Julia Ärzte zum Verlieben Band 36
ganz still und wagte nicht, sich zu bewegen oder zu sprechen.
„Ich war achtzehn, als ich meine Frau kennengelernt habe. Stefania und ich hatten eine wilde, verrückte Affäre, und ich dachte, ich liebe sie.“ Er lachte bitter. „Ich war damals so arrogant, so selbstsicher … in allem. Ihre Eltern waren begeistert, dass ihre Tochter so eine gute Partie gemacht hatte, aber sie wartete nicht einmal, bis die Tinte auf der Heiratsurkunde trocken war, bevor sie die Scheidung einreichte.“
Mitfühlend drückte Ella seine Hand.
„Ich hätte der Scheidung zugestimmt“, murmelte Nikos, „weil ich da bereits wusste, dass es ein Fehler gewesen war. Aber ich fand heraus, dass sie schwanger war. Sie hatte versucht, es vor mir zu verheimlichen …“ Er brach ab.
Ella umarmte ihn. Plötzlich verstand sie, warum er so wütend gewesen war, dass sie ihm nichts von der Schwangerschaft erzählt hatte.
„Sie hatte Angst, dass du die Scheidung verweigerst?“
„Ja. Und sie hatte recht“, sagte er zornig. „Wir schuldeten es dem Kind, es wenigstens zu versuchen. Unglücklicherweise war sie anderer Meinung. Sie wollte allein leben, aber mit der finanziellen Sicherheit meines Geldes. Ich habe es geschafft, sie zu halten, bis meine Tochter sechs Monate alt war, dann hatten wir einen fürchterlichen Streit.“
Er unterbrach sich und starrte einige Momente an die Decke, bevor er weitersprach. „Wir standen vor dem Haus, und sie hatte Katerina bereits im Auto angeschnallt, sie wollte mit ihr zu ihren Eltern fahren. Stefania hatte mir ein Ultimatum gestellt. Ich sollte einer Scheidung zustimmen, oder ich würde meine Tochter nicht wiedersehen. Das war eine schlimme Drohung, denn wir wussten beide, dass sie kein Interesse an dem Kind hatte.“
Ella saß ganz still, geschockt von dem, was sie hörte, und wusste doch, dass es noch schlimmer kommen würde. „Es tut mir leid“, flüsterte sie, aber er schien sie nicht zu hören.
„Stefania fuhr weg, bevor ich sie aufhalten konnte“, sagte er mit belegter Stimme, „mit Katerina im Auto. Ich folgte ihnen, wollte ihr das Kind abnehmen und sie gehen lassen, aber sie hat in einer Kurve die Kontrolle über das Auto verloren. Beide waren sofort tot. Ich konnte nichts tun. All mein Geld konnte meine Tochter nicht retten.“
Ellas Gesicht war tränennass. „Nikos, das tut mir so leid …“ Sie schloss ihn fest in die Arme. „Es tut mir leid, dass du ihr nicht helfen konntest. Du hast so vielen Kindern das Leben gerettet …“
„Ich wollte, dass kein anderer Elternteil das durchmachen muss, wenn es in meiner Macht steht, es zu verhindern“, sagte er müde und strich die Tränen von Ellas Wangen. „Weine nicht. Es ist schon lange her.“
„Aber du leidest noch immer darunter.“
„So etwas wird man nie wieder los. Es verändert dich. Ich habe gelernt, mich nicht zu verlieben. Liebe macht blind und lässt dich sehen, was du sehen willst.“
Ella schluckte. Das kannte sie zu gut. „Ich glaube, ich verstehe, warum du mir nichts von dem Geld erzählt hast“, sagte sie schließlich.
„Du warst anders als die anderen“, sagt er mit weicher Stimme. „Ich wusste immer, dass du etwas Besonders bist. Du kannst fantastisch mit Kindern umgehen, im Krankenhaus sehe ich das jeden Tag. Du warst immer freundlich und großzügig. Du hattest nie viel Geld, aber du hast das Einkaufen und Kochen übernommen und mir kleine Geschenke gemacht.“
Ella errötete. „Sehr peinliche Erinnerung“, murmelte sie, „wenn man bedenkt, dass du dir alles kaufen kannst, was du möchtest.“
„Ich habe immer noch alles, was du mir geschenkt hast. Es zählt nicht der Preis, sondern die Geste.“
„Ich bin froh, dass du die Regel nicht angewandt hast, als du meinen Diamanten gekauft hast“, witzelte Ella schwach und war erleichtert, dass er lächelte.
„Was uns zum Ausgangsthema zurückbringt. Unsere Beziehung.“ Sein Lächeln verblasste, und er musterte lange ihr Gesicht. „Bis jetzt sind wir herumgestolpert und haben viele Fehler gemacht. Wenn ich von deinem Vater gewusst hätte, wäre mir klar gewesen, warum du solche Angst davor hast, mich zu heiraten.“
Ella lächelte ihn zögerlich an. „Und ich hätte verstanden, warum du gefühlsmäßig so distanziert bist, wenn ich von deiner Frau gewusst hätte. So … wie geht es jetzt weiter?“
Er küsste sie sanft. „Ich muss dir immer noch beweisen, dass es bei unserer Beziehung nicht nur um das Baby geht“, murmelte er an ihrem Mund.
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