft spielte. Er konnte nicht wissen, dass ich dabei sein würde, da unsere Mannschaft in letzter Minute für ein anderes Team eingesprungen war.“
Sie seufzte. „Ich sah ihn dort stehen und hörte das Mädchen sagen: ‚Das ist mein Daddy‘. Zur Halbzeit lief sie zu ihm hinüber und umarmte ihn. Ich erinnere mich, dass ich sie angestarrt habe, dann bin ich zu ihnen gegangen und habe gefragt, warum sie meinen Daddy umarmte. Danach ist alles etwas verschwommen. Ich war … hysterisch. Sie haben meine Mum angerufen, und ab da war alles vorbei.“
„Und dein Vater?“
„Die ganze schmutzige Geschichte kam heraus. Lügen, Lügen und noch mehr Lügen. Doch seine Frau war bereit, ihm zu verzeihen, wenn er sich für sie entschied. Also tat er das.“ Ella lächelte gequält. „Er kam an diesem Abend in mein Zimmer und sagte mir, dass er nicht wiederkommen würde, aber dass er mich immer lieben würde. Und das war es. Er ist gegangen.“
„Du hast ihn nie wiedergesehen?“, fragte Nikos schockiert.
Ella schüttelte den Kopf. „Seine Frau drohte, die Ehe zu beenden, wenn er den Kontakt nicht abbrach, und letztendlich sind sie nach Australien gezogen. Aber für einige Monate haben sie noch hier gewohnt, in diesem Haus. Manchmal bin ich hergekommen, um zu sehen, ob ich einen Blick auf ihn erhaschen kann. Ich dachte, wenn er mich sieht, kommt er zurück. Ich konnte nicht glauben, dass er mich einfach so verlässt.“
Nikos murmelte etwas auf Griechisch, nahm sie auf die Arme und hob sie auf seinen Schoß. Lange hielt er sie einfach nur fest.
Ella schniefte. „Du bist jetzt bestimmt sauer, dass ich es dir nicht gleich erzählt habe.“
„Ich glaube, du hast unterschiedliche Regeln für uns beide“, gab Nikos leise zurück. „Vergiss nicht, dass ich dir auch einiges vorenthalten habe.“
Sie lächelte ihn dankbar an. „Das Verrückte ist, dass ein Teil in mir dieses Haus immer sehen wollte. Ich habe mich gefragt, wie es innen aussieht. Ich dachte, wenn ich es weiß, fühle ich mich besser.“
„Offensichtlich war das nicht der Fall. Jetzt fange ich an zu verstehen, warum du so gezögert hast, meinen Antrag anzunehmen. Du hast Angst, dass ich dir das
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