Julia Ärzte zum Verlieben Band 36
Nachmittag in der Kindernotaufnahme sie von Nikos ablenken würde, hatte sie sich geirrt. Jeder Fall, der durch die Tür kam, war so ernst, dass er seine Anwesenheit erforderte. Und die ganze Zeit sah sie seine grübelnde Miene und spürte die steigende Anspannung zwischen ihnen.
Warum war das Leben so kompliziert?
Sie konnte nicht einfach weggehen, sie erwartete sein Kind.
Doch andererseits, wie sollte sie ihn einfach so heiraten?
Ella überprüfte gerade die Intubationsgeräte im Schockraum, als die Türen aufgingen und Nikos hereinkam. Seine Haut war tiefbraun geworden nach der Woche unter der mediterranen Sonne, und er wirkte attraktiver als jemals zuvor. „Die Rettungssanitäter bringen ein zwei Tage altes Baby mit Atemproblemen.“
War sie die Einzige, die sich nach Griechenland zurückwünschte?
„Weiß man Genaueres?“
„Nein.“ Sein Blick fiel auf ihren Mund. „Und danach fahren wir nach Hause. Du bist mir eine Erklärung schuldig.“
Ella wandte den Blick ab.
„Die Sonne hat dir Sommersprossen ins Gesicht gezaubert“, murmelte er. Liebevoll strich er ihr eine Haarsträhne aus den Augen.
Ihr Herz raste alarmiert.
Zum Glück öffneten sich in diesem Moment die Türen erneut, und die Rettungssanitäter eilten mit dem Baby und einer sehr besorgten Mutter herein. „Tom ist letzte Nacht nicht zum Trinken aufgewacht“, erzählte die Frau, „und als ich ihn hochgenommen habe, war er so ruhig …“
Das Baby lag still auf dem Rollbett und kämpfte um jeden Atemzug. Es sah blass aus und zeigte alle Anzeichen für einen Schock.
Das Team gesellte sich zu ihnen, und Nikos übernahm sofort die Leitung. „Ruf den Kinderkardiologen und sag auf der Neugeborenenintensivstation Bescheid, dass er kommt. Ella, überprüfst du seine Pulsschläge? Brachialis und femoralis. Ich lege einen Katheter.“
Ella schloss das Baby an ein Pulsoximeter an und tat, was er verlangte. „Der Femoralispuls ist sehr schwach, und die unteren Extremitäten sind kühl.“ Das bedeutete, dass nicht genug Blut in die Beine gelangte. „Seine Sättigungswerte sind gesunken, Nikos.“
„Überprüfe den Blutdruck in beiden Armen und Beinen, und versorg ihn mit zusätzlichem Sauerstoff.“ Nikos untersuchte das Baby geschickt.
„Der Blutdruck in seinen Beinen ist niedriger als in seinem rechten Arm.“
„Das bestätigt meine Vermutung. Der Säugling leidet unter einer Einschnürung der Aorta.“ Nikos sprach ruhig. „Er steht unter Schock, weil der Ductus arteriosus plötzlich verschlossen ist.“
„Möchtest du ein EKG machen?“
„Ja, aber erst gebe ich ihm eine Prostaglandininfusion.“
„Wirst du versuchen, den Ductus wieder zu öffnen?“ Ella bereitete vor, was Nikos benötigte, und das Team versuchte, den Kreislauf mit Flüssigkeit und Medikamenten zu stabilisieren.
„Wenn nötig, müssen wir ihn beatmen.“
„Wird er sterben?“, fragte die Mutter des Kindes erstickt. „Was tun Sie mit ihm?“
Eine der Krankenschwestern nahm sie behutsam beiseite, aber Nikos runzelte leicht die Stirn und bedeutete ihr mit dem Kopf, dass sie die Mutter näher heranführen sollte.
„Ich weiß, dass Ihnen das Angst macht“, sagte er mit sanfter Stimme, „aber ich bitte Sie, mir zu vertrauen. Tom geht es so schlecht, weil eines der Blutgefäße, die von seinem Herzen wegführen, verengt ist. Er bekommt nicht genug Sauerstoff, aber das haben wir im Griff. Kommen Sie, Sie können seine Hand halten. So ist gut. Möchten Sie irgendwen benachrichtigen? Ihren Mann?“
Tränen traten der Frau in die Augen, und sie schüttelte den Kopf. „Ich bin allein“, murmelte sie. „Es ist nur so … Man denkt immer, dass einem das nicht passiert. Wenn man ein Baby bekommt, nimmt man einfach an, dass alles gut gehen wird.“
Ella beobachtete, wie die Frau ihre Finger um die winzige Hand des Babys schloss und fragte sich, woher Nikos instinktiv wusste, was den Angehörigen half. Diese Mutter musste ihr Baby berühren.
„Das Problem mit seinem Herzen …“, die Frau hielt ihren Blick starr auf das Baby gerichtet, „… ist es heilbar?“
„Mein Kollege wird einige Untersuchungen durchführen und Bilder von seinem Herzen machen und dann entscheiden, wie er am besten vorgeht.“ Nikos beugte sich über das Rollbett, um den Sauerstofffluss anzupassen, als das pädiatrische Team hereinkam.
Sobald Nikos den Fall übergeben hatte, nahm er die Mutter beiseite, um ihr genau zu erklären, worunter Tom litt. Geduldig beantwortete er ihre
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